Das Hesse-Museum in Gaienhofen hat eine schwierige Zeit hinter sich. Denn während der Pandemie brachen die Besucherzahlen des Museums nahezu um die Hälfte empfindlich ein. Nun aber geht es wieder aufwärts: Ein Jahr nach dem Aufheben der Restriktionen zur Bekämpfung der Pandemie erreichten die Besucherzahlen im vergangenen Jahr wieder beinahe das Rekord-Niveau aus dem Jahr 2019, bilanziert Yvonne Istas, seit Herbst 2022 die Leiterin des Hesse Museums.

Allein im Februar dieses Jahres sei die Zahl der Besucher um das Dreifache zum Vergleichsmonat im Vorjahr gestiegen. Das Museum schließe wieder an den Trend steigender Besucherzahlen aus den Jahren vor der Pandemie an. Auch dank neuer Konzepte, mehr Veranstaltungen und einer zusätzlichen Halbtagskraft, berichtet Istas, die in Kunstgeschichte über den Bau und die Ausstattung des Hoftheaters Wiesbaden promoviert und im Nebenfach Germanistik studiert hat.

Verknüpfung von Musik und Literatur

Den Gaienhofener Gemeinderäten präsentierte Istas zu ihrem Start ihre Idee, Musik und die Literatur Hesses zu verknüpfen und das Museum so langfristig für weitere Zielgruppen zu öffnen. Inzwischen seien zwei musikalische Veranstaltungen im Hesse-Museum erfolgreich verwirklicht worden. Solche Veranstaltungen seien grundsätzlich in ihren Vorbereitungen arbeitsintensiv. Man brauche daher einen langen Atem, bis sich diese etablieren, erklärt die Museumsleiterin.

In erster Linie sei sie jedoch angetreten, das Museum zu leiten, auszurichten und auch die Punkte ihrer Vorgängerin Ute Hübner wieder aufzugreifen, die diese zeitlich nicht in Angriff nehmen konnte. Denn Ute Hübner baute das Hesse-Museum als ein „riesiges Projekt mit Fördergeldern“ attraktiv um, so Istas. Die Zahl der Besucher stieg folgerichtig vor der Pandemie Jahr um Jahr.

Museumsleiterin plant Modernisierungen

Auch das nebenan liegende ehemalige Schul- und Rathaus – das Haupthaus des zwei Gebäude umfassenden Museum-Ensembles mit Schwerpunkt Kunst, Literatur und Sonderausstellung – möchte Yvonne Istas angehen. Die Ausstellungen zu der Künstler- und Literaturlandschaft der Höri, die beiden Dauerausstellungen im Hauptgebäude, seien in die Jahre gekommen, findet Istas. Auch sei die im Dachgeschoss angesiedelte Pfahlbauten-Archäologie seit 2017 geschlossen. „Wir sind nicht mehr das Heimatmuseum, das 1988 vor 36 Jahren startete“, sagt Yvonne Istas.

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Sie möchte ein neues Raumkonzept für das Hauptgebäude im Dorfkern von Gaienhofen erstellen. Eine Idee, die ihre Vorgängerin bereits angestoßen hatte. Auf ihrer Agenda stehen die Bewahrung und Sammlung der in beiden Häusern befindlichen Bestände in einem klimatisierten Depot. Zudem die Restaurierung und digitalisierte Inventarisierung mit dem kostenfreien Programm „Museum digital“.

Was ist im Hesse Museum nun geplant?

Aktuell werden im Hauptgebäude die Grundlagen für eine Verschmelzung von Kunst und Literatur mit einem Audio-Guide gelegt, sagt Istas über die Zukunft des Museums. Zudem zeige man dort momentan die Kunstausstellung „Beate Bitterwolf – Halbinselland“.

Darüber hinaus bietet das Museum laut Istas für nahezu jeden Anlass verschiedene Überblicks- und Themenführungen und Vorträge zum Leben und zum Werk Hesses sowie zur Literatur- und Künstlerlandschaft Höri an. Auf literarischen und bis zu zwei Stunden andauernden Wanderungen würden die Teilnehmer zum Beispiel Wissenswertes über Hesses Aufenthalt in Gaienhofen erfahren.

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Die Wanderung führe zu landschaftlich reizvollen Orte, die Hesse oft besucht hatte. Unterwegs würden Texte und Gedichte gelesen. Bis Mitte Mai gebe es Wanderungen, Lesungen, Vorträge und eine geführte Kunstausstellung. Am Sonntag, 19. Mai – dem internationalen Tag der Museen – bietet das Museum einen freien Eintritt, so Istas. Eingeschlossen darin seien Lesungen und die Buchvorstellung „Hegau literarisch“ im Scheunensaal.

Hesse Tage und Hesse Kolloquium 2024 in Gaienhofen

Als eine große Bereicherung für das Museum empfindet Yvonne Istas die im vergangenen Jahrhundert etablierten Hermann Hesse-Tage. Mit diesen jährlich stattfindenden Vortragsreihen unterscheide sich das Museum von den beiden anderen Hesse-Museen, die in Calw und Montagnola zu finden sind. Im vergangenen Jahr seien knapp 500 Besucher zu den Vorträgen, Lesungen und Abendveranstaltungen der Hermann Hesse-Tage gekommen.

Und 2024 richtet das Museum in Gaienhofen wieder die Kolloquien-Tage rund um seinen Namensgeber und Literaturnobelpreisträger aus. Diese werden alle zwei Jahre abwechselnd von den Museen in Gaienhofen, Calw und Montagnola angeboten, so Istas. In diesem Jahr kommt im Oktober das Kolloquium nach sechs Jahren wieder nach Gaienhofen. Als Kunsthistorikerin möchte Yvonne Istas dabei laut eigener Aussage auch das Thema „Hesse und die Kunst“ aufgreifen.