Wieder einmal zurück nach Hause kommen, die alte Heimat wiedersehen und Zeit miteinander verbringen. Dazu soll der Orsinger Heimattag alle zehn Jahre eine Gelegenheit bieten. Inzwischen hat er eine jahrzehntelange Tradition.

Im Jahr 2011 wollte der Kirchenchor zum 100-jährigen Bestehen des Neubaus der Orsinger Kirche etwas Besonderes beisteuern. Es entstand die Idee, eine eigene Heimatmesse komponieren zu lassen. Diese wird am Sonntag, 25. Juni, erneut aufgeführt. Dafür wurde eigens ein Projektchor gebildet.

Der Kirchenchor wollte etwas besonderes beisteuern

Nicole Sessler, damals Vorsitzende des Kirchenchores, sprach Thomas Gabriel, Kirchenmusiker für neugeistliche Musik, an, der sofort Feuer und Flamme war. Die Chormitglieder schrieben auf, was Heimat für sie persönlich bedeutete.

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Diese Gedanken setzte Gabriel mit Text und Musik in der Orsinger Heimatmesse für gemischten Chor, Kinderchor und Band um. „Es war sehr eindrücklich damals“, erinnert sich Nicole Sessler. „Das ganze Dorf, die Gemeinde, die Kirchengemeinde haben die Komposition gesponsert. Es war ein Gesamtprojekt für Orsingen.“

Zwölf Jahre lang habe die Heimatmesse in der Schublade gelegen. Jetzt wird sie wieder zur Aufführung gebracht. „Zum Kirchenchor kamen 20 Projektsänger hinzu, beim Kinderchor sind es 15“, sagt Sessler erfreut.

Insgesamt 80 Sänger sind dabei

Sie hebt besonders einige Mitglieder des damaligen Kinderchores hervor: „Etwa zehn junge Damen unterstützen die Kinder. Insgesamt sind wir rund 80 Sängerinnen und Sänger.“ Hinzu kommen zehn Musiker des Musikvereins und Thomas Gabriel am Klavier. „Ohne ihn wäre es unmöglich, dieses Projekt zustande zu bringen.“ Ihm gelinge es als Mensch und Musiker, alle mitzunehmen.

Der Projektchor sang im Dorfgemeinschaftshaus. Viele Sängerinnen und Sänger waren schon 2011 dabei gewesen. Später kam noch der ...
Der Projektchor sang im Dorfgemeinschaftshaus. Viele Sängerinnen und Sänger waren schon 2011 dabei gewesen. Später kam noch der Kinderchor hinzu, der drei Lieder der Orsinger Heimatmesse mitsingt. | Bild: Claudia Ladwig

Seit Jahresbeginn wird geprobt. Nicole Sessler leitet den Projektchor. Yvonne Münzer übt drei Lieder mit dem Kinderchor, der diesmal aus mehr Jungen als Mädchen besteht. Sonja Hartmann und Sandra Joos proben mit den jungen Erwachsenen aus dem früheren Kinderchor und Gebhard Fritschi, Dirigent des Musikvereins Orsingen, studiert mit zehn Musikern die Messe ein.

Komponist reiste für das Probenwochenende an

Nun fand das Probenwochenende statt, bei dem erstmals alle gemeinsam sangen und spielten. Thomas Gabriel reiste eigens dafür aus Seligenstadt in Hessen an. Alle Gruppierungen proben danach für sich weiter, bis es im Juni die Generalprobe mit dem Komponisten gibt, der auch der musikalische Leiter bei der Aufführung der Orsinger Heimatmesse sein wird.

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Der Text sei erschreckend aktuell, sagte Nicole Sessler. Es kämen verschiedene Aspekte vor, die Heimat für verschiedene Menschen bedeuten: ein Ort, ein Mensch, die Kirche, der Glaube. Manche der Lieder seien konkret auf den Heimattag zugeschnitten worden.

Sie handelten beispielsweise von Menschen, die von überall herkämen und sich am Ende wieder in alle Richtungen verabschiedeten. Doch es gehe auch um Krankheit, Trennung, Scheidung, Demenz, Einsamkeit und Flucht.

Er hofft, dass Sänger erhalten bleiben

Thomas Gabriel lobte die Sänger. Der Chor sei sehr gut vorbereitet und das Probenwochenende super organisiert. Durch die Projektsänger habe sich der Chor sehr vergrößert. „Ich hoffe, dass sie bleiben. Viele Menschen machen bei einem überschaubaren Zeitraum gerne mit und bleiben, wenn es cool ist.“

Auch einige Mitwirkende äußerten sich. Noemi, elf Jahre alt, hat Spaß am Singen. Sie möge alle drei Lieder des Kinderchores, aber „Du bist da“ sei am schönsten. Dass am Probenwochenende auch Spiele gemacht wurden, gefiel ihr ebenfalls.

Projektchor ist auch ein Familienprojekt

Sie erzählte, der jüngste Sänger sei erst vier Jahre alt. Er sei durch seine zwei älteren Brüder hinzugekommen, die schon beim Krippenspiel mit dem Kinderchor gesungen hatten, verriet Silke Joos.

Auch für sie selbst ist es ein Familienprojekt: Ihre Familie sei mit drei Generationen dabei. „Es ist ein unglaubliches Gefühl, meinen Papa und meinen Sohn dabei zu haben“, sagte sie und ergänzte: „Hier zu singen, gibt mir Seelenfrieden. In und nach einer Probe bin ich sehr ausgeglichen.“ Noch dazu seien die Proben mit Thomas Gabriel sehr besonders.

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Amelie Lenzinger war vor zwölf Jahren als Kind im Chor und singt nun in der sogenannten Kinderchor-Reunion. „Wir haben uns gegenseitig kontaktiert. Unsere Idee war, die Kinder zu unterstützen. Wir waren damals etwas älter als die jetzigen Kinder. Bei der ersten Probe in diesem Jahr konnten wir alle Lieder noch“, staunte sie. Nach der Probe hätten sie in Erinnerungen geschwelgt.

Auch der Musikverein ist mit von der Partie

Zu den Mitwirkenden des Musikvereins gehört Linda Fritschi. Es mache viel Spaß, diese Musik zu spielen, auch wenn sie anfangs viel Respekt davor gehabt habe. Sechs Kreuze als Vorzeichen für die Tonart in den Noten, das sei auf der Klarinette sehr anspruchsvoll, betonte sie.

„Aber nun mit dem Chor zusammenzuspielen war ein richtiger Gänsehautmoment.“ Gebhard Fritschi habe im Vorfeld gefragt, wer bei der Heimatmesse mitwirken wolle. Die Proben finden jede Woche an einem Extra-Abend statt und laufen parallel zu den Vorbereitungen für das Jahreskonzert am Sonntag, 23. April.

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Auch die Mitglieder des Kirchenchores müssen weitere Lieder einstudieren. Vor dem Heimattag liegen schließlich noch Ostern und Pfingsten. Daher sei der lange Vorlauf durchaus notwendig, erklärte die Chorleiterin.