Die Stimmung ist fatalistisch. Mit betretenen Gesichtern sitzen die Gemeinderäte im Gottmadinger Rathaus. Das Kämpferische fehlt an diesem Abend vollkommen. Allen ist klar, dass es in den nächsten Jahren keine Geschenke geben wird und auch, dass Hoffnungen nicht erfüllt werden können. So zum Beispiel der rasche Anbau an die Mehrzweckhalle in Randegg.
Finanzieller Spielraum fehlt
Der Haushalt ist durch die weggebrochene Gewerbesteuer im laufenden Jahr massiv geschrumpft. Unter diesen Umständen hat sich die Gemeinde mit dem Neubau der 30 Millionen Euro teuren Eichendorff-Realschule an den Rand der Liquidität manövriert. Das war so nicht vorhersehbar und ist die Folge der Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie, die auch der Gottmadinger Wirtschaft einen massiven Dämpfer versetzt haben.

Dass das Großprojekt Schule den Gestaltungsspielraum für die nächsten Jahre einengen würde, hatten alle gewusst; nicht aber, dass zumindest in naher Zukunft so gut wie nichts mehr möglich sein wird. Trotzdem legte die Verwaltung den Räten eine Prioritätenliste für 2021 vor, mit der die Beratungen für den kommenden Haushalt eingeleitet wurden. Unter dieser Voraussetzung kam immerhin eine bescheidene, aber umso konstruktivere Diskussion über die Rangfolge künftiger Projekte in Gang.
42 Aufgaben stehen für die Zukunft auf der Liste
Kämmerer Andreas Ley hat eine übersichtliche Aufstellung der Projekte vorgelegt, die alleine durch ihre Farbigkeit besticht. Damit wird sofort klar, was aus dem Jahr 2020 noch ins nächste Jahr zur Realisierung übernommen wurde. Ganz oben auf der Liste steht die Vollendung der Eichendorff-Realschule, die zum Schuljahreswechsel 2021 eröffnet werden soll. Hierfür werden noch sieben Millionen Euro benötigt, die kreditfinanziert werden sollen. „Vier Millionen davon wollen wir sehr schnell tilgen“, erklärt Bürgermeister Michael Klinger. „Dann müssen wir fünf Prozent der Kreditsumme nicht zurückzahlen.“
Nach der Schule geht es um Spielplatz, Bushaltestelle und Fahrradhaus
Es folgen Projekte wie die Aufwertung des Spielplatzes Löhnen (65 000 Euro), die Barrierefreiheit der Bushaltestelle in der J.-G.-Fahr-Straße beim Bahnhof sowie der Bau eines Fahrradhauses für insgesamt 1,1 Millionen Euro, die Sanierung der Pflasterbeläge im Ortskern für 475 000 Euro, die Planung zur Vollsanierung der Thaynger Straße in Ebringen (30 000 Euro), eine Planungsrate in Höhe von 40 000 Euro für die Halle und den Kindergarten in Randegg. All diese Themen hätten schon 2020 abgearbeitet werden sollen, fielen aber auch der Corona-Pandemie zum Opfer.
Neu: Digitalisierung der Hebelschule
Als einzige neue Aufgabe für 2021 wird die Digitalisierung der Hebelschule für 135 000 Euro gelistet. Überhaupt hat die Verwaltung quasi mit dem Brennglas auf diese Schule geschaut und festgestellt, dass die Wasserleitungen und die Heizung im Altbau dringend sanierungsbedürftig sind. Mit dem Umbau der dortigen Massagepraxis werden hierfür voraussichtlich 450 000 Euro benötigt werden.
Sprengkraft hat das Thema Kindergarten
In die mittlere Finanzplanung ist der Anbau der Mehrzweckhalle in Randegg gerutscht. Damit unmittelbar verbunden ist der Randegger Kindergarten. Hier sieht Michael Klinger die größte Explosionskraft, wie er sagt. „Zur Zeit planen wir ohne Investition in den Kindergarten und hoffen, dass das aufgeht.“ Es werde schwer, den Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz zu erfüllen. Bisher arbeite die Gemeinde mit einem Provisorium. Zur Not müssten Räume im Industriepark Gottmadingen angemietet werden, sagt Klinger. Eine Garantie, dass Eltern ihre Kinder im gleichen Ortsteil in die Kita bringen könnten, gebe es dann nicht mehr. „Sollte Kritik laut werden, dann müssen wir das aushalten“, so der Bürgermeister.
Quartier 2020 hat mehr Priorität
Die Vorbereitungen für die Entwicklung des Quartiers 2020 rückten per Gemeinderatsbeschluss auf der Prioritätenliste von Platz 10 weiter nach vorne. Es geht um das heutige Realschulgelände, das unter anderem mit Wohnbebauung vollständig umgestaltet werden soll, sobald die neue Eichendorff-Realschule in Betrieb gegangen ist und die alte Schule nicht mehr benötigt wird.
Digitalisierung bekommt mehr Gewicht
Die Konzeption für die Breitbandversorgung der Gemeinde Gottmadingen rückt auf der Liste ebenfalls deutlich nach vorne auf Platz neun. Damit erkennen die Räte zwar an, dass ein gut ausgebautes digitales Netz die Lebensader einer modernen Gemeinde ist. Wann der Ausbau allerdings stattfinden kann, hängt wie alle anderen Punkte aber von der Finanzkraft der Gemeinde ab.