Gottmadingen wächst. Ganz entgegen früherer Vorhersagen bezeichnet sich das Dorf als Zuzugsgemeinde. Kein Wunder, verfügt die Kommune doch über ein reiches Angebot an Gewerbe- und Industriebetrieben. So groß die Freude über diese Entwicklung auch ist, so birgt sie doch Herausforderungen. Wenn junge Familien in den Ort ziehen, erwarten sie auch eine ausgereifte Infrastruktur. Dazu gehört ein solides Angebot an Kinderbetreuungsplätzen, auf das Kinder ab drei Jahren einen gesetzlichen Anspruch haben. Und genau an diesem Punkt besteht Handlungsbedarf.
In den kommenden Jahren werden Plätze fehlen
Bürgermeister Michael Klinger hat seine Verwaltung beauftragt, die aktuelle Lage zu analysieren, um auf dieser Basis eine Strategiediskussion mit dem Gemeinderat führen zu können. Die Fachabteilungen haben sich die bestehenden Kindergärten genau angesehen und festgehalten, wo die Not am größten ist. Während es im Kernort Gottmadingen bei einer Betreuungsquote von 100 Prozent noch elf freie Plätze gibt, fehlen in Bietingen und Ebringen zusammen 15 Plätze. Dort besuchen aber nur 90 Prozent der berechtigten Kinder eine Kita. In Randegg liegt die Betreuungsquote bei 95 Prozent. Ein Provisorium mit einer dritten Gruppe als Übergangslösung verschafft noch etwas Luft, so dass es in Randegg noch 22 freie Plätze gibt. Ohne das Provisorium würden im bestehenden zweigruppigen Kindergarten sechs Plätze fehlen.

Um auch künftig den Rechtsanspruch auf einen Platz erfüllen zu können, muss die Gemeinde jetzt handeln
Nach dieser Aufstellung reichen die Plätze in diesem Jahr noch aus, selbst wenn es in den sehr vollen Gruppen eng ist. Für die Folgejahre sieht Klinger aber einen dauerhaften Handlungsbedarf: Zwar seien die Kinderzahlen in den Ortsteilen leicht rückläufig, berichtet der Rathauschef. In Gottmadingen steigen sie aber wieder an. Welche Lösungen bieten sich also an?
Sechs Vorschläge für die Strategiediskussion
Sechs Vorschläge hat die Verwaltung ausgearbeitet, die in den nächsten Monaten genauer betrachtet werden müssen. An Ideen mangelt es nicht. Dabei geht es angesichts knapper Kassen vor allem um die Finanzierung. Deshalb scheiden einige Vorschläge schon in der ersten Betrachtung aus.
- Kindergarten in Randegg: Die Erweiterung und der Umbau sind schon länger im Gespräch. Entsprechende Pläne liegen bereits vor und wurden auch schon im Ausschuss für Technik und Umwelt beraten. Doch die geschätzten Kosten in Höhe 1,5 Millionen Euro erschrecken Gemeinderat und Verwaltung gleichermaßen.

- Angemieteter Raum: Eine Kindergartengruppe in einem angemieteten Raum in einem Bürogebäude im Gewerbegebiet Strickmann zu eröffnen, ist für die Gemeinde nichts Neues. Bis auf die Einrichtung und die Miete wären die Kosten eher gering.
- Ein neues pädagogisches Angebot: Die Einrichtung eines Waldkindergartens in einem Bauwagen für rund 100 000 Euro wäre im Vergleich zu anderen baulichen Lösungen kostengünstig und würde ein ganz neues Angebot in Gottmadingen schaffen.
- Neubau-Gedankenspiele: Ein Neubau im Quartier 2020 ist von den Baukosten bisher nicht exakt zu schätzen; er käme vor allem für den aktuellen Bedarf viel zu spät. Einen Kita-Neubau in Gottmadingen halten die Fachabteilungen für noch unrealistischer als einen Kindergarten im entstehenden Quartier 2020.
- Anbau in Bietingen: Bleibt noch als letzter Vorschlag die Erweiterung und der Umbau des Kindergartens in Bietingen. Aber auch hier würden 500 000 Euro an Kosten anfallen, ohne dass die Sanitäranlagen berücksichtigt sind. Geld, das die Gemeinde eigentlich nicht hat.

Im Sommer wird eine Entscheidung fällig
Die Dringlichkeit dieses Themas wird an einem Zeitplan für das weitere Vorgehen sichtbar. In den kommenden Monaten soll der Gemeinderat herausarbeiten, welche Lösung den größten Effekt unter klammen Haushaltsbedingungen hat. Vor der Sommerpause soll die Richtungsentscheidung fallen. Obwohl Klinger es in der Grundsatzinformation noch nicht auf Entscheidungen abgesehen hatte, fasste das Gremium nach kurzer Diskussion gleich mehrere Beschlüsse. Danach scheidet ein Neubau in Gottmadingen als unrealistisch aus. Eine Kita im Quartier 2020, das gerade auf dem Gelände der alten Eichendorff-Schule entwickelt wird, wird in die mittelfristige Planung gestellt. Weil der Waldkindergarten in allen Fraktionen Begeisterung auslöste, erhielt die Verwaltung den Auftrag, nach einem Standort und einem Träger zu suchen. Über die An- und Umbauten in Randegg und Bietingen wird noch intensiver diskutiert werden müssen.