Wenn es nach der Gemeinde Gottmadingen ginge, allen voran Bürgermeister Michael Klinger, wäre der Beförderungsvertrag mit der DB Regio auf der Strecke zwischen Singen und Schaffhausen längst gekündigt. Zu groß war der Ärger seit über einem Jahr: Immer wieder blieben Pendler am Morgen in Gottmadingen stehen. Der vor allem von Schülern stark frequentierte Zug um 7.20 Uhr kam immer wieder mit zu wenig Wagen in Gottmadingen an. Teilweise fiel der Zug wegen technischer Probleme vollständig aus. Schüler aus Gottmadingen und Gailingen kamen zu spät zur Schule.

Mit Schienenersatzverkehr hat die Bahn reagiert, um vor allem in der Pandemie das Gedrängel am Bahnsteig zu verhindern.
Mit Schienenersatzverkehr hat die Bahn reagiert, um vor allem in der Pandemie das Gedrängel am Bahnsteig zu verhindern. | Bild: Tesche, Sabine

Fünf Beschwerdeschreiben und jetzt eine Antwort

Das Dilemma hatte bereits im Spätherbst 2019 solche Ausmaße angenommen, dass der Gemeinderat mit einer Resolution an das Stuttgarter Verkehrsministerium dringend Abhilfe forderte und das Land bat, für die Minderleistung Vertragsstrafen, sogenannte Pönale, gegenüber der Bahn zu verlangen. In zahlreichen Briefen an die Bahn und das Ministerium versuchte Michael Klinger sich Gehör zu verschaffen. Aber die Pannen wollten nicht enden. In einem sich verschärfenden Ton forderte der Bürgermeister Verkehrsminister Winfried Hermann auf, das Transportunternehmen zu wechseln. Klinger würde lieber den Schweizer Turbo auf der Strecke Singen-Schaffhausen sehen.

Über Monate hat Bürgermeister Michael Klinger versucht, sich mit seinen Beschwerden über die mangelhafte Transportleistung der DB Regio ...
Über Monate hat Bürgermeister Michael Klinger versucht, sich mit seinen Beschwerden über die mangelhafte Transportleistung der DB Regio ab Gottmadingen im Stuttgarter Verkehrsministerium Gehör zu verschaffen. Jetzt bekam er eine Antwort. | Bild: Gudrun Trautmann

Erstaunlich viele Pannen auf der Strecke Singen-Schaffhausen

Doch die Gemeinde kann hier nicht entscheiden. Den Vertrag mit der Bahn hat das Verkehrsministerium abgeschlossen. Von dort kam jetzt ein Schreiben. Darin zeigt Ministerialdirektor Uwe Lahl zwar Verständnis für die Verärgerung der Gottmadinger über die mangelhafte Leistung der Bahn gezeigt; eine einseitige Vertragsauflösung zieht das Ministerium jedoch nicht in Betracht.

Ministerialdirektor Uwe Lahl hat sich jetzt bei Bürgermeister Michael Klinger für seinen Einsatz im Sinne eines geregelten ...
Ministerialdirektor Uwe Lahl hat sich jetzt bei Bürgermeister Michael Klinger für seinen Einsatz im Sinne eines geregelten Schülertransports ab Gottmadingen bedankt und Verhandlungen mit der Bahn über einen geordneten Vertragsaustritt angekündigt. | Bild: Sebastian Berger

Zuletzt hatte die Bahn auf eigene Kosten einen fünften Triebwagen für die Strecke zur Verfügung gestellt, um für Ausfälle gewappnet zu sein. Nachdem auch Eltern wiederholt das Gedränge im Schülerverkehr kritisiert hatten, bei dem sich in der Corona-Pandemie der gebotene Abstand überhaupt nicht mehr einhalten ließen, hat die Bahn auch Busse eingesetzt. Diese brachten die Schüler direkt zu den weiterführenden Schulen.

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Höhe der gezahlten Vertragsstrafen bleibt geheim

Trotz der Nachbesserung kam es erneut zu Engpässen. Michael Klinger schrieb wieder und erhielt endlich eine Sammel-Antwort auf fünf Briefe. Das Besondere an diesem Brief ist die Aussage des Amtschefs im Verkehrsministerium, dass man das Vertrauen in DB Regio auf dieser Strecke zwischenzeitlich verloren habe, obwohl aktuell der Betrieb vertragsgemäß laufe. In dem Schreiben, das dem SÜDKURIER vorliegt, ist die Rede von Verhandlungen über einen geordneten Vertragsausstieg, um die Leistung bei einem anderen Transportunternehmen einkaufen zu können. Nach dem schier endlosen Ärger dürfte diese Aussage für die Gottmadinger wie ein winziger Hoffnungsschimmer wirken. Ob die Bahn zu einer geordneten Vertragsauflösung bereit wäre, steht allerdings in den Sternen. Und über die von der Bahn für Leistungsausfälle bereits gezahlten Vertragsstrafen herrscht Stillschweigen.

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