Wie kommt man unbeschadet mit dem Fahrrad durch die Ortsmitte von Gottmadingen? Diese Frage stellen sich Fremde noch öfter als Einheimische. Letztere haben meistens Individuallösungen gefunden, um sich irgendwie durchs Dorf zu schlängeln. Wie zum Beispiel die Gottmadingerin, die jeden Tag bei Wind und Wetter mit dem E-Bike zur Arbeit von Gottmadingen nach Rielasingen fährt. Sie wohnt im Löhnen und sucht sich ihren Weg abseits der Bundesstraße 34, vorbei an der Hebelschule, der neuen Eichendorff-Realschule und Hofenacker über den sogenannten Promilleweg. Auf diese Weise vermeidet sie in der Rush-Hour die Konfrontation mit dem Berufsverkehr in der Dorfmitte.
Der meiste Verkehr ist hausgemacht
Die Annahme, dass es sich bei dem hohen Verkehrsaufkommen um Auswärtige handelt, die Richtung Grenze strömen, hat sich als falsch erwiesen. Frühere Untersuchungen hatten ergeben, dass das hohe Verkehrsaufkommen hauptsächlich von Gottmadingern selbst verursacht wird. Erklärtes Ziel des Gemeinderates ist daher die Verkehrswende. Im bestem Fall sollen die Bürger das Auto stehen lassen und im Dorf aufs Rad umsteigen. Das kann jedoch nur mit der entsprechenden Infrastruktur gelingen.

Eine Exkursion mit dem Fahrrad deckt Schwachstellen auf
Eine Bürgerwerkstatt soll im kommenden Jahr Ideen entwickeln, wie die Radwegebeziehungen im Dorf verbessert werden können. Aus diesem Grund hatten die Freien Wähler Bürger zu einer Fahrradexkursion durch den Ort eingeladen, bei der auch der Bereich rund um das alte Rathaus genauer unter die Lupe genommen wurde. Selbst an einem Samstagnachmittag riss der Verkehrsfluss nicht ab. Schon nach kurzer Zeit wurde der Geräuschpegel zur Belastung und der Wunsch, den Ort zu verlassen dringlich.
An Radfahrer wurde beim Straßenbau nicht gedacht
Das Dilemma ist offensichtlich: Für Radfahrer ist hier einfach kein Platz, es sei denn, man würde eine Autofahrspur als Radweg umwidmen. So könnten Radler aus der Bahnhofstraße im Begegnungsverkehr über die Riederbachbrücke und die Lindenstraße auf den Radweg nach Singen geführt werden. Schüler würden ähnlich gelenkt, aber dann durch den Kohlbergweg durch Wohngebiete zur Schule geführt.

An Ideen mangelt es nicht
Teilnehmer der Informationsfahrt merkten an, dass mit einer Brückenerweiterung und dem Verzicht auf Parkplätze viel gewonnen wäre. Die Lindenstraße sollte dann vom Autoverkehr nur noch als Einbahnstraße befahren werden. Der Ortsvereinsvorsitzende der Freien Wähler Markus Romer stellt klar, dass es sich bei all diesen Ideen nicht um Pläne handelt, sondern um ein freies Gedankenspiel mit dem Ziel, das unterentwickelte Radwegenetz in Gottmadingen auszubauen und attraktive Verbindungen zu schaffen.

„Was davon umgesetzt werden kann, hängt von den finanziellen Mitteln und dem Verhandlungsgeschick der Gemeinde ab“, vermittelt Romer. Ihm und seinen Mitstreitern geht es darum, Lösungen zu finden, um das Radfahren im Dorf attraktiv zu gestalten. Schnelle erste Hilfe für Rad-Touristen könnte dafür eine entsprechende Beschilderung sein. Denn wer sich hier nicht auskennt, ist hoffnungslos verloren.
