Dem 43-Jährigen wird vorgeworfen, am Abend des 31. Juli 2018 das historische Hofgut Balisheim in Gaienhofen heimtückisch in Brand gesetzt zu haben, um die sich darin befindlichen Personen zu töten.
Als Motiv für die Tat vermutet die Staatsanwaltschaft Rache, weil dem Mann gekündigt wurde, nachdem er Jahre bei der Familie Burkart angestellt war. Der Familie Burkart gehört das Hofgut. Der 31. Juli sollte sein letzter Arbeitstag bei der Familie sein. Auch von einer schweren Alkoholabhängigkeit des Angeklagten ist immer wieder die Rede.

Ein Mitglied der Familie Burkart lieferte mit ihren Aussagen Indizien, die auf eine Beteiligung des Angeklagten schließen könnten. Mit ihrer Familie wohnt das Mädchen in einem Haus unterhalb von Hof Balisheim. Als der Brand entdeckt wurde, machte sich ihre Mutter direkt auf zum Hofgut.
Sie selbst ging in ihr Zimmer, von dem sie einen guten Blick auf den Radweg hatte, der vom Hofgut wegführt. Dort habe sie einen Radfahrer erblickt, der sich zügig vom Hofgut entfernt hatte. Sie gab an, den Radfahrer nachträglich als den Angeklagten identifiziert zu haben.
Viele Zeugen haben den Angeklagten auf dem Fahrrad heimradeln sehen
Doch das Mädchen ist nicht die einzige, die den Tatverdächtigen an jenem Abend auf dem Fahrrad gesehen haben will. Mehrere Zeugen berichteten, ihn ebenfalls gesehen zu haben. Nachbarn des Angeklagten saßen an dem lauen Sommerabend im Jahr 2018 noch auf dem Balkon, als der Brand auf Hof Balisheim entdeckt wurde.
Sie gaben an, während sie zusammen den Brand beobachtet hatten, gesehen zu haben, wie der Angeklagte mit dem Fahrrad in die Straße einbog und sich zu seiner Wohnung begab. In dem Wohnhaus haben mehrere Mitarbeiter des Bauunternehmens Burkart gewohnt.
Angeklagter interessierte sich nicht für den Brand
Einer sagte aus, er habe es komisch gefunden, dass sich der 43-Jährige so gar nicht für die Aufregung interessierte. Er sei direkt nach Hause gegangen, obwohl alle anderen auf den Balkonen standen und sich über den Brand unterhielten.
Später, so berichten ebenfalls mehrere Zeugen, habe man auf der Straße gestanden und jemand habe den Angeklagten aus seiner Wohnung gerufen. Laut Aussage der Zeugen, solle er da zuerst gesagt haben, er sei bei seinem Sohn gewesen. Später, er habe lediglich mit ihm telefoniert.
Mögliches Alibi kann weder bestätigt noch widerlegt werden
Der 43-Jährige schweigt weiter beharrlich. Seine vorgeladene getrennt lebende Ehefrau und der Stiefsohn machten von ihrem Aussageverweigerungsrecht als direkte Angehörige Gebrauch und sagten ebenfalls nichts zu den Tatvorwürfen. Im August 2018 hatten sie noch umfassende Angaben bei der Polizei gemacht, diese sind nun für den Prozess nicht mehr verwertbar.

Ein Arbeitskollege soll laut Aussage vor Gericht den Angeklagten am Abend des Brandes sogar mit direkten Vorwürfen der Brandstiftung konfrontiert haben. Doch dieser habe „wie ein Geist“ reagiert. Dass er etwas mit dem Brand zu tun habe, habe er verneint.
Er sei klar und ansprechbar gewesen, aber in keinster Weise aufgeregt. Er habe unbeteiligt gewirkt. Ein Eindruck, der sich bis in den Prozess zieht, den der Mann mit einer stoischen Haltung verfolgt.

Immer wieder ist auch der Alkoholkonsum des Angeklagten Thema während der Verhandlungen. Dass er viel getrunken habe, das sei in dem Unternehmen und seinem Umfeld bekannt gewesen.
Obwohl er bei der Arbeit nie Aussetzer hatte, wie mehrere Zeugen bestätigten. Man habe es nur gerochen. Aber trotz Alkoholkonsums habe er sich völlig normal verhalten.
Aber bei einigen Feiern der Angestellten von Hof Balisheim habe er sich laut Zeugenaussagen von Kollegen aggressiv und unberechenbar gezeigt.
Überall waren hunderte leere Bierflaschen versteckt
Auch berichteten weitere Mitglieder der Familie Burkart, dass man überall an den Arbeitsstellen des Angeklagten sowie bei ihm zu Hause hunderte Bierflaschen gefunden habe. Sie seien zum Teil versteckt gewesen.
Und etliche Bierflaschen habe man bei den abgebrannten Holzschöpfen, die dem großen Brand von Hof Balisheim vorausgegangen waren, gefunden.
Urteil wird kommende Woche erwartet
Ob diese Indizien das Gericht überzeugen, wird sich nächste Woche zeigen. In den folgenden Prozesstagen werden weitere Zeugenaussagen gehört sowie die Aussagen der Gutachter zum Feuer und zum psychischen Zustand des Angeklagten
Zur Anklage
Dem 43-Jährigen wird vorgeworfen, aus niederen Beweggründen das Hofgut Balisheim in Brand gesteckt zu haben. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Mann vor, er habe gezielt Kerstin Burkart und ihre drei Kinder umbringen wollen. Unter ihren Schlafzimmern wurde der Brand ausgelöst. Im Haus befanden auch noch Feriengäste. Bei dem verheerenden Feuer wurde niemand verletzt. Immer wieder Thema der Verhandlung ist ebenfalls ein technischer Defekt, der für das Feuer gesorgt haben könnte. Der Schaden beläuft sich auf 2,5 bis 2,8 Millionen Euro.