Aleksandar Vlačić erlebt tagtäglich, wie bunt das Leben an der Schweizer Grenze ist. Denn die Gründe, sie zu überqueren, reichen vom Lieblingsjoghurt aus dem Nachbarland bis zum günstigen Flugticket jenseits der Grenze. Die Geschichten, die er hört, sind so vielseitig wie die Menschen, die er kontrolliert. „Ich würde sagen, 99 Prozent der Zeit ist der Kontakt mit Grenzgängerinnen und Grenzgängern freundlich und respektvoll“, meint er. Doch es gebe eben auch diesen einen Prozent an Menschen, die nicht ganz so entspannt seien.

Laut Vlačić könne es viele Gründe dafür geben. „Vielleicht wird man schon zum dritten Mal in der Woche kontrolliert oder man ist spät dran zu einem Termin. Dann steht man unter Stress“, erklärt Vlačić. Wenn sich eine Kontrolle in die Länge ziehe, dann habe er dieses Phänomen ebenfalls beobachtet. Laut Vlačić sei dies zum Beispiel der Fall, wenn die Menschen beim Grenzübertritt wichtige Dokumente nicht dabei haben.

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Er sagt auch: „Es liegt in der Verantwortung der Menschen, darauf zu achten, alle wichtigen Dokumente mitzuführen. Das kann ich oder jemand anders ihnen nicht abnehmen“, erklärt der 40-Jährige. Er selbst könne verstehen, dass das nerve: Niemand werde gerne kontrolliert. Aber es gehöre nun mal zu seinem Job dazu.

Damit keine verbotenen Waren über die Grenze kommen

Dabei war der Weg des 40-Jährigen zur Grenzsicherheit keineswegs vorgezeichnet. Erst nach Jahren als Bauzeichner machte er seinen Gerechtigkeitssinn zum Beruf und entschied sich 2009 für die Ausbildung zum Beruf des Grenzwachtkorps. Heute schätzt Vlačić die tägliche Abwechslung und den menschlichen Austausch an der Grenze – auch wenn die Aufgabe ihn immer wieder aufs Neue fordert.

Der Schweizer Zoll ist für die Überwachung und Sicherung der Grenzen zuständig, um die Einfuhr von verbotenen oder zollpflichtigen Waren zu kontrollieren und illegale Aktivitäten wie Schmuggel zu verhindern. Ebenso gehört, laut Bundesamt für Zoll und Grenzsicherheit, das Vorgehen gegen grenzüberschreitende Kriminalität zum Aufgabenbereich.

Aleksandar Vla?i? steht vor seinem Arbeitsort. Der Zollstelle Thayngen/Bietingen. Er hat seinen Traumberuf an der Grenze gefunden.
Aleksandar Vla?i? steht vor seinem Arbeitsort. Der Zollstelle Thayngen/Bietingen. Er hat seinen Traumberuf an der Grenze gefunden. | Bild: Jeronimo Hillgruber

Früher war weniger los

Zu dem Gemütszustand der Reisenden trage auch wesentlich bei, dass sich die Verkehrslage verändert habe. „Morgens und abends scheint das Verkehrsaufkommen mittlerweile größer als früher zu sein“, meint Vlačić. Aber nicht nur der Pendlerverkehr habe zugenommen, sondern auch der Einkaufstourismus, sagt Vlačić.

Die positiven Erfahrungen an der Grenze überwiegen für Aleksandar Vlačić bei Weitem. „Das Tolle ist: Am Ende jeder Kontrolle kann man sich immer die Hand geben und geht mit gegenseitigem Verständnis auseinander“, meint Vlačić. Doch nicht immer habe er an der Grenze gearbeitet.

Aufgewachsen ist Vlačić in Wil im Kanton St. Gallen. Dort schloss er seine Schulausbildung ebenso wie seine Ausbildung zum Bauzeichner ab. „Als Bauzeichner bin ich aber nie richtig glücklich geworden“, sagt der 40-Jährige. Er habe schließlich gemerkt, dass sein Gerechtigkeitssinn ihn immer mehr prägte. Durch Zeitungsartikel wurde er schließlich aufmerksam auf die Grenzwachtkorps. 2009 entschied er sich daher, ihnen beizutreten und absolvierte die rund zweijährige Grundausbildung.

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Ein Leben zwischen Familie und Beruf

Und auch hier lief es zunächst nicht nach Plan: Die Liebe habe ihn dann als Mitarbeiter der Grenzwacht zunächst in eine andere Ecke der Schweiz verschlagen. Von St. Gallen zog es den 40-Jährigen zuerst in den Kanton Zürich und dann in den Kanton Aargau. Dort lebt er auch heute noch. Dies stellt ihn jedoch vor gewisse private Herausforderungen, denn Vlačić ist Vater von drei Kindern. Mit seinem Arbeitsort in Thayngen, an der Grenze zum Hegau, trennen ihn 90 Minuten Fahrtweg von seinem Zuhause.

Doch die Strecke legt er nicht täglich zurück. In Thayngen ist er Wochenaufhalter. Das heißt: Während seiner Arbeit lebt er in Thayngen. „Die Arbeit an der Grenze hat einen starken Einfluss auf mein Privatleben“, gesteht Vlačić. „In dieser Zeit fehle ich meiner Familie und sie mir natürlich auch. Deswegen widme ich ihr jede sonstige freie Minute“, erklärt der Grenzwächter.

Doch Aleksandar Vlačić ist froh über sein zweites Zuhause an der Grenze: „Hier fühle ich mich zu 100 Prozent richtig“, meint er. „Die Menschen, mit denen ich täglich Kontakt habe, machen die Grenze für mich zu einem so spannenden Ort.“