Ein großes Hegauer Volksfest ist abgeblasen. Die Hilzinger Kirchweih muss nach einem Beschluss des Hilzinger Gemeinderats zum zweiten Mal hintereinander ausfallen. Eine Entscheidung über den Tengener Schätzele-Markt steht in Kürze an. Trotz Lockerungen sei die Kirchweih nicht stemmbar, um die immer noch geltenden Schutz- und Hygiene-Vorschriften zu erfüllen, macht der Hilzinger Bürgermeister Holger Mayer deutlich.

„Die Verantwortung wäre riesig gewesen, wenn die Kirchweih mit dem Massenandrang von Besuchern stattgefunden hätte“, betont Mayer. Er gehe auch davon aus, dass die Corona-Fallzahlen erfahrungsgemäß im Herbst trotz der jüngsten positiven Entwicklung wieder ansteigen werden. „Die Entscheidung ist uns sehr schwer gefallen und sie tut auch weh“, sagt Mayer. Er freue sich umso mehr auf eine tolle Kirchweih im nächsten Jahr.
„Wir bedauern, dass Kirchweih wieder nicht stattfinden kann“, erklärt Michael Jäckle, der erste Vorsitzende des Musikvereins Hilzingen, der bei der Veranstaltung für den Festzeltbetrieb verantwortlich ist. „Die Entscheidung steht außer Frage. Auch wir kamen nach einer Umfrage unter unseren Mitgliedern klar zur Erkenntnis: Die Veranstaltung ist unter diesen Voraussetzungen nicht ausführbar. Selbst, wenn ein Festzeltbetrieb in einem bestimmten Rahmen mit Einlasskontrollen möglich gewesen wäre, so hätten wir dies gegenüber allen anderen an der Kichweih tätigen Hilzinger Vereinen als ungerecht empfunden“, sagt er. Zudem wären der Aufwand und die Kosten im Vergleich zu erwartenden Mindereinnahmen immens.

„Die Verträge mit unserem Band-Stamm haben auch für die Kirchweih 2022 Gültigkeit“, sagt Jäckle. „Die Freude war groß, als der Musikverein Hilzingen kürzlich zur nachgeholten Erstkommunion aufspielen durfte. Die kulturell tätigen Hilzinger Vereine, die eine sehr gutes Miteinander praktizierten, planen laut Jäckle eine kleinere Veranstaltung im Dorf, um die Leute zu erfreuen. Das Risiko werde dabei auf alle Vereine verteilt.
Der Tengener Gemeinderat soll in seiner Sitzung am 29. Juli entscheiden, ob der Schätzele-Markt Ende Oktober nach der Corona-Zwangspause 2020 als eines der größten Volksfeste in Südbaden stattfinden kann. Skepsis herrscht aber bei der Stadtkapelle Tengen, die am Schätzele-Markt den riesigen Festzeltbetrieb organisiert und ausführt.

„Das immer noch geltende Schutz- und Hygienekonzept lässt sich bei dieser Massenveranstaltung kaum umsetzen“, erklärt Claudius Weber vom Vorstandsteam der Stadtkapelle. Zudem sei ungewiss, wie sich die Pandemie mit ihren Delta-Varianten entwickeln werde. Dies gelte vor allem im Hinblick darauf, dass Teile der Bevölkerung nicht willig seien, sich impfen zu lassen. Auch für die Helfer, normalerweise sind gut 300 im Einsatz, wäre ihre Tätigkeit stark belastet. Wie durch das Tragen der Schutzmasken und weiteren Einschränkungen, zeigt Weber auf.

Größere Musik-Bands, wie sie früher auftraten, habe die Stadtkapelle Tengen wegen der Unwägbarkeit, für das Festzelt-Programm gar nicht erst angefragt. „Die könnten wir gar nicht bezahlen, wenn wir beispielsweise nur einen abgespeckten Festzeltbetrieb anbieten könnten. So hätten wir uns mit umliegenden Musikvereinen als Unterhaltungsmacher begnügt“, sagt Weber.

Es gebe nun Überlegungen, solche benachbarten Musikvereine zu einem überschaubaren Sommerfest im Freien zum Aufspielen einzuladen, das coronakonform etwa auf dem Schätzele-Marktplatz stattfinden könnte. „Dies würde nach der langen Zwangspause auch die Gemeinschaft und die Geselligkeit wieder fördern, für Unterhaltung sorgen und die Musiker neu motivieren“, betont er. „Wir sind schon froh, dass wir wieder proben dürfen und auch die Aussicht haben, selbst noch in diesem Jahr ein Konzert zu geben. Die Musiker brauchen auch ein Ziel“, sagt Weber und tritt damit auch die Gemütslage der Hilzinger Kollegen.
Weitere Ausfälle
Weitere große Feste und Hegauer Veranstaltungen wurden bereits abgesagt: Die Bohlinger Sichelhenke wird im August bereits zum zweiten Mal hintereinander nicht im gewohnten publikumsträchtigen Rahmen stattfinden. Der Bohlinger Ortsvorsteher Stefan Dunaiski zieht aber eine kleinere 63. Ausgabe der Sichelhenke ins Kalkül. So könnte das traditionelle Mähen mit Sichel und Habergeschirr mit einem kleinen Fest im Freien gefeiert werden. Auch das Engener Altstadtfest, das üblicherweise am letzten Juli-Samstag vor den Sommerferien tausende Menschen lockt, fällt wegen Corona wie im vergangenen Jahr aus. Dasselbe gilt für das Singener Stadtfest, das für den Juni geplant war.