Herr Maas, Sie haben gesagt, ihr Traum sei es, am Bodensee zu wohnen. Nun sind Sie schon ein par Wochen hier. Ist der Traum noch immer ein Traum oder sind Sie mittlerweile aufgewacht?
Ein Traum ist es nicht mehr, denn er ist Realität geworden. Natürlich ist das von der Region hier landschaftlich einzigartig schön hier. Aber auch mit den Begegnungen mit den Menschen, sei es im Rathaus oder mit den Bürgerinnen und Bürgern, ist vieles in Erfüllung gegangen, was ich mir gewünscht hatte.
Haben Sie schon ein Haus oder eine Wohnung in Gaienhofen gefunden?
In Gaienhofen selbst haben wir noch nichts gefunden. Meine Frau ist Lehrerin und musste in Krefeld erst einmal das Schulhalbjahr beenden. Seit Februar haben wir eine Wohnung in der Region, nur leider noch nicht in Gaienhofen direkt. Wir werden aber weiterhin die Augen offen halten. Ich finde, der Bürgermeister sollte schon die Luft der Gemeinde atmen, für die er da ist. Aber es muss sich halt auch etwas Passendes ergeben.
Ist das Leben am See auch so, wie Sie es sich vorgestellt haben?
Da kann ich ganz klar sagen: Ja. Die Vorstellungen sind in Erfüllung gegangen. Gerade im Winter strahlt die Region so etwas Ruhiges aus. Die Atmosphäre, die ich hier in den wenigen Momenten, die ich mal Zeit habe, erlebe, ist sehr entspannt. Aber wir freuen uns auch sehr auf den Sommer hier am See.
Wie haben Sie sich bisher im Rathaus eingelebt?
Ich hab ein tolles Team hier in Gaienhofen im Rathaus. Bei der Größenordnung muss ich mich gegenüber der Krefelder Verwaltung allerdings schon ziemlich umstellen. Allein im Schulbereich hatte ich dort 350 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die gesamte Verwaltung hatte fast 4000 Mitarbeiter. Da gab es natürlich in vielen Rechts- und Sachgebieten Spezialisten, hier gibt es Mitarbeiter mit einem unglaublich breiten Wissen. Sie müssen sich um sehr viel kümmern. Das finde ich klasse, da profitiere ich selbst auch von. Die Themenvielfalt, die meine Mitarbeiter und mich beschäftigt, ist ganz groß, sei es nun Jagdwesen, Verkehrsrecht oder Bauwesen. Mein Gehirn bekommt ordentlich Futter, denn ich lerne gerne dazu. Das ist hier richtig spannend.
Sie hatten den wohl kürzesten Wahlkampf, den wir persönlich je erlebt haben. Jetzt hatten Sie Zeit, sich richtig mit Gaienhofen zu beschäftigen. Wie ist ihr zweiter Eindruck?
Ich komme jetzt immer mehr in die Themen rein, die ich in den vielen Gesprächen mit Bürgerinnen und Bürgern im Wahlkampf kennenlernen durfte. Manches ist sehr komplex, das war mir schon im Herbst 2022 klar. So zum Beispiel Themen wie Verkehr oder Bauen für junge Familien. Dieses Wissen vertieft sich jetzt. Was mich fasziniert ist, dass man die Möglichkeit hat, den Menschen eins zu eins zu begegnen. Egal ob es Verwaltungsmitarbeiter oder Bürger sind, da führe ich ganz viele Gespräche. Und das ist genau das, was meinem Wesen entspricht. Dinge in der Begegnung und in der Interaktion voranzubringen. Ich versuche das einzuhalten, was ich im Wahlkampf versprochen habe: Gespräche führen und Stimmungen aufnehmen. In den nächsten Wochen und Monaten wird sich zeigen müssen, ob es uns gelingt, gemeinsam Lösungen finden. Da sehe ich mich in erster Linie als Moderator und als Rechtsexperte. Und dann geht es darum im Trio Rathaus, Gemeinderat und Bürgerschaft, die besten Wege zu entwickeln.
Haben Sie schon einen Überblick über die Themen?
Beim Thema Schlössli habe ich mich inhaltlich und rechtlich als Erstes reingefuchst. Mir war es wichtig, die Rechtslage klar und offen zu kommunizieren. Das Thema Verkehrsplanung insgesamt, egal ob Parken oder Geschwindigkeitsbegrenzung oder die Überwachung von Geschwindigkeit, beschäftigt die Menschen sehr. Da gibt‘s die komplette Bandbreite der Meinung, von überall 70 bis überall 30. Da möchte ich die neuralgischen Punkte kennenlernen und in einem Forum mit den Bürgern diskutieren. Das Thema Wohnen ist ein ganz schwieriges in Gaienhofen, es gibt hier nur ganz wenig Flächen, wir haben mehr als 80 Prozent Natur- und Landschaftsschutz. Dort, wo es noch Flächen gibt, müssen die Eigentümer auch bereit sein, diese an die Gemeinde zu verkaufen. Denn nur so lässt sich die Bautätigkeit steuern. Da haben wir schon einen großen Druck, doch muss es auch ein Akt der Solidarität sein. Denn die Gewinne werden geringer sein, als würde man es am freien Markt verkaufen. Doch da werde ich erst noch Gespräche führen müssen.
Welche Schwerpunkte wollen Sie in den kommenden acht Jahren setzen?
Am Anfang ist es mir wichtig, mir ein eigenes Bild zum Thema Verkehrssituation zu machen. Den zweiten Schwerpunkt bringe ich aus persönlicher Prägung und Überzeugung: das Bildungsangebot. Da sind wir in Gaienhofen herausragend aufgestellt. Da möchte ich noch einmal genau hinschauen, wie es baulich bei der Grund- und Werkrealschule aussieht. Auch das Thema Digitalisierung der Schulen ist mir wichtig. Die nachkommenden Generationen haben es verdient, die besten Voraussetzungen für ihre Bildung zu erhalten. Da läuft schon viel über Fördergelder und Unterstützung durch Bund und Land. Als dritten Schwerpunkt sehe ich das Thema Wohnen und die Frage, wie man Menschen, die hier aufgewachsen sind, eine Perspektive für die Zukunft ermöglichen kann. Damit sie hier wohnen, aber auch arbeiten können.
Gibt es ein Herzensprojekt, welches Sie gerne umgesetzt und abgeschlossen hätten?
Ich habe den Eindruck, das Thema Verkehrsplanung ist das, was die Menschen hier am meisten beschäftigt. Aber da habe ich noch keine fertige Lösung, die ich verlässlich in meiner Amtszeit werde umsetzen können.
Dann frage ich Sie in einem Jahr noch einmal. Aber gibt es sonst noch etwas, was sie realisieren möchten? Schnelles Internet, Handyempfang?
Beim Thema schnelles Internet profitiere ich von der guten Vorbereitung meines Vorgängers, denn der Glasfaser-Ausbau hat jetzt angefangen. Das mit dem Mobilfunkempfang merke ich selbst auch, aber das ist eine andere Sache. Da geht es viel um persönliche Ängste der Menschen. Ich denke, das wird noch ein dicker Brocken.
Sie werden in wenigen Tagen den Schlüssel zum Rathaus wieder abgeben müssen. Sind Sie darauf schon vorbereitet?
Vielleicht gelingt es uns dieses Jahr mit der Verstärkung, die ich selber durch meine rheinische Herkunft mitbringe, das Rathaus zu verteidigen. Ich bereite mich mit meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter intensiv darauf vor, aber ich fürchte die Chancen werden nicht ganz so hoch sein.
Zum Schluss: Wollen Sie verraten, ob Sie schon ein Häs haben?
Das soll eine Überraschung bleiben, aber das Rathaus-Team hat sich da etwas überlegt.