Sie heißt Magirus „Modell Bayern“, trägt ein mattes Weinrot und hat ihren 100. Geburtstag mit einer dreitägigen Feier begangen, die sich sehen lassen kann. Die Rede ist von der Magirus Oldtimer-Motorspritze der Engener Feuerwehr. Ihr Jubiläum wurde mit dem zweiten Oldtimer-Treffen in Engen überhaupt gefeiert. Inmitten des Festrummels erzählen der Feuerwehrkommandant Markus Fischer, Abteilungskommandant Benjamin Bach und Oldtimer-Schrauber Stefan Rath, wie viel Herzblut es für die alten Fahrzeuge und ein solches Fest braucht.
Großer Auftritt für alte Schätzchen
42 Oldtimer-Fahrzeuge von der Drehleiter bis zum Einsatzwagen säumen blank poliert die Altstadt. Alle strahlen in sattem Rot. Nein, nicht alle. Alleine das Fahrzeug der Villinger Wehr aus dem Jahr 1921 trägt ein außergewöhnliches Türkisblau. An exponierter Stelle vor dem alten Stadtpark steht das „Geburtstagskind“ und zieht, wie auch die anderen historischen Schätzchen, viele neugierige und bewundernde Blicke auf sich.
Die Motorspritze der Ulmer Firma Magirus wurde 1923 gebaut und leistete der Stadt Engen 40 Jahre treue Dienste. Heute ist sie eine der ältesten noch fahrbaren Motorspritzen im Landkreis Konstanz. Diese und viele weitere Details sowie jede Menge historische Bilder und Dokumente sind in der Festschrift zum Jubiläum zu sehen und nachzulesen. Die hat der Förderverein der Freiwilligen Feuerwehr Engen herausgegeben.

„Die ganze Engener Abteilung, die Jugend und die Altersabteilung sind eingespannt“, macht Feuerwehr-Kommandant Markus Fischer den Aufwand des Festwochenendes deutlich. Gut 140 Helfer sind im wahrsten Sinner mit Feuereifer am Werk. Die Organisation im Vorfeld hat die Oldtimer-Gruppe um Thomas Maier, Christian Poike und Max Ackermann übernommen. Es ist das zweite Oldtimer-Treffen nach 2007, das in Engen stattfindet. Und das zieht die Besucher an. „Die ganze Vorstadt war voller Menschen“, berichtet Markus Fischer über den Party-Abend am Samstag. Bis 1 Uhr unterhielt die Stettener Trachtenkapelle die Besucher im und um das Festzelt im alten Stadtgarten.

Schrauber aus Leidenschaft
Markus Fischer und Benjamin Bach berichten, dass die Wehren sehr viel Kraft und Zeit in ihre Oldtimer stecken. Die sind so gut in Schuss, dass die meisten am Samstagmorgen bei einer Rundfahrt durch den oberen Hegau teilnahmen. Teilnehmer aus ganz Baden-Württemberg, der Schweiz und Österreich sind an diesem Wochenende in Engen mit dabei.
„Mit viel Herzblut wird geschaut, dass die Teile am Leben erhalten werden“, sagt Stefan Rath. Der Feuerwehrmann und Fahrzeugtechniker kümmert sich mit Leidenschaft um die historischen Fahrzeuge und Maschinen der Engener. „Das habe ich von meinem Vater übernommen“, erzählt er. Dieter Rath habe die Magirus Motorspritze in den Siebzigern mit sieben weiteren Kollegen nach deren Dienstende 1965 restauriert und instand gehalten. „Der Weg war vorgegeben und das Interesse war auch da“, beschreibt Rath, wie er zu seiner besonderen Aufgabe in der Wehr gekommen ist.
Da schwingt schon auch ein bisschen Stolz mit, wenn er erläutert, dass die 100-jährige Spritze noch über den Original-Lack und aufwendige Zierstreifen verfügt. Die alten Fahrzeuge seien noch recht simpel aufgebaut, so dass sie sich gut auseinandernehmen und reparieren ließen. Da werden auch schon mal ganze Motoren ausgetauscht. Heute stecken in der historischen Motorspritze mehrere tausend Arbeitsstunden, berichtet Stefan Rath.
Doch was wären Feuerwehr-Fahrzeuge ohne einen Einsatz? Das dachten sich wohl auch die Organisatoren des Jubiläums. Und so durfte die Feuerwehr-Jugend ran und einmal mit der historischen Motorspritze in der Altstadt löschen. Ohne Feuer, dafür unter großem Applaus der versammelten Besucher. Auf das Kommando „Wasser Marsch“ bewies das „Geburtstagskind“, dass es auch noch nach 100 Jahren löschen kann. Ein rundum gelungenes Wochenende für die Engener Wehr.