Sondermüll gehört nicht in den Kleingarten. Darüber sind sich vermutlich auch die meisten Gartenpächter im Gottmadinger Kabisland einig. Doch bei der Definition, was als Müll oder gar Sondermüll zu bewerten ist, gehen die Ansichten sehr weit auseinander. Diese Erfahrung hat Petra Reiner vom Amt für Abfallrecht und Gewerbeaufsicht in den vergangenen Monaten in Gottmadingen machen müssen. Wobei das Kabisland keine Ausnahme darstellt.
Die Müllberge im Kabisland waren ein Zufallsfund
Petra Reiner beschäftigt sich im Konstanzer Amt seit 22 Jahren mit dem Abfallrecht und hat in dieser Zeit schon sehr viel erlebt, vor allem auch uneinsichtige Bürger, denen am Ende nur mit Hilfe der Gerichte und hohen Strafen beizukommen ist. Nach Gottmadingen kam die Fachfrau eher durch einen Zufall. Dem Veterinäramt war eine illegale Hundezucht im Kabisland gemeldet worden. Dem musste die Behörde nachgehen. Bei der Begehung des Geländes waren den Kontrolleuren die Müllberge auf zahlreichen Parzellen aufgefallen.
Massive Umweltschäden durch Feuer
Hier kommt Petra Reiner ins Spiel. Zusammen mit Vertretern der Gemeinde und einem Polizeibeamten durchstreifte sie die Gartenparzellen. „Ich war entsetzt über die Zustände“, erinnert sie sich. „Von den rund 300 Parzellen mussten wir 80 beanstanden.“ Zahlreiche Asbestplatten hätten rumgelegen oder zerkleinert als Beeteinfassungen gedient; Metallschrott, ausgediente Möbel. „Noch gravierender sind aber die Verbrennungsstellen oder Feuertonnen“, schildert Petra Reiner. „Uns fiel auf, dass dort nicht nur Grünschnitt verbrannt wird, sondern echter Sondermüll.“ Schon den Rückschnitt zu verbrennen, sei nicht erlaubt, weil dadurch Feinstaub in die Atmosphäre gelangt. Verbranntes Plastik oder andere Müll setze aber Giftstoffe wie Dioxine frei, wodurch massive Umweltschäden entstünden, erklärt Petra Reiner.

Gemeinde ermöglicht kostenlose Entsorgung
Nach der ersten Bestandsaufnahme erhielten die Pächter Aufklärungsschreiben mit Fotos und der Aufforderung, ihre Parzellen aufzuräumen. An einem Samstag wurden die Pächter an einer Informationsveranstaltung von Vertretern der Gemeinde und des Landratsamtes über das weitere Vorgehen aufgeklärt. Eigentlich hätten die Pächter den Sondermüll auf eigene Kosten entsorgen müssen. Doch die Gemeinde Gottmadingen bot ihnen eine kostenlose Entsorgung der Asbestplatten an. Dafür wurden je nach Größe der Platten unterschiedlich große Säcke ausgegeben. Die Platten dürfen ja nicht zerkleinert werden, da dann die krebserregenden Fasern freigesetzt werden. „Die meisten Pächter haben dieses Angebot der Gemeinde genutzt“, weiß Petra Reiner. Aber eben nicht alle.
7,33 Tonnen Asbest aus Gärten eingesammelt
„Wir haben 1487 Säcke ausgegeben“, erklärt Heinz-Dieter Restle vom Bauamt Gottmadingen. „7,33 Tonnen Asbest aus 40 Parzellen wurden entsorgt.“ Die Kosten in Höhe von 5755 Euro hat die Gemeinde bezahlt. Zwei Nachzügler wurden noch berücksichtigt. Um die Pächter von vier Parzellen muss sich jedoch Petra Reiner weiter kümmern. Die hätten sich bisher geweigert, aufzuräumen.
Seit dem Jahreswechsel wird es richtig teuer für Gartenpächter
Das hat auch Petra Reiner bei der Nachkontrolle festgestellt. Sie hat nun eine Entsorgung angeordnet. Alleine für den Bescheid müssen die betroffenen Pächter 468 Euro bezahlen. Ihnen blieb nur noch bis zum 31. Dezember 2020 Zeit, ihre Parzellen von dem Müll zu befreien. Seit 1. Januar droht ihnen ein Zwangsgeld in Höhe von 2000 Euro. Wenn sie weiter Abfälle verbrennen, müssen sie mit einem weiteren Zwangsgeld in Höhe von 1000 Euro rechnen, und wenn sie keine Belege für die Entsorgung vorlegen, droht ihnen ein Zwangsgeld in Höhe von 500 Euro. „In Kürze gehen wir wieder raus und schauen uns die Parzellen an“, sagt die Fachfrau für Abfallrecht. „Wenn sie dann nicht in Ordnung sind, werden Zwangsgelder angeordnet.“ Grundlage dafür sind die Paragraphen 6 und 7 des Polizeigesetzes. Der Gemeinde hat sie empfohlen, die entsprechenden Pachtverträge zu kündigen.

Nachbarn beschweren sich über die Vermüllung
Wie erfährt das ferne Landratsamt von den Verstößen gegen das Abfallrecht wie im ländlichen Gottmadinger Kabisland? Oft seien es Beschwerden von Nachbarn, die die Unordnung von Messies nicht mehr ertragen könnten und die Behörde einschalten. Petra Reiner weiß, dass die Wahrnehmung von Unordnung sehr unterschiedlich sein kann. Was den Nachbarn störe, sei für einen Messie noch längst kein Müll. Petra Reiner ist für Außenbereiche zuständig. Sie schreitet ein, wenn das Sammelsurium schädlich für die Umwelt ist. Dann lässt sie das Gelände räumen. Für konstante Verweigerer kann das Bußgeld sehr teuer werden.