Es ist ein ganz normaler Abend im Restaurant Gleis 1 am Singener Bahnhof. „Die Stimmung war gut und der Laden voll“, sagt Inhaber Sabit Dedaj. Doch dann hätten mehrere Gäste über Symptome wie Reizhusten und tränenden Augen geklagt. Wenig später wurde das Gebäude evakuiert. 41 Menschen wurden an dem Abend des 25. April verletzt und Feuerwehr, Rettungskräfte und Polizei waren mit einem Großaufgebot gefordert. Doch was ist da eigentlich genau passiert?
Ermittler vermuten, dass im Toilettenbereich des Restaurants eine „atemreizende Substanz ausgebracht wurde“. Das erklärte die Polizei noch in der Einsatznacht und das ist auch die Vermutung des Inhabers. Denn: „Alle betroffenen Gäste haben sich im hinteren Bereich bei den Toiletten aufgehalten“, so Dedaj. Auch ein Teil seiner Mitarbeiter sei von den Symptomen betroffen gewesen.

„Wir mussten unsere Gäste schützen und haben deshalb die Polizei kontaktiert“, sagt er. Die Gäste hätten sich bei der Evakuierung vorbildlich verhalten.
Bundespolizei und Landespolizei ermitteln
Wie Stefan Tröndle als Pressesprecher der Feuerwehr Singen an dem Freitagabend vor Ort berichtete, waren 80 Gäste in dem Restaurant, als das Reizgas ausgetreten ist. Viele hätten über Atemwegsbeschwerden geklagt und mussten von den Rettungskräften behandelt werden.
Die Polizei hat direkt an dem Abend die Ermittlungen übernommen, dabei sind Bundespolizei und Landespolizei gefordert. Laut Feuerwehrsprecher Tröndle seien Luftproben aus dem Restaurant gesichert worden, um bei weiteren Ermittlungen zu helfen.
Noch keine Anhaltspunkte zu Tätern
Eine Nachfrage bei der Pressestelle im Polizeipräsidium Konstanz ergibt zwei Wochen später, dass die Ermittlungen zu dem Vorfall im Gleis 1 weiterhin laufen. „Aktuell wird wegen des Verdachts der gefährlichen Körperverletzung ermittelt. Anhaltspunkte auf die Täterschaft konnten bislang nicht gewonnen werden“, teilt Polizeisprecherin Katrin Rosenthal mit.
Wieso das Reizgas versprüht wurde oder ob es einen Auslöser – gar einen Streit unter den Gästen gab – stehe derzeit noch nicht fest. Rosenthal verweist darauf, dass auch dies Teil der Ermittlungen sei.
Bei der Frage, um was für einen Stoff es sich gehandelt habe, tappt die Polizei derzeit noch im Dunkeln. „Da bei den Messungen der Feuerwehr kein Stoff mehr festgestellt werden konnte, kann über den Stoff derzeit keine Aussage getroffen werden“, so Rosenthal weiter.
Noch am Abend sei das Restaurant wieder freigegeben worden, schildert Sabit Dedaj, und am Tag danach sei der Betrieb normal weitergegangen. Auch wenn derzeit noch viele Fragezeichen zu dem Vorfall bleiben, dem Inhaber ist eines wichtig: „Wir entschuldigen uns bei unseren Gästen. Aber wir betonen auch, wir mussten reagieren.“ Für ihn und sein Team sei es wichtig gewesen, dass nichts weiteres passiert.