Dichtgedrängte Menschen, die sich in einem Gartencenter für sonnige Stunden im Freien ausrüsten? Axel Mauch tut sich in Zeiten der Corona-Krise schwer damit, das zu verantworten. Der Leiter des Gartencenter Mauch in Hilzingen schrieb daher vor wenigen Tagen einen offenen Brief an Kollegen und Politiker. Denn einfach so schließen, kann er sein Geschäft nicht – dann drohe der Konkurs. Doch den Andrang mit seiner Fürsorgepflicht vereinbaren, das falle schwer. Zwischenzeitlich seien Kunden zwar sensibilisiert. Doch die Sorgen und offenen Fragen bleiben.
Wirtschaft vs. Gesundheit?
„Jeder Händler steht unter Druck, weil die Verluste massiv sind“, erklärt Axel Mauch gegenüber dem SÜDKURIER. Für Gärtner gelte das besonders, denn jetzt im Frühjahr wird eigentlich das Geld verdient, das im Winter an Einnahmen fehlt und an Investitionen in neue Pflanzen nötig ist. „Diese vier Wochen sind entscheidend, sonst kann ich die Pflanzen wegschmeißen.“ Dennoch fehlen ihm wirklich gute Argumente, warum sein Gartenbaumarkt in Zeiten des Coronavirus geöffnet bleibt: „Wenn mich Freunde und Bekannte fragen, warum wir noch geöffnet haben und ob das in der aktuellen Lage denn klug sei, komme ich in Erklärungsnöte.“
Denn Gesundheit gehe für ihn vor. Auch wenn viele seiner Kollegen besonders um ihre Existenz fürchten. Und auch wenn er als Aufsichtsratsvorsitzender einer großen Kooperation von Gartencentern eigentlich wirtschaftlicher denken sollte. „Trotzdem habe ich ein Gewissen und das schlägt Alarm.“
Noch vor wenigen Tagen drängten sich die Kunden – trotz warnender Schilder
Noch Ende vergangener Woche beobachtete Axel Mauch sehr viele Menschen in seinem Markt, viele davon waren schon älter und gehören zur Risikogruppe. „Wir haben erlebt, dass die ersten Maßnahmen anfangs kaum Wirkung gezeigt haben.“ Schilder mit der Bitte, dass Kunden Abstand halten, seien teils ignoriert worden. „An den Kassen wurde trotz Aufforderung noch gedrängelt, es wurden die Köpfe zu den Mitarbeitern gesteckt, Kinder wurden selbst mit Husten und Schnupfen zum Einkaufen mitgebracht“, schildert Mauch. Vielen der Besucher schien nicht klar zu sein, dass sie sich und seine Mitarbeiter in Gefahr bringen.
Das Verhalten hat sich schon geändert
Das habe sich zuletzt deutlich verbessert – „Gott sei Dank“, wie Mauch sagt. Er möchte sensibilisieren und betont, dass es ihm mit seiner persönlichen Meinung um die Gesundheit aller geht – auch wenn es für ihn wie für viele andere Händler auch wirtschaftlich schwere Zeiten sind und werden. Wer jetzt noch das Gartencenter besucht, achte eher auf Abstand zu seinen Mitmenschen. Weiterhin klären Schilder über die Ansteckungsgefahr mit Corona auf, außerdem gebe es Durchsagen.
Auch die Mitarbeiter sollen geschützt werden: Das vor drei Wochen bestellte Desinfektionsmittel ist zwar noch nicht geliefert worden, doch Mittel aus dem privaten Fundus stehen zur Verfügung. „Wir improvisieren halt auch, so wie jeder es tut.“ Der Betrieb kann aber nicht verhindern, dass Kunden doch mal die Köpfe zusammen stecken.
Mit einem klaren Signal der Politik hätte sich der Gartencenter-Besitzer leichter getan: „Wenn die Politik anordnet, dass wir unser Geschäft zulassen sollen, hätte ich diesen Gewissenskonflikt nicht.“
Der Gärtner dankt dem Lebensmittelhandel
Bis dahin tue er mit seinen Mitarbeitern sein Möglichstes, um eine weitere Ausbreitung zu verhindern. Er sei froh, dass sich das Ansteckungsrisiko in den großen luftigen Verkaufsflächen einer Gärtnerei leichter klein halten lässt, als etwa in einem engen Lebensmittelgeschäft. Größten Respekt habe er vor den dort Beschäftigten: „Danke, dass ihr uns alle weiterhin versorgt und für uns alle die Stellung haltet“.