Das nächste Outlet ist nach Gottmadingen gezogen: Die Osann-Gruppe hat Anfang November ihre Fachhandelsmarke Babyblume um ein großes Outlet für Babybedarf auf dem bestehenden Firmengelände in Gottmadingen erweitert. Das neue Konzept löst die bisherige Filiale in Singen ab; die Filiale in Konstanz bleibt aber weiterhin bestehen.

Für Geschäftsführer Patrick Osann, der das Familienunternehmen in der zweiten Generation leitet, ist die Investition in den Standort ein klares Bekenntnis für Gottmadingen. „Wir sind mit der Gemeinde tief verwurzelt, unsere Anfänge liegen dort“, sagt er.
Die Babyblume ist nicht der einzige Betrieb, das Gottmadinger Gewerbeflächen für einen Direktverkauf nutzt, wie Wirtschaftsförderer Thomas Schleicher schildert. Vor allem die Nähe zur Schweiz sei für Gewerbetreibende sehr attraktiv.
Online-Handel und zu große Räume
Warum der Standort in Singen aufgegeben habe, daraus macht Patrick Osann kein Geheimnis. „Er war nicht mehr wirtschaftlich“, betont er. Auch der zunehmende Onlinemarkt habe zu dieser Entscheidung beigetragen. „Ohne das Thema Internet und Onlinehandel waren die 2500 Quadratmeter in Singen perfekt für das Konzept von Beratung und Einzelhandel“, sagt Osann.
Doch mittlerweile seien die Räumlichkeiten im Singener Industriegebiet einfach zu groß geworden. „Corona hat diese Entwicklung zum Teil wie ein Durchlauferhitzer beschleunigt“, so der Geschäftsmann. Die Zeiten von großen Flächen, auf zwei Stockwerken und dann am besten noch alle Produkte in jeder Ausführung auf Lager zu halten, seien vorbei.
Neues Outlet umfasst 650 Quadratmeter
Das neue Outlet im Gottmadinger Gewerbegebiet umfasst 650 Quadratmeter. Dafür wurde eine bereits bestehenden Lagerhalle über ein Jahr lang umgebaut. „Wir reduzieren nicht nur die Fläche, sondern auch die Marken“, sagt Osann. Neben den eigenen Produkten wird es nur noch die Marktführer geben. Die Idee dahinter: Eine Konzentration auf weniger Platz, persönliche Beratung und Produkte, die sofort verfügbar sind. Neben dem Umzug des bisherigen Fachgeschäfts aus dem Industriegebiet in Singen wird künftig auch das Angebot des Stephan Osann Fabrikverkaufs in das neue Outlet integriert.
Bisher hatte dieser einmal im Monat auf, das neue Outlet soll viermal pro Woche geöffnet haben, so Osann weiter. Auf dem Areal gebe es laut dem Geschäftsführer zudem weiteres Entwicklungspotenzial auf dem die Firma wachsen könne. „Wir haben noch Fläche zur Verfügung“, sagt Osann. Seiner Aussage nach sei es auch denkbar, dass verschiedene externe Anbieter zukünftig im Outlet ihre Waren anbieten. Bei Bedarf könnten so etwa auch die Bereiche Kinderernährung oder Schwangerschaftsgymnastik einen Platz finden.
Auf Gottmadingen warten weitere Steuereinnahmen
Babyblume ist nicht das einzige Outlet, das in Gottmadingen seine Türen öffnet. Nicht weit entfernt locken etwa gleich zwei Fahrradhändler mit ihren Lagerverkäufen in die Hegaugemeinde. Thomas Schleicher ist Wirtschaftsförderer. Er weiß, warum sich immer mehr von ihnen Gottmadingen niederlassen. Die hervorragende Infrastruktur, beste Verkehrsanbindung an Bahn und Autobahn, attraktive Gewerbegebiete mit rechtssicheren Bebauungsplänen, hohe Kaufkraft vor Ort, Nähe zur Schweiz, aktiver Gewerbeverein und aktive Wirtschaftsförderung der Gemeinde, nennt er die Gründe hierfür.

„Die Nähe zur Schweiz spielt gerade für Exportunternehmen eine große Rolle, die die kurzen Wege zum deutsch-schweizerischen Zoll schätzen. Aber auch für Schweizer Unternehmen ist der Standort direkt an der Grenze ein ideales Tor in den EU-Markt“, sagt er. Und ganz klar, der Einzelhandel profitiere von der hohen Kaufkraft der Eidgenossen, die immer noch mit attraktiven Währungs- und Umsatzsteuervorteilen in Deutschland einkaufen können.
Die Gemeinde Gottmadingen freut´s
„Neuansiedlungen, insbesondere aber Erweiterungen von bestehenden Firmen am Standort sind für die Gemeinde immer wertvoll“, betont Schleicher. Zum einen würden sie Arbeitsplätze schaffen. „Zum anderen freut uns natürlich die Gewerbesteuer, die für die Gemeinde eine wichtige Einnahmequelle darstellt“, sagt er.
Aber die Flächen in Gottmadingen sind endlich. Thomas Schleicher schildert: „Wir sind vor zwei Jahren in die Vermarktung des neuen Gewerbegebiets ‚Schweizer Tor‘ mit 39.000 Quadratmeter eingestiegen. Nach nun zweijähriger Vermarktungstätigkeit steht nur noch knapp die Hälfte der Fläche zur Verfügung.“ Es sei absehbar, dass dort mittelfristig alle Grundstücke veräußert sind.
Es wird eng im Industriegebiet
„In Gottmadingen selbst haben wir keine Gewerbegrundstücke mehr im Angebot. Wir sind deshalb schon seit längerer Zeit in der Planung, neue Gewerbeflächen auszuweisen“, ergänzt er, „wir arbeiten aber auch an Konzepten, wie man Firmen flächensparend unterbringen kann“. Soll heißen: Firmen mit hohem Platzbedarf, in deren Hallen wenig Produktivität und vor allem wenig Arbeitsplätze entstehen, haben eher keine Chance und werden mitunter auch abgewiesen.
Die Gemeinde Gottmadingen ist auch bestrebt, leerstehende Hallen und Gebäude in Gewerbe- und Industriegebieten zu belegen. Dafür geht sie einen eigenen Weg: Auf der Webseite der Gemeinde wurde eine Leerstand-Börse eingerichtet. Außerdem finden in Gottmadingen in regelmäßigen Abständen Unternehmenforen mit verschiedenen Themen statt, bei denen Firmen sich austauschen können.