Schwitzen war angesagt für die beiden SÜDKURIER-Redakteure Ramona Löffler und Dominique Hahn, als sie am Montagnachmittag ihre Redaktion nach draußen verlegt haben – nicht unbedingt wegen der Themen, sondern wegen 32 Grad Celsius und strahlendem Sonnenschein. Vor dem Orsinger Biomarkt eröffneten die beiden die diesjährige SÜDKURIER-Sommerredaktion für den Raum Stockach. Ziel der Aktion war es, mit Leserinnen und Lesern ins Gespräch zu kommen und zu hören, was die Menschen vor Ort bewegt.
Trotz des schwülen Sommerwetters machten einige Leser auch direkt Gebrauch von der Gelegenheit, die Redaktion einmal persönlich in ihrem Ort anzutreffen. Die Bandbreite der angesprochenen Themen war dabei groß: von Natur- und Umweltschutz über Verkehr und Tourismus bis hin zum Heimattag.
Doppelgemeinde soll präsenter werden
Insgesamt wurde dabei deutlich, dass viele Leser aus Orsingen-Nenzingen insgesamt mehr aus ihrer Doppelgemeinde in der Zeitung lesen würden. Ein Besucher der Sommerredaktion, der namentlich nicht genannt werden wollte, wies etwa auf das aktive Vereinsleben vor Ort und die vielen jungen Menschen hin, die sich ehrenamtlich engagieren. Hier müsste seiner Meinung nach ein Schwerpunkt in der Berichterstattung gesetzt werden.
Viele Rückmeldungen zu Heimattag-Berichten
Enttäuscht zeigte er sich indes über die mediale Begleitung des Orsinger Heimattags im Juni. Da die Veranstaltung nur alle zehn Jahre stattfindet und für den Ort ein so wichtiges Ereignis darstelle, hätte er sich gewünscht, dass hierüber mehr berichtet worden wäre. Die gleiche Meinung vertrat ein Ehepaar, das die Sommerredaktion besuchte, aber im Zeitungsbericht ebenfalls nicht namentlich genannt werden will.
Sie hätten sich eine intensivere journalistische Begleitung der beiden Tage mit den vielen unterschiedlichen Programmpunkten gewünscht, machten sie im Gespräch deutlich. Der Orsinger Heimattag fand in diesem Jahr am Samstag, 24. Juni, und Sonntag, 25. Juni, statt und überschnitt sich terminlich mit der Verabschiedung von Bürgermeister Matthias Weckbach in Bodman-Ludwigshafen und dem Schweizer Feiertag in Stockach.
Wo sich etwas tun sollte
Das Thema Verkehr wurde von mehreren Besuchern der Sommerredaktion angesprochen. Gleich zwei Besucher, die Anlieger der Hauptstraße sind, äußerten etwa ihr Unverständnis darüber, dass nur in den Nebenstraßen Tempo 30 eingeführt wurde. „Und auch dort nützt es nur etwas, wenn das ganze auch entsprechend überwacht wird“, betonte einer der Besucher.
Melanie Hörrmann-Bätzner, die Betreiberin des Bioladens berichtet etwa davon, dass sie regelmäßig Autos beobachten kann, die viel zu schnell in der Hauptstraße unterwegs sind. Einmal habe es sogar mitten in der Nacht einen Unfall gegeben, bei dem ein Auto gegen die Blumenkästen des Nachbarn gefahren sei, erinnert sie sich.
Naturschutz und Nachhaltigkeit
Noch gut erinnern kann sich eine andere Besucherin der Sommerredaktion, dass es früher im örtlichen Naturschutzgebiet viele Rebhühner und Fasane gegeben habe. Diese seien aber stark bejagt worden, da sich die Landwirte daran gestört hätten, erklärt sie. Ein Projekt zur Wiederansiedlung vor 15 Jahren sei nicht umgesetzt worden. Gerne würde sie im SÜDKURIER darüber lesen, ob im Hinblick darauf neue Bestrebungen zur Wiederansiedlung bestehen.
Naturschutz und Nachhaltigkeit sind auch Themen, die Simone Frey bewegen. Sie kommt eigentlich aus Espasingen, wollte jedoch die Gelegenheit nutzen, um bei ihrem Einkauf im Bioladen mit der Redaktion zu sprechen.
Verkehrsthemen bewegen über Ort hinaus
Ein Thema, das ihr sehr am Herzen liegt, ist der öffentliche Personennahverkehr im ländlichen Raum. „Der ÖPNV ist momentan nur auf die Schule ausgerichtet“, klagt sie. Zwischen den Orten im Stockacher Umland mit dem Bus zu reisen sei praktisch unmöglich. Für sie war das auch ein Anstoß, sich im Stockacher Verein „Klimakompetent Mobil“ zu engagieren, dessen stellvertretende Vorsitzende sie ist.
„Aber auch hier würden wir uns mehr Unterstützung durch die Kommune wünschen“, betont sie. Die Vereinsmitglieder setzen sich dafür ein, ein E-Carsharing-Angebot im Stockacher Raum zu etablieren. Hierzu sollen auch Gespräche mit den Umlandgemeinden geführt werden, berichtet Frey.
Kritisch sollte man beim Thema Verkehr die Diskussion um Ortsumfahrungen beleuchten, ist sich Simone Frey sicher. „Tempo 30 wenigstens in der Nacht wäre in Espasingen sinnvoller als eine neue Umgehungsstraße mitten durch die Natur und wertvolle Feuchtgebiete“, so ihr Standpunkt.
Ein weiterer Punkt, der einer genauen Betrachtung bedürfe, sei das Tourismusangebot. Denn für Touristen werde in der Region viel geboten, während die Einheimischen oft das Nachsehen hätten, ist Frey überzeugt. Bei der Weiterentwicklung des Tourismus in der Region sollte zudem das Augenmerk auf eine nachhaltige Entwicklung gelegt werden.
Das Fazit fällt positiv aus
Nach sonnigen zweieinhalb Stunden in Orsingen-Nenzingen fällt das Fazit der beiden Redakteure positiv aus. „Die Sommerredaktion war sehr erfolgreich. Wir freuen uns, dass einige Leser die Gelegenheit genutzt haben, um mit uns ins Gespräch zu kommen. Wir konnten mehrere Themen und Anregungen mitnehmen“, sagt Ramona Löffler.