Wie soll es nach diesem Wahlkampf weitergehen? Eine schlichte Rückkehr zum Tagesgeschäft wird schwierig. Die Gräben sind tief. Der Platz in der Kolumne reicht nicht, das auszuloten. Außerdem ist heute Rosenmontag, also Zeit, mal auf andere Themen zu schauen. Zum Beispiel Träume; keine Wunschträume oder Utopien, sondern ganz banal das, was mir nachts so durch den Kopf geht. Normalerweise finde ich, das gehört nicht in die Öffentlichkeit, aber kürzlich hat mein Hirn eine Story produziert, die ich gerne mit ihnen teile – auch wenn es sich ganz offensichtlich um Tünkram handelt, oder besser gesagt Satire.
Wie oft bei Träumen, hat auch diese Sache einen realen Kern: Vor vielen Jahren lebte ich mit Mann und Kind in der Schweiz. Ich habe an dieser Stelle schon einmal darüber geschrieben, dass mir damals mal mit Ausweisung gedroht wurde. Der Satz des Beamten klingt mir noch heute im Ohr: „Ihr Mann und ihr Kind dürfen bleiben. Sie werde ussgschafft!“.
Ein Albtraum mit satirischer Pointe
Der Wahlkampf hat da bei mir wohl etwas angetriggert – und ich wage gar nicht, darüber nachzudenken, wie angetriggert Menschen mit ausländischen Wurzeln hierzulande sind. Mein Traum ging so: Wie durch Magie fand ich mich in einem gediegen eingerichteten Wohnzimmer. Zwei Jungs spielten im Garten. Ein Panoramafenster öffnete den Blick aufs idyllische Einsiedeln.
Auf dem Sofa saßen zwei Frauen, eine blond, die andere brünett. Auf dem Tisch lag ein zusammengeknüllter Brief. Die dunkelhaarige Frau strich das Papier glatt und nahm die Blonde tröstend in den Arm: „Wut bringt uns nicht weiter. Du musst den Tatsachen ins Auge sehen!“ „Sie schmeißen mich raus“, schluchzte die Blonde, während ihre Partnerin aufmerksam das Schreiben studierte. „Man kann es drehen und wenden wie man will, du bist ausreisepflichtig“, seufzte sie.
„Das ist die neue Art von Politik“
Im Traum überrollte mich eine Welle von Mitgefühl für die sympathische multikulturelle Regenbogenfamilie, die offensichtlich durch die Schweizer Fremdenpolizei brutal auseinandergerissen werden sollte. Widerspruch ist nicht möglich, stand in dem Brief. Und die Schweiz werde ab sofort ihre Grenzen hermetisch abriegeln gegen jegliche Form der Migration. „Das ist die neue Art von Politik“, stellte die Brünette trocken fest. „Ich habe dich immer vor diesen Typen gewarnt. Jetzt haben wir den Salat.“
Abgeschoben an den Bodensee?
Im Traum wurde mir urplötzlich klar, um wen es sich da handelte, und mein Mitgefühl verpuffte. Aber meine klammheimliche Freude wandelte sich in Schrecken, als mir klar wurde, wohin die Blonde abgeschoben würde: Vermutlich an den Bodensee. Sie richtete sich auf, zurrte den Pferdeschwanz fest und um ihre Mundwinkel lag ein energischer Zug als sie sagte: „Dann werde ich eben Familiennachzug beantragen!“ Danach bin ich aufgewacht.