Es soll nur das letzte Mittel sein bei der Verbrechensbekämpfung, in den letzten Monaten ist es jedoch gleich mehrmals passiert, dass ein Polizist gegen einen Tatverdächtigen die Dienstwaffe eingesetzt hat. In Schramberg erschoss ein Polizist Anfang April einen Mann, der mit einer Schusswaffe auf die Beamten gezielt haben soll.

Und in Hilzingen (Kreis Konstanz) wurde Mitte April ein Mann von der Kugel aus einer Polizeiwaffe tödlich getroffen, als er eine Polizistin angriff, nachdem er mit einer Axt auf ein Auto eingeschlagen haben soll. Aber wie kommt das? Und wie werden Polizisten für einen solchen Ernstfall ausgebildet?

Regelmäßiges Training

Zu den konkreten Fällen möchte die Hochschule für Polizei Baden-Württemberg (HfPolBW) sich nicht äußern. Jedoch stellt Pressesprecher Frank Faras klar: „Der Einsatz einer Schusswaffe erfordert ein Höchstmaß an entsprechender Waffenausbildung, um situationsgerecht reagieren und ein Szenario unter Berücksichtigung der rechtlichen Voraussetzungen bewältigen zu können.“ Diese Kenntnisse und Fertigkeiten gelte es durch regelmäßiges Training zu erlernen und zu erhalten, so Faras weiter.

Frank Faras ist Pressesprecher der Hochschule für Polizei Baden-Württemberg (HfPolBW).
Frank Faras ist Pressesprecher der Hochschule für Polizei Baden-Württemberg (HfPolBW). | Bild: HfPolBW

Schießtraining als Grundlage

Bereits in der Ausbildung würden die angehenden Polizisten Grundsätze im Umgang mit Schusswaffen in Theorie und Praxis erlernen. Daneben werde auch der Einsatz und die Anwendung sogenannter milderer Einsatzmittel, immer unter gleichzeitiger Vermittlung der rechtlichen Voraussetzungen, trainiert.

Das Zwangsmittel- und Schießtraining bilde dabei die Grundlage für die Polizisten im Umgang mit den bei der Landespolizei zugelassenen dienstlichen Schusswaffen, so Faras.

Taktisches Verhalten geübt

Neben dem schulmäßigen Schießtraining werden die erworbenen Grundkenntnisse in der weiterführenden Schießausbildung bis hin zum einsatzmäßigen Schießtraining gefestigt. „Hierzu zählt auch das taktische Verhalten im Team, das Arbeiten unter ungünstigen Lichtverhältnissen, das Schießen in Bewegung oder auch das Schießen auf sich bewegende Ziele“, so der Pressesprecher.

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Einsätze schwer planbar

In weiteren Modulen werden die Polizisten insbesondere auch auf spezielle Einsatzlagen vorbereitet. Durch gezielte Fortbildung und Training würde der Umgang mit Schusswaffen zudem auch nach der abgeschlossenen Ausbildung weiter verbessert. „Auch wenn Polizistinnen und Polizisten darauf vorbereitet werden, im Ernstfall die Schusswaffe einsetzen zu müssen, kann nicht jede Situation detailliert vorgeplant werden. Jeder Einsatz ist unterschiedlich“, sagt Faras.

Justiz und Psyche entscheiden, wie es weitergeht

Ob die Beamten nach einem Schusswaffeneinsatz weiterarbeiten können, sei indes pauschal nicht zu beantworten. Da jeder Schusswaffeneinsatz gegen Personen staatsanwaltlich untersucht werde, würde die Justiz dies beurteilen. „Zudem kann auch die körperliche und psychische Verfassung dagegen sprechen. In diesem Fall stehen den Kolleginnen und Kollegen Hilfsangebote, wie unter anderem die psychosozialen Beratungsstellen der Polizei, zur Verfügung“, schreibt Faras.