Endlich wieder Fasnet machen. Diesen langgehegten Wunsch wollen sich nach der Corona-Pause die Hegauer Narrenzünfte erfüllen. Sie bereiten sich auf die närrische Saison vor. Die soll Ende Februar, Anfang März 2022, ihren Höhepunkt erreichen. Zum Start gehen viele Vereine schon am heutigen 11.11. in die Vollen. Bei den Veranstaltungen gibt es aber Einschränkungen, um den aktuellen Corona-Verordnungen gerecht zu werden. Die Gottmadinger Gerstensack-Zunft setzt zunächst auf eine interne Veranstaltung für Mitglieder. „Dadurch haben wir mehr Platz in der Fahr-Kantine“, begründet Zunftmeister John Weber. Für die Veranstaltung, die ein buntes närrisches Programm bereithält, werde die 3G-Plus-Regel angewandt. Einlass finden also geimpfte und genesene Personen oder solche, die einen aktuellen PCR-Test vorlegen können.

„Wir planen die Kernfasnacht ganz normal mit üblichem Programm. Es gilt, die dann gültigen Verordnungen umzusetzen. Sollte die keine Fasnacht oder nur eine ganz eingeschränkte zulassen, könne die Gerstensack-Zunft immer noch kurzfristig Veranstaltungen absagen“, so Weber. Mit engagierten Bands habe die Zunft schriftlich vereinbart, dass sie bis zu zwei Wochen vor der Veranstaltung vom bereits geschlossenen Vertrag zurücktreten können, falls die Corona-Verordnung dies erfordere.
Von Ratlosigkeit und Skepsis spricht Poppele-Zunftmeister Stephan Glunk, wenn er den Blick in Richtung Straßenfasnet 2022 wirft. „Hinter allem, was auf den Straßen stattfinden soll, steht aktuell ein ganz großes Fragezeichen“, sagt er. Die ersten Narrentreffen, etwa das in Bad Saulgau, an dem die Singener Poppele hätten teilnehmen wollen, seien bereits abgesagt. Glunk geht davon aus, dass weitere folgen werden. Auch in Singen nehme man diese Entwicklung wahr. „Wir haben keinen Plan B für die Straßenveranstaltungen. Wir werden die Situation genau beobachten und dann entscheiden“, sagt er. Deshalb werde die Fasnet 2022 den Zünften vor allem eines abverlangen: Kreativität und schnelles Handeln.
Hoffen auf weitere Geimpfte
Mut mache ihm, dass etwa der Martini-Markt, der kürzlich in Singen stattgefunden habe, auch durchführbar gewesen sei. „Wenn in der Stadthalle wieder Theater gespielt werden darf, dann sollte es mit den Saalveranstaltungen bei den Narren auch klappen“, sagt Glunk. Dann wird der Poppele-Chef deutlicher: „Wir hoffen einfach, dass sich viele Nichtgeimpfte doch noch für eine Impfung entscheiden. Einen größeren Schutz vor dem Virus gibt es nämlich nicht“, betont er.
Mit Blick auf den 11.11. ist Stephan Glunk optimistisch: Mit einer 3G-Regelung und Maskenpflicht soll die Martini-Sitzung ganz normal stattfinden. „Wahrscheinlich kommen ein paar Gäste weniger und der Saal wird nicht so voll sein wie sonst, aber sonst findet sie ganz normal statt“, so Glunk.
Narrenzunft Engen plant viele Veranstaltungen
Auch bei der Narrenzunft Engen laufen die Planungen für ein weitestgehend normales Programm. Allerdings will sie äußerste Vorsicht walten lassen, die über die Verordnungen hinausgehen soll. „Wir wollen versuchen, alles in einem sehr überschaubaren Rahmen mit beschränkter Anzahl von Besuchern zu veranstalten“, erklärt der Engener Zunftmeister Sigmar Hägele. Da die Narrenzunft in der Vereinigung der Schwäbisch-Alemannischen Narrenzünfte integriert ist, gestalte sich die Fasnacht-Eröffnung etwas anders.

Mit einem internen Martini-Hock im Narrenkeller des Klosters St. Wolfgang starte zwar die Fasnacht im Beisein von 30 Zunftmitgliedern, auch das närrische Motto werde ausgerufen, traditionell finde die Eröffnung aber am sogenannten Eulalientag, den ersten Samstag nach Drei König statt. Dies sei am 8. Januar 2022. „Bei den Hallen-Veranstaltungen planen wir mit den 2G-Regeln. Am Hemdglonkerball dürfen auch schulpflichtige Kinder und Jugendliche teilnehmen, die ja regelmäßig getestet werden“, sagt Hägele. Und der Kinderball sei auf Familien ausgelegt, so dass auch die Kleinsten mitmachen können.
Ergebnis von rundem Tisch soll abgewartet werden
„Wir planen auch die üblichen Umzüge, wie am Schmotzigen Dunschdig und am Fasnachtssonntag. Solche Veranstaltungen lassen sich aber nicht eingrenzen, wie beispielsweise der geplante Engener Weihnachtsmarkt“, sagt Hägele. Die Zünfte seien nicht berechtigt, Zuschauer zu kontrollieren. Ganz im Gegensatz zu Veranstaltungen in geschlossenen Räumen, bei denen die Zunft als Veranstalter das Hausrecht habe. „Wir müssen nun wie alle anderen Zünfte das Ergebnis eines runden Tisches abwarten, an dem Vertreter des Sozialministeriums Baden-Württemberg und der Dachverbände der Narrenvereine teilnehmen, um anschließend eine Empfehlung in Sachen Veranstaltungen von Umzügen aussprechen zu können.“
Die Engener Narrenzunft ist derzeit auch damit beschäftigt, wie schon seit vielen Jahren die Altstadt mit der Weihnachtsbeleuchtung auszustatten und die Brunnen märchenhaft zu schmücken.