Alles eine Frage des Preises. Die Schweizer Nachbarn sorgen in den Geschäften von Singen und anderen Hegaugmeinden für wichtige Umsätze. Sie sichern sich viele Schnäppchen, weil ein Großteil der Artikel günstiger als in ihrem eigenen Land sind. Seit der langen Corona-Pause gehe der Anteil an Schweizer Kunden aber deutlich zurück, wie Hans Wöhrle, Vorsitzender des Singener Einzelhandels, feststellt. Dagegen zieht es viele Hegauer Autofahrer über die Grenze, weil sich durch günstigere Tanken in der Schweiz Geld sparen lässt. Dies bremst die Umsätze an den Tankstellen in Hegauer Grenzgemeinden etwas aus.
Konzern gibt Preise vor
„Wir stellen schon fest, dass wegen der Preisunterschiede weniger Fahrzeuge als gewohnt an den Zapfsäulen stehen“, erklärt Bettina Baumann, Pächterin der Gottmadinger Tankstelle an der Ortsdurchfahrt am Ende und Anfang in Richtung Singen. „Die Preise gibt der Konzern vor. Wir haben also keine Möglichkeit, zu reagieren, wie auf niedrigere Benzinpreise in der Schweiz“, betont sie.
„Bei uns sind die Preisunterschiede noch nicht deutlich spürbar“, sagt dagegen Trianfillo Triantafelidis, der eine Tankstelle im Gottmadinger Ortsteil Bietingen, direkt vor der Schweizer Grenze betreibt. Sollten die Preise weiter oder noch mehr auseinanderdriften, werde dies wohl auch die Bietinger Tankstelle negativ treffen. „Es kommen jetzt schon deutlich weniger Kunden“, sagt Georg Hägele, der in Hilzingen eine Tankstelle, einen Shop und eine integrierte Auto-Werkstatt betreibt.

Es drohen noch größere Differenzen
„Wenn im nächsten Jahr die Öko-Steuer um weitere zehn Prozent erhöht wird, droht ein noch größerer Preisunterschied gegenüber Schweizer Tankstellen“, blickt Hägele voraus. „Ich kann die Verkaufspreise für Benzin und Diesel zwar selbst bestimmen, es gibt aber nicht viel Spielraum. Eine gewisse Spanne zwischen Ein- und Verkauf ist nötig, um die Wirtschaftlichkeit zu sichern“, betont Hägele

Indes sind in grenznahen deutschen Einkaufsmärkten, wie im Gottmadinger Stegleacker, auf vollen Parkplätzen viele Schweizer Kennzeichen auszumachen. Und in der großen Nachbarstadt Singen setzen viele Geschäfte, seit sie nach der langen Corona-Pause wieder öffnen durften, auf die Kauflust der Schweizer. Die gestaltet sich derzeit aber wesentlich gebremster, als dies vor der Corona-Pandemie und der langen Schließung des Einzelhandels der Fall war. „Das hat Spuren hinterlassen. Auch die einhergehende Schließung von Gaststätten sorgte dafür, dass weit weniger Schweizer als vor Corona in die Läden kommen“, erklärt Hans Wöhrle, Vorsitzender des Singener Einzelhandelsverbandes.
Schweizer Umsatz-Anteil halbiert
„Normalerweise machen Schweizer Kunden etwa 17 bis 18 Prozent des Gesamtumsatzes aus. Dieser Anteil liegt derzeit bei der Hälfte“, sagt er. Besonders schwierig sei es, Kunden wieder zurückzugewinnen, wenn sie erst einmal eine längere Zeit weg waren.
„Es sind aber auch Handicaps, wie strengere Verordnungen in den Gaststätten oder das Tragen von Mundschutz in den Geschäften, welche die Zahl der Schweizer Kunden drastisch schwinden lässt“, zeigt Wöhrle auf. In seinen eigenen Schuhgeschäften, die Wöhrles Sohn Falk als Übernahme-Inhaber betreibt, reduziere der Rückzug von Schweizer Kunden den Umsatz empfindlich.