Nach den Bränden in der Singener Innenstadt, die am Abend des 1. Mai einen Großeinsatz von Feuerwehr, Rettungsdienst und Polizei ausgelöst haben, sind noch einige Fragen offen – vor allem die der Ursache. Die Kriminalpolizei hat die Ermittlungen übernommen, denn die Polizei spricht von einem Verdacht schwerer Brandstiftung und schließt einen Zusammenhang zwischen den Feuern nicht aus. Einige Menschen haben durch den Vorfall ihr Zuhause verloren und konnten nicht in ihre Wohnungen zurückkehren. Was bisher bekannt ist.

Um 21.22 Uhr ging der erste Notruf ein, wie Jürgen Dummel vom Führungs- und Lagezentrum des Polizeipräsidiums Konstanz auf SÜDKURIER-Anfrage bestätigte. Gemeldet wurde anfangs eine Rauchentwicklung in der August-Ruf-Straße. Noch während dieser Einsatz lief, gingen weitere Meldungen ein, dass es auch in der Freiheitstraße stark raucht. Dort wurde gegen 21.45 Uhr ein Feuer in einem Keller gemeldet.

Am Tag nach den Bränden hat das Landeskriminalamt die Spurensicherung übernommen.
Am Tag nach den Bränden hat das Landeskriminalamt die Spurensicherung übernommen. | Bild: Matthias Güntert

Am Morgen nach den Bränden ist schon wieder Blaulicht in der Freiheitstraße zu sehen. Die Feuerwehr und die Spurensicherung des Landeskriminalamtes sind vor Ort. Spezialisten in Schutzanzügen betreten das Mehrfamilienhaus, das nach dem Feuer nicht mehr bewohnbar ist. Was die Feuer in der Freiheitsstraße und in der August-Ruf-Straße ausgelöst haben, ist derzeit noch unklar.

Könnte es ein und derselbe Brandstifter sein?

Wie ein Polizeisprecher auf Nachfrage gegenüber dem SÜDKURIER schildert, kann eine vorsätzliche Brandstiftung nicht ausgeschlossen werden. Die Ermittlungen laufen demnach in alle Richtungen und sollen auch klären, ob eine Verbindung zwischen den beiden Feuern besteht. Was die Polizei nicht klar formuliert, was aber mitschwingt: Ein Brandstifter könnte die Feuer in der Singener Innenstadt gelegt haben. Die Brandorte liegen nur wenige Gehminuten voneinander entfernt.

Mit einem Großaufgebot von Feuerwehr, Rettungskräften und Polizei kämpfen die Einsatzkräfte gegen die Flammen.
Mit einem Großaufgebot von Feuerwehr, Rettungskräften und Polizei kämpfen die Einsatzkräfte gegen die Flammen. | Bild: Matthias Güntert

Für dutzende Menschen haben die Brände den gemütlichen Abend jäh beendet, denn viele mussten ihre Wohnungen verlassen – und können auch am Tag danach nicht zurückkehren. Denn am Freitagmorgen erklärt die Pressestelle der Polizei in Konstanz, dass das Gebäude in der Freiheitsstraße nicht mehr bewohnbar sei.

Freiheitstraße 46 ist nicht mehr bewohnbar

Das bestätigt auch Daniel Guénin als Einsatzleiter der Feuerwehr, die bis tief in der Nacht mit Löscharbeiten gefordert war. 17 Menschen seien seiner Aussage nach durch die Stadt Singen in einem Hotel untergebracht worden. Laut dem städtischen Pressesprecher Stefan Mohr arbeite die Stadt aktuell daran, Notunterbringungen für die Bewohner der Freiheitstraße 46 zu organisieren. Mittlerweile seien allerdings schon 14 Menschen bei Verwandten oder Bekannten untergekommen.

Die Freiheitstraße war für mehrere Stunden gesperrt.
Die Freiheitstraße war für mehrere Stunden gesperrt. | Bild: Matthias Güntert

Viele der Bewohner mussten evakuiert werden, weil der starke Rauch gefährlich war. Wie Einsatzleiter Guénin am späten Donnerstagabend vor Ort schilderte, stieß die Feuerwehr in der August-Ruf-Straße auf einen Kellerbrand mit offenen Flammen und starker Hitze- sowie Rauchentwicklung. Etwa 30 Bewohner wurden aus dem Haus gerettet. Drei Menschen haben laut Feuerwehrangaben eine Rauchvergiftung erlitten.

20 Minuten später brennt es schon wieder

Etwa 20 Minuten nach der ersten Alarmierung ging ein weiterer Notruf aus der Freiheitstraße ein, denn auch dort brannte ein Keller in einem Mehrfamilienhaus. Dort habe die Feuerwehr das betroffene Haus selbst nicht evakuiert: „Das Feuer ist im Keller ausgebrochen, für die Bewohner bestand keine Gefahr“, so Guénin gegenüber dem SÜDKURIER in der Einsatznacht. Auch da das Treppenhaus sehr stark verraucht gewesen sei, habe man von einer Evakuierung abgesehen, da die Gefahr einer Rauchgasvergiftung für die Menschen deutlich größer gewesen sei.

Allerdings habe sich der Rauch auf die Keller in den beiden Nebengebäuden ausgeweitet, die dortigen Bewohner seien daher aus dem Gebäude gebracht worden. „Dort waren die Treppenhäuser nicht stark verraucht“, so Guénin. Insgesamt musste die Feuerwehr also drei Gebäude an diesem Abend evakuieren.

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Das Problem: „Bei Kellerbränden kann eine Hitze von bis zu 1000 Grad entstehen“, erklärte der Einsatzleiter. Beim zweiten Brand in der Freiheitstraße wurden laut Angaben der Feuerwehr acht weitere Menschen verletzt, das heißt insgesamt endete der Abend in der Feuerwehrstatistik mit elf Verletzten.

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Schaden von 52.000 Euro

Die Polizei relativiert diese Zahlen am Freitag in einer Pressemitteilung. Dort ist die Rede von insgesamt acht verletzten Personen. „Der Rettungsdienst behandelte zwei Personen ambulant an einer eingerichteten Sammelstelle. Sechs Verletzte kamen mit Rettungswagen in örtliche Kliniken“, heißt es dazu. Den beim Brand in der August-Ruf-Straße entstandenen Schaden beziffert die Polizei indes auf rund 2000 Euro. Deutlich höher ist der Schaden allerdings in der Freiheitsstraße: Dort geht die Polizei aktuell von einer Summe von mehr als 50.000 Euro aus.

Derzeit dauern die Spurensicherungsmaßnahmen vor Ort an. Hinweise zum Brandgeschehen nimmt das Kriminalkommissariat Konstanz entgegen unter Telefon 07531 9950.