Ob Weihnachten bei den Schweizer Nachbarn anders gefeiert wird als im Hegau, muss man die älteren Gailinger fragen. Heutzutage gibt es ja kaum noch Unterschiede – außer vielleicht beim Essen. Früher war das noch anders. Ende November findet in Diessenhofen der Martinimarkt statt. Für die Gailinger Jugend war das der Start in die Weihnachtszeit. Sicher, der Martinimarkt ist damals wie heute ein farbiger schöner Jahrmarkt mit vielen Ständen. Was ihn früher neben der Chilbi-Stimmung und den Fahrgeschäften mit lauter Rock‘n‘Roll-Musik besonders gemacht hat und die Dorfjugend über die Holzbrücke lockte: Das waren die heißen Maroni, die es damals nur in der Schweiz gab.

Mit Martini startete einst die Vorweihnachtszeit

Aber heiße Maroni sind nicht nur zur Vorweihnachtszeit längst auch diesseits der Grenze angekommen. Welche Köstlichkeiten gab und gibt es zu Weihnachten bei den Nachbarn im Kanton Schaffhausen? Abgesehen davon, dass in der Schweiz statt der deutschen Weihnachtsgans Fondue Bourguignonne oder Chinoise auf den Tisch kommt. Sonst gibt es heute kaum noch Unterschiede.

Hüben wie drüben wird vor und während Weihnachten ziemlich viel Glühwein getrunken. Weihnachtsmärkte, weihnachtlich beleuchtete Straßen, Konzerte und Kirchenbesuche gehören zu Weihnachten auf beiden Seiten des Rheins.

Vielleicht bildet das Weihnachtsgebäck eine Ausnahme: Aus dem etwa 20 Kilometer von Gailingen entfernten schweizerischen Gächlingen wird berichtet, dass zur Weihnacht die Ältesten im „Gvätterlischuel“ genannte Kindergarten einen Tannenast „mit Guetzli“ daran bekommen haben. Besonders beliebt bei Alt und Jung sind bis heute die Wiiguetzli, die heute noch mit Rotwein und speziellen Gewürzen gebacken und gegessen werden.

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Beim Schaffhauser Zuckerbeck Ermatinger ist Christoph Stiep seit 45 Jahren der Spezialist für Wiiguetzli. Seit zwei Jahren ist er pensioniert. Doch in der Adventszeit kehrt er wieder in die Backstube zurück, der Wiiguetzli wegen. Dabei sind sie gar nicht sein Lieblingsgebäck. Er bevorzugt Anisbrötli, die er auch schon seit 45 Jahren professionell bäckt. Seine Frau hingegen, so sagt er, die mag die Wiiguetzli. Rebecca Steinemann, Verkäuferin beim Zuckerbeck, hält die Wiiguetzli für unverzichtbar in der Vorweihnachtszeit – wie viele Schaffhauserinnen und Schaffhauser.