Es schüttet. So stark, dass selbst Bodo, der brave Dackel von Kreisforstamtsleiter Bernhard Hake, schnaubend sein Missfallen kundtut. Block und Stift des Journalisten haben längst vor den Wassermassen kapituliert – statt Buchstaben sind nur noch Tintenpfützen auf dem durchgeregneten Papier erkennbar. Trotzdem: Thomas Hertrich strahlt. „Gehen wir in den Wald“, frohlockt der Engener Forstrevierleiter.

Gute Laune trotz miserabler Wetterverhältnisse: Der Leiter des Forstreviers, Thomas Hertrich, schildert, warum der 1050 Hektar ...
Gute Laune trotz miserabler Wetterverhältnisse: Der Leiter des Forstreviers, Thomas Hertrich, schildert, warum der 1050 Hektar umfassende Stadtwald aufgeforstet werden muss. | Bild: Tesche, Sabine

Dass sich die Gruppe denn auch vom Parkplatz oberhalb des Hauserhofs aus bereitwillig in Bewegung setzt, hat einen guten Grund: Die 40 Frauen und Männer wollen 100 Eichen und damit ein Zeichen für den Klimaschutz setzen.

Ein ehrgeiziges Ziel

100 Bäume, auf die 10.900 weitere folgen sollen. Der Gemeindetag habe das Ziel ausgegeben, dass jede Kommune in Baden-Württemberg 1000 Bäume pflanzt, berichtet Bürgermeister Johannes Moser. Engen ist ehrgeiziger: „Wir möchten nächstes Jahr für jeden Einwohner einen Baum pflanzen!“ Moser ist nicht mit leeren Händen gekommen. Neben seinem roten Regenschirm hat er einen grünen Douglasien-Setzling dabei, den er an diesem Nachmittag einpflanzen möchte.

Die von Johannes Moser mitgebrachte Douglasie dürfte in fünf Jahren mannshoch sein.
Die von Johannes Moser mitgebrachte Douglasie dürfte in fünf Jahren mannshoch sein. | Bild: Tesche, Sabine

Auch Mosers Begleiter – unter ihnen Förster, Jäger und Privatleute – sind sich einig darin, dass der Wald Hilfe braucht.

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Schädling reißt riesige Wunden

Zum einen liegt das am Borkenkäfer. Bernhard Hake spricht von riesigen Landschaftswunden, die der Schädling in den Wäldern des Landkreises hinterlassen hat, und weist auf eine Tanne am Wegrand, die nach Käferangriffen der Axt geopfert werden muss.

Bild 3: Jeder Engener bekommt seinen eigenen Baum: Die Stadt startet eine großangelegte Aufforstungsaktion
Bild: Tesche, Sabine

Das Holz eines solchen Baums wirft weniger Geld ab als das eines gesunden Baums. Ein Mitgrund, warum der Stadtwald in diesem Jahr zum ersten Mal mit einem Minus abschließen wird. „Besonders die Fichten und ältere Buchen ab 150 Jahren leiden massiv unter der Dürre“, schildert Hertrich. „Dazu kommt das Eschentriebsterben, das uns schon 15 Jahre Probleme bereitet. Die Esche verendet im großen Stil.“ Der Förster hält eine massive Aufforstung für notwendig.

Vielfalt als Antwort auf vielfältige Probleme

Angesichts der vielfältigen Folgen des Klimawandels, wie zum Beispiel steigende Temperaturen, längere Trockenperioden und erhöhte Unwettergefahr, setzt man in Engen auf eine Mischung aus Nadel- und Laubbäumen, Tief- und Flachwurzlern. Das Problem: Setzlinge sind ein gefundenes Fressen für Rehe, die sich zur Zeit stark ausbreiten.

„Wir versuchen den Forst so gut zu unterstützen wie möglich und den Rehbestand unter Kontrolle zu halten“, sagt Jörg Seegert, der mit drei Kollegen ein Revier im Gemeindegebiet  bejagt. Wo sie im Normalfall 25 Rehe im Jahr schießen, liege man jetzt bereits bei 22 erlegten Tieren.

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Jetzt geht es ans Eingemachte

Zum Schutz vor hungrigem Wild sollen auch die auf einer Lichtung bereitstehenden Eichensetzlinge mit Tubex-Rohren umhüllt werden. Zunächst gilt es aber das zu tun, wofür man durch den schlammigen Wald gestapft ist: Bäume pflanzen.

Der Engener Forstwirtschaftsmeister Gert Schneider erklärt das Pflanzverfahren.
Der Engener Forstwirtschaftsmeister Gert Schneider erklärt das Pflanzverfahren. | Bild: Tesche, Sabine

Und siehe da, kaum packen Moser und seine Mitstreiter die Arbeitshandschuhe aus, blitzt die Sonne zwischen den Baumwipfeln hervor. Das scheint auch Dackel Bodo zu gefallen.

Begleitschutz für die Waldschützer: Bodo, der Dackel von Bernhard Hake.
Begleitschutz für die Waldschützer: Bodo, der Dackel von Bernhard Hake. | Bild: Tesche, Sabine

 

 

 

Warum der Wald leidet

Die Trockenheit der vergangenen Sommer setzt den Wäldern im Hegau zu. Gerade tiefwurzelnden Bäumen fehlt es an Wasser. Mit dem Wassermangel einher geht der Befall durch Borkenkäfer, die sich dank der hohen Temperaturen schneller entwickeln. In den kränkelnden Bäumen, denen die Abwehrkräfte fehlen, finden die Schädlinge günstige Bedingungen vor. Gerade durch Windwurf, Schneebruch oder Immissionen geschwächte Nadelbäume dienen ihnen als Brutstätte. Nach Naturkatastrophen wie Orkanen können Käferpopulationen sogar so stark anwachsen, dass auch vitale Bäume durch den Massenangriff der Tiere absterben.