Fußball gehört zu den schönsten Nebensachen der Welt – und zwar nicht nur für Männer. Die Kickerinnen des Hegauer FV, die hochklassig spielen, sind überzeugt: Frauenfußball ist der schönste Sport von allen. Luisa Radice und Gina Röhm erklären, warum sie für den Fußball brennen – und trotz aller Gleichberechtigung die Unterschiede betonen. Denn die Fußballerinnen des Engener Vereins, die in der Oberliga spielen, sehen Männer- und Frauenfußball als zwei unterschiedliche Dinge. Auch Trainerin Michaela Ruff sagt: „Man darf Männer- und Frauenfußball nicht miteinander vergleichen.“

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Frauen hätten andere körperliche Voraussetzungen, die sich auch in der Dynamik des Fußballspiels widerspiegeln. Denn Männer seien im Durchschnitt größer und schwerer, außerdem haben sie mehr Muskelmasse als Frauen. Dadurch können sie zum einen härter schießen, zum anderen können Männer schneller und mehr sprinten. „Frauen spielen daher langsamer und das Spiel ist insgesamt schöner anzusehen. Männerfußball ist schneller und mitunter aggressiver“, erklärt Ruff.

Wozu das führen kann, zeigen die Profis: Die Frauen des DFB wurden in den Jahren 2003 und 2007 Weltmeister und holten achtmal den Europameistertitel nach Deutschland. Zuletzt gelang das im Jahr 2013.

Weniger Show, weniger Verletzungen

Für Kickerin Gina Röhm spiele vor allem der Zusammenhalt im Team eine große Rolle. „Wir Frauen provozieren und diskutieren weniger im Spiel. Männer setzen da schon eher auf den Showeffekt. Außerdem nehmen wir beim Spielen mehr Rücksicht aufeinander“, sagt die 20-Jährige, die schon von Kindesbeinen an im Verein spielt. Durch diese Spielweise würden sich Frauen auch weniger verletzen.

Zwar seien laut Trainerin Michaela Ruff Muskelverletzungen sowie Bänder- und Sehnenverletzungen bei den Spielerinnen eher selten. Dafür seien Kreuzbandrisse ein Problem. „Da kommt man kaum drumherum“, so Ruff. Auch die Fußballerinnen Carolin Simon und Giulia Gwinn aus dem DFB-Kader waren im vergangenen Jahr davon betroffen.

Auch für die 34-jährige Luisa Radice steht der Gemeinschaftsgedanke an oberster Stelle. „Bei uns geht es nicht um das Individuum, sondern um uns als Team. Wir spielen miteinander, nicht gegeneinander“, erklärt Radice. Auch sie hat von klein auf im Verein mitgespielt und kann sich keinen schöneren Sport vorstellen. Gina Röhm ergänzt: „Der Hegauer FV bietet uns Mädchen und Frauen so viel. Wir werden sehr gefördert.“

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Der Hegauer FV hat im Bereich der Frauen in der Saison 2023/2024 zwei Frauenmannschaften und drei Juniorinnenteams gemeldet. Dabei können sich alle Mannschaften sehen lassen, denn sie spielen auch hochklassig: Das erste Frauen-Team spielt in der Oberliga, genauer in der vierten Liga, das zweite Frauen-Team in der südbadischen Verbandsliga. Die U17-Juniorinnen spielen in der Juniorinnen-Oberliga, zweite Liga, und die U16-Juniorinnen in der Verbandsliga. Die U14-Juniorinnen spielen als reine Mädchenmannschaft in einer regionalen Jungsstaffel.

Hochklassiges Frauenfußball hat Priorität

Der Erfolg der Frauen komme nicht von ungefähr. „Drei Mal die Woche zu trainieren ist schon anstrengend, aber das ist es mir wert“, sagt Gina Röhm. Zudem sei man auch ständig unterwegs. Samstagabend über die Stränge zu schlagen, komme für die Kickerinnen nicht in Frage. Für die Spiele am Sonntag müsse man fit sein.

„Wenn man in der Oberliga spielt, dann plant man sein Leben danach. Nicht umsonst haben wir auch in der Regionalliga gut gespielt“, erklärt Trainerin Michaela Ruff. Und Luisa Radice führt aus: „Auch der Urlaub richtet sich danach, wann Spielpause ist.“ Dass sie hochklassig spielen dürfen, sei aber der größte Lohn, so Radice. Dass sich jüngere Spielerinnen nach den Schulferien richten müssen, sei allerdings klar und werde berücksichtigt.

Die Kickerinnen Gina Röhm und Luisa Radice (von links) spielen beim Hegauer FV in der Oberliga.
Die Kickerinnen Gina Röhm und Luisa Radice (von links) spielen beim Hegauer FV in der Oberliga. | Bild: Graziella Verchio

Dass sich der Einsatz und die Förderung der Mädchen und Frauen lohne, zeige sich auch in der Außenwahrnehmung. „Seit es unseren Verein gibt, sind wir anerkannt. Das hat auch viel mit Wertschätzung zu tun und spornt uns an, weiterzumachen“, sagt Trainerin Michaela Ruff. Denn vor allem die Spanne zwischen Amateur- und Leistungsfußball mache den Verein so besonders. Je früher man mit dem Spielen anfange, desto besser. Denn nicht nur die Mädchen, sondern auch die Teams müssen aufgebaut werden.

Auch der Hegauer FV kämpft mit Wechseln

Denn auch der Hegauer FV hat mit einem Problem zu kämpfen: „Viele junge Frauen entscheiden sich nach dem Abitur dafür, den Hegau für ein Studium oder ein Jahr im Ausland zu verlassen“, sagt Ruff. Zwar können die Lücken mit Nachwuchssportlerinnen gefüllt werden. Doch Luisa Radice sagt: „Man muss als Team dann erst wieder zusammenfinden“.

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Und wo sehen sich die Kickerinnen in fünf Jahren? Was das angeht, sind Luisa Radice und Gina Röhm sich einig. „Ich finde, wir haben das Potenzial, wieder in der Regionalliga zu spielen“, sagt Röhm. Und vielleicht findet bis dahin die ein oder andere Spielerin ihren Weg in die Nationalmannschaft.