Das Grün beim Regenrückhaltebecken an der Bundesstraße B34 bei Bietingen stand hoch, als am Mittwochvormittag Mitarbeiter der Straßenmeisterei mit der Mähmaschine anrückten. Ihre Arbeit wurde jäh unterbrochen, als sie zwei Rückspiegel entdeckten. „Beim genaueren Hinsehen haben sie einen Porsche kopfüber unter Wasser entdeckt“, berichtet Polizeisprecherin Tatjana Deggelmann. Lediglich ein Stück des Hecks ragte aus dem Wasser. Sofort hätten sie die Rettungskräfte alarmiert. Dann startete eine mehrstündige Bergungsaktion. Der Fahrer saß noch im Fahrzeug, die Notärztin konnte bei ihm nur noch den Tod feststellen. Doch die näheren Umstände des tödlichen Unfalls, bei dem der 44-jährige Porsche-Fahrer in der Ölabscheideanlage kurz vor dem Grenzübergang in die Schweiz nach Thayngen ums Leben gekommen ist, sind auch zwei Tage danach noch einigermaßen mysteriös.

Das könnte Sie auch interessieren

Wann geschah das Unglück? Kann Fremdeinwirkung ausgeschlossen werden? Warum waren keine Unfallspuren zu sehen? Die Suche nach Antworten auf diese und weitere Fragen ist Gegenstand der laufenden Ermittlungen. Auch wie es zum Schaden an der Frontscheibe des Wagens gekommen ist, ist laut Polizei aktuell noch ungeklärt. Umso überraschender waren am Freitagabend Medienberichte, wonach die Staatsanwaltschaft Konstanz keine Obduktion angeordnet habe, wie Sprecher Andreas Mathy dem SÜDKURIER bestätigte. Dies deute darauf hin, dass die Ermittler ein Fremdverschulden ausschließen dürften und der Unfallhergang im Detail nachvollziehbar ist.

Demnach dürfte der 44-jährige Fahrer des Porsche von Bietingen kommend Richtung Schweizer Grenze aus bislang unbekannter Ursache auf Höhe der Einfahrt ins neue Industriegebiet nach rechts von der Fahrbahn abgekommen sein, bevor er im abschüssigen Gelände einen Begrenzungszaun durchbrach und in das Rückhaltebecken krachte.

Wahrscheinlich zu schnell unterwegs

Auch zur Todesursache hat die Polizei inzwischen eine Theorie: „Der Mann verstarb mutmaßlich an seinen Verletzungen, welche er sich durch den Unfall zugezogen haben könnte“, erklärt die Polizeisprecherin auf Nachfrage. Von einem Tod durch Ertrinken gehen die Ermittler derzeit allerdings nicht aus. Das Auto habe sich lediglich bis zu den Sitzen mit Wasser gefüllt, sodass die Atemwege des Unfallopfers frei geblieben sein sollen. Es dürfte also eher um Verletzungen gegangen sein, die er sich beim Aufprall des Fahrzeugs zugezogen hat. Im Regenrückhaltebecken ist viel Beton verbaut. Das Fahrzeug samt dem toten Fahrer lag vermutlich schon mehrere Tage in dem Becken unweit des Grenzübergangs beim Gottmadinger Ortsteil Bietingen. Das könnte auch erklären, warum im Gras keine Spuren zu erkennen sind. Auch ein Schaden am Zaun ist kaum zu sehen. Dass der Maschendraht hochgebogen ist, ist eine Folge der Ermittlungen.

Bild 1: Keine Obduktion, aber weiter Rätselraten um den Porsche im Wasser
Bild: Steller, Jessica

Wie schnell der Porsche-Fahrer mit seinem theoretisch mehr als 300 Kilometer pro Stunde schnellen Sportwagen zum Unfallzeitpunkt unterwegs gewesen war, kann bislang nicht aufgeklärt werden. An das vorgeschriebene Höchsttempo 70 dürfte er sich aber kaum gehalten haben, wie ein Blick auf das Heck des Unfallwagens mit dem ausgefahrenen Spoiler zeigt: Der Heckflügel fährt für gewöhnlich bei etwa 120 Kilometern pro Stunde aus.

Bergungsarbeiten nach tragischem Unfall am Regenrückhaltebecken beim Zoll Bietingen.
Bergungsarbeiten nach tragischem Unfall am Regenrückhaltebecken beim Zoll Bietingen. | Bild: Biehler, Matthias

Die Identität des Mannes habe zwischenzeitlich aber gesichert festgestellt werden können, sagt Polizeisprecherin Deggelmann: „Beim Unfallopfer handelt es sich um den seit einiger Zeit vermissten Mann aus dem Bodenseekreis.“ Laut SÜDKURIER-Informationen handelt es sich dabei um den 44-jährigen Stephan L. aus Salem. Er wurde bereits Mitte September als vermisst gemeldet. Dennoch bleibe weiterhin unklar, wann genau sich der Unfall ereignet hat. „Das ist Gegenstand der Ermittlungen, die der Verkehrsdienst Mühlhausen-Ehingen aufgenommen hat“, so die Polizeisprecherin.

Das könnte Sie auch interessieren