Das Jahr 2023 hätte für Merle Menje aus Gottmadingen und Yannis Fischer aus Mühlhausen-Ehingen kaum unterschiedlicher laufen können. Fischer hat das bisher beste Jahr seiner Karriere. Fahnenträger bei der Para-Weltmeisterschaft, Weltmeister mit einem neuen Weltrekord und Nachwuchssportler des Jahres. „Schon als die WM vorbei war, dachte ich, es war ein krasses Jahr, aber als ich dann noch von der Nominierung Para-Nachwuchssportler des Jahres gehört habe und ich das dann auch noch wurde, das war dann der krönende Abschluss“, resümierte Yannis Fischer sein vergangenes Jahr.

Auf der anderen Seite hatte Merle Menje kein gutes Jahr – zumindest sportlich gesehen. Kurz vor der Weltmeisterschaft hat die 19-Jährige ihr Abitur geschrieben. Dazu kamen 2023 noch einige Krankheiten und sie sei sehr häufig krank gewesen. „Ich hatte nicht mein bestes Jahr. Es war eine harte Saison“, berichtet die Athletin aus Gottmadingen. Nichtsdestotrotz haben die beiden Athleten aus der Region dasselbe Ziel: die Paralympischen Spiele 2024 in Paris.

Vorbereitung mit erschwerten Umständen

Die Vorbereitungen für die Spiele, welche vom 28. August bis zum 8. September stattfinden, laufen auf Hochtouren. Für den Kugelstoßer und die Rennrollstuhlfahrerin sieht diese aber sehr unterschiedlich aus. Während Fischer erst wieder ins Training einsteigt, hat Menje gerade erst ihre Wintersaison abgeschlossen.

Merle Menje ist Rollstuhlrennfahrerin und zeigt auf diesem Bild Einblicke in ihr Training.
Merle Menje ist Rollstuhlrennfahrerin und zeigt auf diesem Bild Einblicke in ihr Training. | Bild: Sam Buchli

Die mehrfache Europameisterin ist nämlich nicht nur im Sommer in ihrem Rennrollstuhl unterwegs, sondern im Winter ist sie auch noch Langläuferin und da ist das Ziel die paralympischen Spiele 2026 in Italien. „Ich mag beides sehr gerne und vor allem die Kombination. Ich liebe halt so die Abwechslung, weil mir das mental und physisch super viel gibt, da neue Anreize zu setzen“, erklärt die Athletin, die sich auf die 800, 1500 und 5000 Meter sowie den Marathon fokussiert.

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Ende Januar war sie für den jüngsten Weltcup noch in Südtirol unterwegs, bevor es dann für ein Trainingslager und die ersten Wettkämpfe im Rennrollstuhl nach Dubai ging. Sie befindet sich also schon mitten in der Vorbereitung. Das ist aber auch sehr wichtig, denn die 19-Jährige muss sich noch mithilfe ihrer Leistungen für die Spiele in Paris qualifizieren.

Die Abläufe bei den Paralympics sind bekannt

Bei dem Weltmeister verlaufen die Dinge aktuell etwas langsamer. Der 22-Jährige musste im vergangenen Sommer seine Saison frühzeitig wegen einer Rückenverletzung beenden. Diese Beschwerden plagen ihn auch jetzt noch, weswegen er immer noch nicht voll trainieren kann. „Mit den drei Kilo kann ich jetzt wieder volle Stöße machen. Normalerweise stoße ich mit vier Kilo. Ich mache 6/4 Drehungen und die kann ich mit den drei Kilo schon machen. Nach ungefähr zehn Stößen ist der Rücken bereits wieder gereizt“, gewährt der Mann aus Mühlhausen-Ehingen Einblicke. Nichtsdestotrotz sei es ein kleiner Fortschritt in der Vorbereitung auf Paris. „Ich hoffe nicht, dass die Paralympischen Spiele gefährdet sind“, berichtet er.

An die zurückliegenden Paralympics haben beide gute Erinnerungen. In Tokio, 2021, durften sie zum ersten Mal das Spektakel erleben: „Tokio war wichtig. Ich konnte ohne Druck meine ersten Erfahrungen sammeln und kenne schon die Abläufe. Auch das paralympische Dorf zu kennen, könnte von Vorteil sein“, erklärt Menje.

„Und ja, da ich meine Pasta gebraucht habe, habe ich da schon um sieben Uhr meine Nudeln gegessen, um dann einen guten Wettkampf ...
„Und ja, da ich meine Pasta gebraucht habe, habe ich da schon um sieben Uhr meine Nudeln gegessen, um dann einen guten Wettkampf machen zu können. Zum Frühstück Nudeln“, berichtet Yannis Fischer von den Paralympischen Spielen in Tokio, 2021. | Bild: Matthias Güntert

Aber nicht nur das, es ist auch eine schöne Anekdote entstanden. So benötige Fischer vor einem Wettkampf immer seine Pasta, damit er genug Kohlenhydrate und Energie habe. In Tokio war sein Wettkampf aber relativ früh morgens. Was passierte also? Richtig, es gab Pasta zum Frühstück. „Und ja, da ich meine Pasta gebraucht habe, habe ich da schon um sieben Uhr meine Nudeln gegessen, um dann einen guten Wettkampf machen zu können. Zum Frühstück Nudeln“, berichtet er.

Sportliche Höchstleistungen in Paris

Das könnte auch für Paris der Schlüssel zum Erfolg sein, denn da hat er sich hohe Ziele gesetzt. „Wenn ich antrete, dann ist es mein Ziel, das beste aus mir rauszuholen, und dann ist mein Ziel natürlich auch die Goldmedaille zu holen. Ob es dann so wird, ist die andere Sache“, berichtet der Kugelstoßer.

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Dieses Selbstvertrauen kommt nicht von ungefähr, denn er ist ja im vergangenen Sommer Weltmeister geworden – und zwar in Paris. Er kennt den Ort bestens und erinnert sich auch gerne zurück: „Immer wenn ich auf das Ereignis zurückblicke, dann bekomme ich Gänsehaut und es macht mich mega glücklich.“

Yannis Fischer bei der Para-Weltmeisterschaft 2023 in Paris.
Yannis Fischer bei der Para-Weltmeisterschaft 2023 in Paris. | Bild: Tom Weller / Förderverein Para Leichtathletik

Auch bei Menje sei die Vorfreude riesig, vor allem wenn sie sich dann für die Spiele qualifiziere. Im Gegensatz zu Fischer hat sie aber keine Medaille als Ziel ausgegeben. Für sie sei es wichtig, in die Finalläufe zu kommen und dann zu schauen, was möglich sei. Im Idealfall so weit wie möglich nach vorne und sich dann an der Weltspitze orientieren, berichtet Menje.

Es begann alles mit einem Probetraining

Den Weg in die Weltspitze haben die beiden Athleten aus dem Hegau auf unterschiedliche Weise bestritten. Für die Rennrollstuhlfahrerin begann der Weg sehr früh in ihrer Sportart. Bereits mit sieben Jahren besuchte sie den ersten Lehrgang, berichtet sie. Als Ausgleich war dann der Wintersport gedacht, sagt sie. Da sich „Rollstuhl und Schnee nicht so gut verträgt“, musste Menje zusammen mit ihrer Familie etwas anderes finden. So war der Langlauf für die 19-Jährige die Alternative. „Es war nicht der Plan, das als zweiten Leistungssport zu machen. Das hat sich irgendwie so entwickelt“, berichtet die junge Athletin, die Französisch studiert.

Bei Fischer ist das etwas anders gelaufen. In seiner Jugend hat er sich viel ausprobiert – geblieben ist er beim Fußball. Darin war er sehr erfolgreich: 2017 in Guelph, Kanada, gewann er mit der deutschen Nationalmannschaft die World Dwarf Games. Das bedeutet, er ist Fußballweltmeister geworden. Auf einer darauffolgenden Ehrung wurde er gefragt, ob er nicht mal ein Probetraining in der Leichtathletik machen wolle, berichtet er. Danach spezialisierte er sich auf das Kugelstoßen. Zum einen, weil es eine olympische Sportart ist, aber zum anderen, weil es „einfach unheimlich Spaß gemacht hat“, sagt der Informatikstudent.

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Das vereint Merle Menje und Yannis Fischer. Der Spaß und die Leidenschaft am Sport. Und vielleicht ist das ab August nicht mehr das einzige, was die beiden vereint. Dann könnte nämlich aus Mission Paris die Mission Gold werden und beide könnten sich Olympiasieger nennen.