Zwei Freibäder im Hegau haben derzeit ein Problem: Ausgerechnet in der größten Hitze können Besucher dort nur zu verkürzten Öffnungszeiten planschen. Denn als wären ohnehin vorhandene Personalprobleme nicht schon genug Herausforderung, verschärfen zuletzt Gewalttaten zusätzlich die Situation. Immer öfter müssen Rettungsschwimmer eingreifen und die Aufsicht übernehmen, damit sich Besucher abkühlen können. Auf Nachfrage schildern sie, wie groß das Problem mangelnden Respekts inzwischen ist.
Nach einem Faustschlag eines Badegastes gegen den Schwimmmeister im Gottmadinger Höhenfreibad und dessen folgender Krankschreibung mussten die ohnehin schon reduzierten Öffnungszeiten weiter zeitlich verringert werden. Dort öffnet das Bad erst ab 12 Uhr statt regulär 9 Uhr.
Auch das Engener Erlebnisbad kann derzeit nicht im geplanten Umfang öffnen. Dort hat zwar eine Schlägerei zwischen zwei Personengruppen mit 20 bis 30 beteiligten Menschen keine Auswirkungen auf das Badepersonal. Dennoch gibt es auch dort nach einem Krankheitsfall reduzierte Öffnungszeiten. Allerdings ist in Engen bald Entspannung in Sicht, ab Mittwoch, 9. Juli, soll es nicht erst mittags, sondern wieder ab 8.30 Uhr und mittwochs sogar 7 Uhr öffnen.
Zwei Kinder vor dem Ertrinken gerettet
Das Beispiel Engen zeigt deutlich, dass Rettungsschwimmer doppelt gefordert sind: Sie helfen, den Badebetrieb aufrechtzuerhalten, und retten in ihrer ursprünglichen Eigenschaft auch Leben. „Am vergangenen Sonntag mussten wir gleich zweimal eingreifen, um kleine Kinder vor dem Ertrinken zu retten“, schildert Ingo Sterk, Vorsitzender der Deutschen Lebensrettungsgemeinschaft (DLRG) Ortsgruppe Engen.
„Bei geschätzten 3500 Badegästen kann es mitunter vorkommen, dass Eltern bei der Aufsicht ihrer Kinder den Überblick verlieren. Umso wichtiger, dass das Badepersonal und wir als Rettungsschwimmer einen schnellen Einsatz leisten können“, betont Sterk.
Aufgrund der angespannten personellen Situation habe auch der Engener Bürgermeister Frank Harsch unterstützend einen Beitrag geleistet, er sei als Rettungsschwimmer ausgebildet. Am vergangenen hochfrequentierten Sonntag habe das DLRG zusammen mit Harsch und den Hauptamtlichen einen Großteil des Einsatzes bewältigt. „Die Zusammenarbeit klappt sehr gut“, betont Sterk, ein Urgestein der DLRG Engen. Die DLRG hat viele Aufgaben, bietet etwa auch Schwimmkurse für Kinder.
Das so wichtige Ehrenamt stößt aber an die Grenzen. „Wir lassen uns nicht so leicht erschrecken und wollen helfen, wo es geht“, sagt Jan Zwingenberger, Vorsitzender des Gottmadinger Schwimmbadfördervereins. Der sorgt mit fünf Rettungsschwimmern wie auch der DLRG-Ortsverein für die Sicherheit im Höhenfreibad und unterstützt die mittlerweile eingesetzten Sicherheitskräfte. „Es geht vor allem auch um die Aufsicht bei den Attraktionen, wie den Rutschen und den Sprungbereichen“, so Zwingenberger.

Auch wenn im Bad eine fast durchwegs friedliche Stimmung herrsche, so gebe es jedoch doch eine steigende Aggressivität einzelner Badegäste. Das berichten auch Ingo Sterk in Engen und Manuela Beschle, Vize-Vorsitzende der DLRG Gottmadingen. „Wir sind ungewohnt schon früh in der Saison mit Sonderschichten stark gefordert. Die Bereitschaft bei unseren Mitgliedern ist aber trotz zeitlicher Belastung enorm“, sagt Manuela Beschle.

„Sobald eine Person unseres Vereins tätlich angegangen wird, besteht die Gefahr, dass die Motivation nicht nur schwindet, sondern dass mögliche Geschädigte nicht mehr länger bei uns in der DLRG tätig sein wollen“, sagt Ingo Sterk.
Der Respekt schwindet
„Leider müssen wir in zahlreichen Fällen feststellen, dass der Respekt schwindet. Dazu steigt wohl auch die Hitze manchem in den Kopf“, so Manuela Beschle. Ein Umstand, den auch den Gottmadinger Bürgermeister Michael Klinger stark besorgt. Es seien so viele Badeverbote wie noch nie ausgesprochen worden. Er zeigt sich dankbar, dass die DLRG und der Förderverein mithelfen, dass das Schwimmen und Baden in Gottmadingen, wenn auch derzeit etwas eingeschränkt, möglich sei.