Das Hilzinger Freibad ist ein Familienbad und soll so erhalten bleiben – auch nach einer möglichen Sanierung. Das war die einhellige Meinung der Besucher der SÜDKURIER-Sommerredaktion im Bad. Die beiden Redakteurinnen Graziella Verchio und Jacqueline Weiß waren gekommen, um die Meinung der Gäste zu hören. Dabei kamen neben dem Freibad auch die Themen Landwirtschaft, Tauben und Begrünung im Ort zur Sprache.

Dass das Bad beliebt ist, zeigte sich auch an diesem Nachmittag. Bei Temperaturen über 30 Grad Celsius war die Liegewiese gut besucht und das Schwimmbecken voll. Dass es gut in Schuss sei, liege mit am engagierten Bademeisterteam und der Unterstützung durch die Gemeinde und den Förderverein, lobten die Besucher und Bürgermeister Holger Mayer. Er war ebenfalls vor Ort, um zu einigen Themen Stellung zu nehmen. Die Badsanierung hänge noch davon ab, ob sie gefördert werde, sagte er.
„Im Bad-Team packen alle mit an“
„Wir haben mit dem Bad-Team richtig Glück, alle packen mit an“, erklärte Alt-Bürgermeister Franz Moser, der zur Sommerredaktion gekommen ist. Durch die Eigenarbeit, die zum Beispiel der ehemalige Bad-Chef Martin Gänsler besonders an der Technik geleistet habe und leiste, würden Tausende Euro gespart. Die Technik im Bad sei 53 Jahre alt und dafür gut in Schuss, so Moser. Die Wasserqualität sei hervorragend, bestätigte Martin Gänsler, der viele Geschichten zur Entstehung des Bades erzählen kann.
Michael Weber, evangelischer Pfarrer von Hilzingen, kam mit seiner Familie. „Es ist ein schönes Familienbad und hat seinen eigenen Charme“, erklärte er. Die Debatte um die Sanierung zeige, wie wichtig den Menschen das Bad sei, es gehöre einfach zum Ort, so Weber.

Andrea Baumann, SPD-Gemeinderätin und Fördervereinsvorsitzende, ist es ein Anliegen, das Bad zu erhalten. Das würden ihr auch immer wieder Besucher bestätigen. „Bei unserem Waffelverkauf hat ein Kind gesagt, Hilzingen habe das schönste Schwimmbad“, berichtet sie. Viele Besucher würden das große Gelände mit vielen Schatten spendenden Bäumen schätzen, viele verbringen seit ihrer Kindheit den Sommer hier.
Unterstützer wollen kein Spaßbad
„Ein Spaßbad würde nicht hierher passen“, sagt Baumann. Der Verein sei mit vielen Aktionen im Bad und informiere auch die Bevölkerung über die Badsanierung, berichtet ihre Vereinskollegin Birgit Jordan. 2025 plane der Verein das 50. Jubiläum des Bades, das 2020 wegen der Corona-Pandemie ausfallen musste, nachzufeiern. Baumann denkt an eine Beachparty und dass man dann das Jahr des Freibades ausrufen könnte. Damit sollen auch Spenden gesammelt werden.
Schwimmmeisterin Rita Assire sieht den Sanierungsbedarf bei der Wasseraufbereitung, der Auskleidung des Beckens und an den Gebäuden. Ständig müssten Fließen im Becken ausgewechselt und auch der Beckenrand ausgebessert werden. Sie engagiert sich auch dafür, dass Kinder Schwimmen lernen. Und da sei der Bedarf groß: „90 Kinder standen in dieser Saison auf der Warteliste, 50 habe ich bis jetzt unterrichten können“, berichtet sie. Für die Kinder, aber auch für die Sicherheit im Bad sei es wichtig, dass sie schwimmen lernten.
Kaum Milchvieh mehr im Ort
Mit einem anderen Thema kam Landwirtin Doris Buhl vom Hofgut Homboll in Weiterdingen zur Sommerredaktion. Ihr liegt die Zukunft der Landwirte und vor allem der Milchvieh-Halter am Herzen. „Viel Arbeit, wenig Einkommen“, fasst sie ihre Situation zusammen. 13 – bis 14-Stunden-Tage seien die Normalität und sie findet, dass es an Wertschätzung für die Betriebe fehle. Früher habe es 18 Milchvieh-Betriebe in Weiterdingen gegeben, jetzt seien es nur noch vier. „Der Hegau hat viel Grünland und das muss gepflegt und das Heu verwertet werden“, sagte sie.
Ein weiteres Standbein habe sie sich mit einer Ferienwohnung geschaffen. Das sei ein Erfolg und der Tourismus in der Region entwickle sich ihrer Meinung nach gut.
Tauben sind ein Problem
Die Hilzingerin Sandra Baindl spricht das Taubenproblem in Hilzingen an. Es würden immer mehr werden. Sie habe neulich am Haus 28 Tiere gezählt. Die Tauben beschädigen die Solaranlagen auf den Dächern nicht nur mit ihrem Kot und es koste bis zu 3000 Euro, um sie zu versiegeln. Auch Stacheln, welche die Tauben fernhalten sollen, zeigten nicht immer Wirkung.
Sie ist der Meinung, dass die Gemeinde etwas dagegen unternehmen müsse. Ein Taubenhaus würde den Bestand eindämmen, doch das sei laut Verwaltung zu teuer. Bürgermeister Holger Mayer erklärte, dass die Gemeinde entweder ein Taubenhaus oder einen Falkner einsetzen könnte. Falkner lassen einen Raubvogel über der Gemeinde kreisen, der die Tauben vertreibt. Da die Beschwerden über die Tauben zunähmen, müsse das Thema angegangen werde.
Zu wenig Begrünung im Ortskern
Die Bürger wünschen sich aber auch mehr Spazierwege mit Bäumen im Ortskern. „Generell wäre mehr Begrünung in Hilzingen schön, gerade im Bereich des Rathauses“, sagt Ursula Hirner. Zwar gebe es um Hilzingen herum genug Wald, Anhöhen und Hügel, um ausgedehnte Spaziergänge und Radtouren im Schatten zu machen, doch in der Ortsmitte würden solche Möglichkeiten fehlen. Dort sei nach der Umgestaltung zwar viel Platz für Veranstaltungen, aber schattige Plätze seien nun Mangelware. „Gerade bei den aktuellen Temperaturen sind Spaziergänge im Schatten besser für den Kreislauf.“
Senioren brauchen festen Ort der Begegnung
Ein Thema, das Besucher Manfred Hirner umtreibt, ist die Renaturierung des Mühlbachs. Die Maßnahme rund um das Areal des Alten Rathauses ist seit Frühjahr 2021 abgeschlossen. „Allerdings sieht es da ziemlich verwahrlost aus“, sagt Hirner. Er bemängelt auch, dass der dortige Spazierweg aktuell gesperrt sei.
Das hat aber einen Grund, wie Bürgermeister Holger Mayer erklärte: Dort liegt Baumaterial für die anstehende Umgestaltung des Alten Rathauses und für den Neubau mit elf Eigentumswohnungen. „Der Weg ist aus Sicherheitsgründen gesperrt, weil dieser zu nah dran an den Bauarbeiten ist.“ Und weil dort keiner entlang laufen könne, werde dort das nötige Baumaterial abgelegt, so seine Erklärung.
Ein weiteres Anliegen, das Hirner wichtig ist: Für die Senioren und die Initiative „Zusammenkunft“ fehlt ein fester Raum. Das Ziel der Gruppe sei es, einen Begegnungsort – das sogenannte Hilzinger Wohnzimmer – und gemeinsame Aktionen für alle Generationen zu schaffen. Der Seniorenrat sei aber fleißig auf der Suche.
Redaktion hat ein offenes Ohr
Die SÜDKURIER-Redakteurinnen Jacqueline Weiß und Graziella Verchio konnten von ihrem Besuch im Hilzinger Freibad schon einige Anregungen mitnehmen. Wenn Sie keine Zeit hatten, die beiden zu besuchen, können Sie sich mit ihren Anliegen natürlich jederzeit an die Lokalredaktion für Singen und den Hegau wenden. Die Redaktion befindet sich in der Erzbergerstraße 2 in Singen und ist telefonisch unter 07731 83056642 oder per E-Mail an singen.redaktion@suedkurier.de zu erreichen.