Die Geschichte vieler Opfer im Nationalsozialismus wurde vergessen oder verdrängt. Wie das im Fall von Stojan Grbic, einem Kriegsgefangenen aus Jugoslawien, war, kann heute anhand der vorhandenen Quellen nur bruchstückhaft nachvollzogen werden. Was man sicher weiß ist, dass der Mann am 29. November 1942 tot im Wald am Schoren gefunden wurde. Er ist eines von 16 Opfern des NS-Regimes, die der ehemalige Kreisarchivar Wolfgang Kramer bei seiner Recherche gefunden hat. Am Sonntag, 19. März, verlegt Künstler Gunter Demnig die ersten sieben Stolpersteine in Engen. Einer davon wird an Stojan Grbic erinnern.

Das Gasthaus Schwanen in Neuhausen diente im Zweiten Weltkrieg als Unterbringung für jugoslawische Kriegsgefangene. Das belegt eine Mietzahlung für das Lager von 30 Reichsmark der Gemeinde an den damaligen Schwanen-Wirt, die Kramer bei seiner Recherche fand. Die Kriegsgefangenen arbeiteten tagsüber auf den Höfen und Feldern der Neuhauser Bauern.
Todesumstände werfen Fragen auf
So auch Stojan Grbic, der nach Aussage von Neuhauser Bürgern, mit einem der Bauern in Streit geraten sein soll. Der soll darin gegipfelt haben, dass Grbic dem Bauern eine Heu- oder Mistgabel in den Rücken gerammt haben soll. Daraufhin soll er in den Wald geflohen sein und sich dort erhängt haben. Der Bauer sei mit dem Leben davongekommen.

Offiziell vermerkt sind andere Todesumstände. In den Beilagen zum Sterbebuch Neuhausen des Standesamts Engen fand Wolfgang Kramer eine Kriegssterbefall-Anzeige von Stojan Grbic. Als Todesursache wird hier „auf der Flucht von Raubwild getötet“ angeführt. Hat er sich erhängt, wurde er tatsächlich Opfer eines Tiers oder kam er auf andere Weise ums Leben? Das wird wohl ein Geheimnis bleiben.
„Bei meinen Recherchen meinte ich, eine Befangenheit und stille Übereinkunft zu spüren, über die genauen Todesumstände des serbischen Soldaten keine Auskunft zu geben“, so Kramer. Die Geschichte macht deutlich, dass bis heute vieles unklar bleibt, was sich während der Zeit des Nationalsozialismus ereignet hat.