Berge oder Meer: Wo geht der Bürgermeister von Hilzingen in Urlaub?
(lacht) Tatsächlich weder noch. Wir bleiben zuhause und verbringen unseren Urlaub überwiegend daheim. Es ist eine kleine Tour durch den Schwarzwald mit Europa-Park geplant. Der Fokus unseres Urlaubes liegt voll auf unserem kleinen Sohn, Paul. Wir werden bei uns im Hegau auch einige Tagesausflüge machen und die Zeit zusammen genießen.
Die kommunalen Pflichtaufgaben werden immer mehr. Haben Sie Angst, dass Hilzingen sich kaputtsparen muss?
Ja, wir beobachten ja, dass ständig neue Regularien verabschiedet, neue Standards beschlossen und viele Aufgaben auf die Kommunen übertragen werden. Das große Problem ist: Hierbei fehlt die notwendige Finanzierung. Es ist ein großes Dilemma. Wenn auf Bundes- oder Landesebene etwas beschlossen wird, dann sollte auch die notwendige Finanzierung, aber auch eine realistische Einschätzung der personellen Kapazitäten an diesen Beschluss geknüpft sein – und das vermisse ich sehr.
Das hat natürlich eine enorme Auswirkung auf die kommunalen Finanzen. Wir bekommen immer mehr Aufgaben übertragen, die nicht bis zum Schluss durchfinanziert sind. Wir müssen uns auf kommunaler Ebene kaputtsparen, können aber unsere eigenen Projekte nicht mehr stemmen. Das macht mir große Sorgen, auch unser Haushalt sieht da sehr schwierig aus.
Wie sehr trifft die Kreisumlage die Gemeinde Hilzingen?
Es gibt ein paar Umstände, die unseren Haushalt in die jetzige Lage bringen. Das sind sicherlich die hohen Tarifabschlüsse, es sind die sinkenden Steuereinnahmen, und es ist natürlich auch die Kreisumlage. Sie ist im Landkreis Konstanz seit Jahren auf einem sehr hohen Niveau. Wir hatten 2024 die dritthöchste Kreisumlage in ganz Baden-Württemberg. Wenn die Kreisumlage weiter steigt, und dies ist angesichts der Vorhaben des Landkreises, wie etwa das neue Klinikum in Singen, wahrscheinlich, dann wirkt sich das natürlich auch auf unseren Haushalt aus. Für Hilzingen bedeutet ein Prozent mehr Kreisumlage je nach Steuerkraftsumme um die 150.000 Euro.
[Anmerkung der Redaktion: Die Kreisumlage war umstritten und sollte auf 36,3 Prozent erhöht werden, nach einem Kompromiss liegt sie bei 34 Prozent.]
Wann schlägt die Gemeindeverwaltung dem Gemeinderat die Erhöhung von Steuern und Gebühren vor?
Wir werden im September eine Klausurtagung mit dem neuen Rat machen und uns dort auch dem Thema Haushalt widmen. Dort werden und müssen wir im Sinne einer Haushaltskonsolidierung alles auf den Prüfstein legen. Dabei wird es um die Erträge gehen, aber auch um die Aufwendungen. Wir werden eine deutliche Aufgabenkritik leisten müssen – dabei wird es auch Projekte geben, die wir uns sehr wünschen, diese aber nicht umsetzen können.
Wie steht es um die Kinderbetreuung in Hilzingen?
Wir sind auf einem guten Weg, aber noch nicht am Ziel. Im Ü3-Bereich sind wir gut aufgestellt. Nach der letzten Vergaberunde im Februar konnten wir jedem Kind einen Platz anbieten. Im U3-Bereich haben wir Nachholbedarf. Wir haben dort allerdings eine zusätzliche Förderung für die Tagesmütter beschlossen haben. Dadurch hoffen wir, dass es durch die Stärkung der Tagesmütter zu einer Entlastung in den Krippen kommt. Man merkt aber auch, dass unsere Bauprojekte der vergangenen Jahre im Kita-Bereich zum Tragen kommen.
Modulare Bauten für Krippenplätze, zudem die Containerlösung für Flüchtlingsunterbringung. An welchen Stellen werden Container weiter das Ortsbild prägen?
Ich hoffe an gar keinen. Wir sind mit der Anschlussunterbringung auf dem Festplatz, denke ich, gut aufgestellt, sodass wir unsere Quote erfüllen können. In die weiteren Jahre betrachtet, werden wir wohl keine weiteren Anbauten brauchen. Was die Krippenplätze angeht: Wir überprüfen aktuell die Zahlen im U3-Bereich und schauen uns die Entwicklung durch die Tagesmütter an. Im besten Fall könnten wir uns dieses Projekt sparen, weil die Zahlen sich verbessert haben.
Ist Ihre Kommune bei der Flüchtlingsunterbringung überfordert?
Sagen wir es so: Es ist eine Herkulesaufgabe – sowohl personell als auch finanziell. Uns als Gemeinde ist es wichtig, dass die Menschen, die hier sind, gut integriert werden. Deshalb bin ich sehr dankbar für alle, die hier helfen – unsere Mitarbeiter, aber auch die vielen, vielen ehrenamtlichen Helfer. Wir können einfach nie durchschnaufen, es geht immer weiter und weiter. Das ist eine enorme Dauer-Herausforderung.
In Duchtlingen und Riedheim läuft aktuell das Bebauungsplanverfahren. Braucht Hilzingen in der Zukunft noch weitere Baugebiete?
Sicherlich, weil wir irgendwo die Menschen unterbringen müssen. Wer aufmerksam den SÜDKURIER liest, weiß, dass Wohnraum knapp ist. Deshalb werden wir eine Entwicklung brauchen, aber maßvoll. Hilzingen hat im Kernort und in den Ortsteilen innerörtliche Verdichtungen und wir hatten aber auch in den vergangenen Jahren das ein oder andere Baugebiet. Wir werden auch in Zukunft beides brauchen. Aktuell haben wir aber das Tempo rausgenommen, weil die Nachfrage nach Bauplätzen sehr gering ist.
Wieso braucht Hilzingen ein eigenes Ärztehaus oder Pflegeheim?
Hilzingen hat eine Gemeindegröße von rund 9000 Einwohnern, aktuell haben wir noch eine funktionierende Ärzteversorgung, aber das ist eine Momentaufnahme. Wir wollen frühzeitig die Weichen für die Zukunft stellen. Wir haben mit allen hiesigen Ärzten Gespräche geführt, um zu ermitteln, was für unsere Gemeinde ein gangbarer Weg sei. Dabei kam sehr schnell der Wunsch nach einem Ärztehaus auf. Der nächste Schritt ist, dass wir die Ergebnisse aus den Gesprächen in einer Ratsvorlage aufarbeiten. Wir müssen das Thema aus meiner Sicht aber bald angehen.
Sie haben Halbzeit, sind seit vier Jahren im Amt. Welche Projekte in dieser Zeit tragen Ihre Handschrift? Und Hand aufs Herz: Welche Projekte haben nicht geklappt?
Wichtig ist für mich, dass das nicht meine Projekte sind, sondern die von Gemeindeverwaltung und Gemeinderat. Feuerwehr, Kindergärten, Neubau des Feuerwehrhauses in Schlatt am Randen und in Duchtlingen, die vielen Bauprojekte im Ortskern – die Liste ist lang. Erst kürzlich haben wir die Großbaustelle in der Hauptstraße im Bereich von der Sonne bis zur Randenbahnstraße abgeschlossen.
Ein Projekt, was mich nicht zufriedenstellt, ist das Pflegeheim. Da ist es uns bisher nicht gelungen, einen Investor oder Betreiber zu finden. Es gibt Interessenten, es laufen auch viele Gespräche – aber ich hätte mir gewünscht, dass wir schneller sind.
Was macht Holger Mayer im April 2028?
Im besten Fall: Am Montagmorgen nach einem erfolgreichen Wahlabend, bevor ich mich auf den Weg an meinen Schreibtisch ins Hilzinger Rathaus mache, im SÜDKURIER lesen: „Holger Mayer bleibt Bürgermeister in Hilzingen“.