Ernes Kurti ist erst neun Jahre alt, aber brachte als Muay-Thai-Kämpfer schon viele Titel mit nach Hause. Einen seiner bisher größten Erfolge feierte er Mitte Mai mit dem ersten Platz bei der Deutschen Meisterschaft der ISKA (International Sport Kickboxing Associaton), einer namhaften übergeordneten Kampfsport-Organisation. Mit diesem Titel qualifizierte sich Ernes für die Weltmeisterschaft in der Türkei, an welcher er im Herbst teilnehmen möchte. Stolz zeigt die Familie die von Ernes erkämpften Pokale, Medaillen und Champion-Gürtel, die zahlreich das Wohnzimmer schmücken. Dann präsentiert Ernes eindrucksvoll an der Trainingspuppe seine Schlagkraft.
Erst seit ungefähr neun Monaten trainiert der Junge regelmäßig im Thai-Box-Club Singen und ist bereits nach dieser kurzen Zeit sehr erfolgreich. „Ernes ist ein Ausnahmetalent“, stellt sein Trainer Ralf Hasenohr fest. Es sei ungewöhnlich, dass man so rasch schon so erfolgreich an Wettkämpfen teilnehme. Ernes sei in überragender Form.
Immer da und immer fit – auch zweimal täglich
Das Muay-Thai-Training ist sehr hart. Es gibt viele strenge Regeln fürs Thaiboxen, an die man sich zu halten hat. Ernes ist ein sehr disziplinierter Kämpfer, wie seine Familie und sein Trainer berichten. Der Junge lasse kein Training ausfallen, an vielen Tagen geht er sogar zweimal zum Sport. Kurz: Er ist immer da und er ist fit.
Vor ungefähr zwei Jahren – mitten im ersten Lockdown, als die Schulen geschlossen waren und die Kinder keinen Kontakt zu ihren Freunden haben konnten – bekam Ernes von seinem Vater eine Trainingspuppe geschenkt.

Manchmal gibt es blaue Flecken
An dieser probierte er seine ersten Kicks aus und boxte einfach mal drauflos, wie der freundliche Junge erzählt. Und genau diese Kicks und die Übungen beim Training faszinieren ihn an Muay Thai. Manchmal gibt es blaue Flecken, daran scheint Ernes bereits gewöhnt zu sein. „Das ist nicht schlimm, es tut nicht weh“, sagt er.
Muay Thai, auch als Thaiboxen bekannt, ist eine sehr technische Kampfsportart. Die Waffen heißen Fäuste, Kicks, Ellbogen und Knie. Weiter sind bestimmte Wurftechniken erlaubt. Im Vordergrund steht jedoch immer der Respekt gegenüber dem Gegner und der Lehrer.
Deshalb gibt es vor jedem Muay Thai Kampf einen sogenannten „Wai Khru“. Das ist eine Zeremonie, welche Respekt gegenüber den Lehrern ausdrückt, wie Ralf Hasenohr erklärt. Mit Lehrer seien übrigens nicht nur die Trainer, sondern auch Lehrer in der Schule, die Eltern und sogar die Gegner gemeint. Auch von letzteren lerne man in jedem Kampf etwas.

Was Ernes kann, zeigt er allerdings nur im Ring. Außerhalb darf er die gelernten Kampftechniken nicht anwenden. „Durch das Training werden Aggressionen kanalisiert und in sportliche Bahnen gelenkt“, schildert Trainer Hasenohr.
Sport ist eine Schule fürs Leben
Man lerne auch, sich zurückzunehmen und Schwächeren zu helfen. Und wenn man im Training mal einen harten Schlag abbekomme, dürfe man nicht wütend werden, sondern müsse sich beherrschen. Muay Thai sei ein Sport mit Tradition und eine Schule fürs Leben.
Apropos Schule: Ernes Eltern sagen, diese leide nicht unter den vielen Trainingseinheiten. Ganz im Gegenteil: Seit Ernes im Thai-Box Club Singen trainiere, könne er sich viel besser konzentrieren. Und einen konkreten Berufswunsch hat Ernes bereits heute. Er möchte Polizist werden und sich für Gerechtigkeit und Fairness einsetzen.