Die Stadt Engen ist als familienfreundliche Kommune plus zertifiziert. Jetzt muss sich die Verwaltung laut aktueller Kindergartenbedarfsplanung besonders ins Zeug legen, um in dem für Familien so elementaren Bereich der Kinderbetreuung weiter ausreichend Plätze anbieten zu können. Denn mit der allgemeinen Anmeldewoche im Januar sind insgesamt 162 Anmeldungen eingegangen, während nur 87 freie Plätze regulär in den Engener Einrichtungen vorhanden sind. Das Unterangebot ist in erster Linie auf den Anstieg um 21 Anmeldungen gegenüber dem Vorjahr zurückzuführen.
Zuzüge sorgen für gestiegene Anmeldezahlen
Die gestiegenen Anmeldezahlen führt Hauptamtsleiter Patrick Stärk hauptsächlich auf Zuzüge in den Neubaugebieten und durch den Geschosswohnungsbau in der Stadt und ihren Teilorten zurück. Man habe nun versucht, die Kinder gut auf die Einrichtungen zu verteilen. In der Höchstbelegung aller Betreuungsformen würden nach aktuellem Stand 377 Kindergartenplätze, 65 Tagesstättenplätze über drei Jahren, 28 Tages-Krippenplätze, 32 Krippenplätze mit verlängerten Öffnungszeiten und 27 Hortplätze für Schulkinder belegt sein. Das sind insgesamt 529 Plätze, so die Beschlussvorlage. Regulär stehen 497 Betreuungsplätze in der Kommune zur Verfügung. Das Plus an Plätzen kommt durch eine auf alle Einrichtungen verteilte Überbelegung zustande. Trotzdem fehlen zehn Betreuungsplätze für Kindergartenkinder, wenn alle anderen Anmeldungen auf die verfügbaren Einrichtungen und frei Plätze verteilt werden können. Somit kann der Rechtsanspruch für Kindergartenkinder im Kindergartenjahr 2021/22 nicht erfüllt werden.
Es besteht dringender Handlungsbedarf
Noch habe man die Hoffnung, so Patrick Stärk, dass sich die Warteliste durch Umzüge oder Absagen für einen Platz doch noch deutlich verringert. Gleichzeitig rechnet er aber auch durchaus auch noch mit weiteren Anmeldungen, da nicht alle Eltern die zentrale Anmeldewoche in Anspruch nehmen. Besonders schwierig, so der Hauptamtsleiter, sei die Planung der Plätze im Kleinkindbereich unter drei Jahren. Hier kämen etwa 25 Prozent aller Anmeldungen unter dem Jahr. Die anhaltend hohe Nachfrage im Krippenbereich unter drei Jahren führt nach Einschätzung von Patrick Stärk zu einem dringenden Handlungsbedarf. „Hier muss im Laufe des Jahres schnell gehandelt werden“, bringt es der Hauptamtsleiter auf den Punkt. Und das obwohl erst im letzten April eine dritte Gruppe in der Krippe Im Baumgarten geschaffen wurde. Um weitere Krippenplätze bereitstellen zu können und damit den Rechtsanspruch zu gewährleisten, schlug die Verwaltung deshalb vor, im dritten Obergeschoss des Kinderhauses Sonnenuhr eine weitere Krippengruppe zu schaffen. Die Räume sind frei geworden, nachdem die Berufsvorbereitende Einrichtung dort ausgezogen ist. Das Gebäude gehört der Stadt. Anders sieht es bei den Kindergartenplätzen aus. „Ich tue mich schwer, eine komplett neue Einrichtung vorzuschlagen“, so Stärk im Gespräch. Nicht nur, weil das Kosten von mehreren Millionen Euro mit sich bringen würde. „Ich weiß nicht, ob auf lange Sicht dieser Standard gehalten wird“, so Stärk zu den Anmeldezahlen. Unterbelegungen in Einrichtungen will er auf jeden Fall vermeiden.
Mehr Krippenpersonal ist nötig
UWV-Sprecher Gerhard Steiner machte in der Sitzung deutlich, dass seine Fraktion sehr viel Wert auf die Einhaltung des Rechtsanspruchs auf Kinderbetreuung lege und sicherte seine Zustimmung für den Krippenausbau zu. Für CDU-Rat Christian Arnold war die Frage nach der Personalbeschaffung wichtig. Im Kindergartenbereich sei es sehr schwierig Personal zu bekommen, „im Krippenbereich ist das noch ein bisschen besser“, gab Stärk ihm zu verstehen. Zudem fördere die Stadt die Nachwuchskräfte aktiv. Vier Auszubildende blieben nach ihrem Abschluss bei der Stadt Engen.
Herausforderung für Stadtbauamt
Den Umbau für die neue Krippengruppe in der Sonnenuhr soll das Stadtbauamt übernehmen. Für den Stadtbaumeister und sein Team kommt dieser zusätzliche Auftrag zur Unzeit. Denn aktuell arbeitet das Bauamt mit der neuen Sporthalle und der Sanierung der Welschinger Grundschule schon an zwei Großprojekten gleichzeitig.
Der Ausschuss sprach sich einstimmig für die Einrichtung einer weiteren Krippengruppe in der Sonnenuhr aus und beauftragte das Bauamt mit einer Kostenaufstellung. Zudem stimmten die Räte Ausschreibung zusätzlicher Stellen im Krippen- sowie im Hortbereich zu.