Nicht nur in Bittelbrunn, sondern auch im Engener Stadtgebiet sind Schüsse am Wochenende immer wieder deutlich zu vernehmen. Der Frühling ist da, und seit dem 8. März ist die Schießanlage am Dornsberg wieder geöffnet. Zuletzt fand ein zweitägiges Turnier der Schützen statt. Schon in der Woche zuvor hatte sich Ralph Maier von der Bürgerinitiative Dornsberg Schießlärm im Gemeinderat zu Wort gemeldet.
„Es hat die Bürger zur Weißglut gebracht, dass trotzdem weiter geschossen wird“, so Ralph Maier im Gemeinderat zum Schießbetrieb in Zeiten des Ukraine-Kriegs. Die Bürgerinitiative hat aus diesem Grund ein Schreiben aufgesetzt, in dem sie die Dornsberg Schützen wörtlich auffordern: „Aus Achtung, Wertschätzung und Mitgefühl für unsere Mitmenschen bitten wir Sie: Bitte stellen Sie mit sofortiger Wirkung und bis auf Weiteres Ihren Schießbetrieb auf dem Dornsberg ein!“
Persönliches Erlebnis mit einem Flüchtlingskind
In dem Schreiben, das abgesehen von den Schützen auch an das Landratsamt und die Stadt Engen ging, argumentiert die Initiative insbesondere mit den Belangen der ukrainischen Geflüchteten im Hegau. „Diese Geräuschkulisse ist vor allen Dingen für die traumatisierten Flüchtlinge unzumutbar und enorm belastend, aber auch für die heimische Bevölkerung nicht tragbar“, heißt es in dem Schreiben. UWV-Rat Klaus Hertenstein unterstützte die Argumentationsweise der Initiative und führt ein persönliches Erlebnis mit einem Flüchtlingskind in seinem Garten an. Der Junge habe sich, als er die Schüsse hörte, die Ohren zugehalten und sei ins Haus gerannt, berichtete Hertenstein.
Franz Leibinger hat als Vorsitzender der Dornsberg Schützen eine andere Sicht auf die Dinge. Auf Nachfrage vermittelt er, warum die Schützen ihren Betrieb nicht einstellen werden. „Der Krieg ist eine furchtbare Geschichte. Und den Hinweis finde ich berechtigt“, so Leibinger zum Schreiben der Bürgerinitiative. „Das wäre eine Sache vom deutschen Schützenbund und dem Jagdverband“, so Leibinger zu einem Schieß-Stopp. Bisher fänden aber alle Wettbewerbe wie gewohnt statt. Der Vereinsvorstand gibt zu, dass auch ökonomische Argumente gegen Einschränkungen sprechen. „Wir haben über 700 Mitglieder und vier Festangestellte, die bezahlt werden müssen. Wegen Corona haben wir viele teure Maßnahmen getroffen“, argumentiert Leibinger.
Verein hat sich bisher vergebens um einen anderen Standort bemüht
Um die Bittelbrunner Bürger weniger zu stören, sei man bereits dazu übergegangen, zwei Schießstände am Wochenende nicht mehr zu öffnen, die den Ort besonders stark belasteten. Sportschützen und Jäger müssten von Gesetzes wegen Schieß-Trainings nachweisen. „Wir halten uns an die Gesetze. Auf Wunsch der Bittelbrunner können wir nicht einfach aufhören zu schießen“, so Leibinger. Der Verein habe sich bisher vergebens um einen anderen Standort bemüht.
Vom Landratsamt habe es bisher keine Rückmeldung auf das Schreiben der Bürgerinitiative gegeben, so Maier im Gemeinderat. Bürgermeister Johannes Moser gab zu verstehen, dass sich die Schützen auf ihr Recht und die stattfindenden Wettbewerbe beriefen. Er möchte die Dornsberg-Schützen in Bezug auf die Flüchtlinge anschreiben. „Man kann die Schützen nur auf moralischer Ebene ansprechen“, erklärte er hinsichtlich der rechtlichen Lage.
Wann geschossen wird
Der Parcours am Dornsberg hat seit 8. März geöffnet und schließt zum 22. Dezember. Bis Oktober ist die Anlage von Dienstag bis Samstag vormittags und nachmittags geöffnet – ab November mit verkürzten Öffnungszeiten.
Zusätzlich finden an folgenden Tagen Wettbewerbe statt: 7. und 8. Mai, 21., 22. und 28. Mai, 17. bis 19. Juni, 2. und 3. Juli, 13. und 14. August, 17. und 24. September, 8. und 29. Oktober sowie am 10. und 22. Dezember. (ker)