Einst war die Familie mit ihrer Besenwirtschaft ein Pionier im Landkreis Konstanz, wie sie berichtet. Doch nach dieser Saison schließt die Traditionsstätte nahe der Homboller Burgruine endgültig ihre Gasträume – nach 33 Jahren. Ihr Alter, Personalprobleme und fehlende Nachfolger sind unter anderem die Gründe, weshalb Doris Buhl und ihre Familie einen Schlussstrich ziehen. Dabei sei die Saisonwirtschaft von Anfang an eine große Erfolgsgeschichte gewesen, wie sie im SÜDKURIER-Gespräch verrät.

Landratsamt war anfangs ratlos

Am 1. Mai 1992 eröffnete Doris Buhl, gemeinsam mit ihrem Mann Hans-Peter die erste Besenwirtschaft im Landkreis Konstanz. „Das war damals nicht nur für die Leute im Umkreis neu, sondern auch für das Landratsamt“, erinnert sich die Landwirtin schmunzelnd. Denn damals habe im Landkreis keiner so genau gewusst, was eine Besenwirtschaft ist, wie sie aussieht und welche Auflagen sie zu erfüllen hat.

Das wurde Doris Buhl besonders deutlich, als sich kurz vor ihrer Eröffnung das Landratsamt für einen Besuch ankündigte. „Ich hatte damals acht Butterbrezeln gerichtet und dachte, das würde locker reichen. Plötzlich sind hier aber 16 Leute auf den Hof gekommen und wollten sich das ansehen – dann mussten auch erstmal die Brezeln halbiert werden“, erinnert sich die gelernte Hauswirtschaftsmeisterin genau. Kurze Zeit später habe die Familie dann die Genehmigung für ihre Besenwirtschaft erhalten. Seither dürfen sie maximal vier Monate im Jahr über zwei Zeiträume ihre Gasträume öffnen und ihren hauseigenen Wein, Most und kleinere Speisen anbieten.

Das könnte Sie auch interessieren

Darauf folgten 33 Jahre erfolgreicher Gastronomiebetrieb auf dem ehemaligen Adelsgutshof. „Wir hatten von Anfang an viele Gäste, das war ein Ansturm, mit dem wir so nicht gerechnet haben“, erklärt Doris Buhl. Ein Trend, der sich vom Anfang bis zum Ende der Homboller Besenwirtschaft hält. „Wir schnaufen meistens Mitte September einmal ein und erst im November wieder aus“, stellt die Gastwirtin im Hinblick der vielen Gäste fest.

Eine gehörige Belastung für die Familie

Daraus ergibt sich neben ihrem Ackerbau, ihrer Biogasanlage und dem Milchviehbetrieb eine gehörige Belastung für die 60-Jährige und ihren Mann. Geregelte Arbeitszeiten sind Fehlanzeige. „Feierabend ist, wenn der letzte Gast geht“, hält Doris Buhl fest. Damit ist ab dem 3. November Schluss. Dann schließen die Türen auf dem Homboller Hof für immer. Eine geregelte 40-Stunden-Woche schaffen, das ist dann das gemeinsame Ziel der Familie, denn für sie fällt nur die zusätzliche Arbeit in der Besenwirtschaft weg.

„Ich habe schon kurz vor meinem 50. Geburtstag gesagt, mit 60 ist Schluss. Wir wollen nicht arbeiten, bis wir umfallen“, sagt die Landwirtin. Auch im Hinblick auf ihr Team in der Besenwirtschaft hält Doris Buhl den Schritt für folgerichtig. „Bei uns sind viele kurz vor dem Rentenalter, auch unser Metzger wird in naher Zukunft aufhören“, erklärt sie.

Der Reisigbesen vor der Eingangstür ist das Erkennungsmerkmal einer jeden Besenwirtschaft. Doch bald wird das Symbol vom Hofgut Homboll ...
Der Reisigbesen vor der Eingangstür ist das Erkennungsmerkmal einer jeden Besenwirtschaft. Doch bald wird das Symbol vom Hofgut Homboll verschwinden. | Bild: Maximilian Terwiel

Auch die Kinder von Doris und Hans-Peter Buhl haben neben ihren eigenen beruflichen Tätigkeiten keine Ambitionen, die Traditionswirtschaft zu übernehmen. Denn ihr Sohn Philipp beispielsweise geht als Gemüsebauer neue Wege und setzt bei seinem Anbau neben Kürbis und Zwiebeln auch auf südländische Früchte wie beispielsweise Melonen.

Steigende Kosten erschweren den Betrieb

Darüber hinaus gibt es für Doris Buhl noch wirtschaftliche Faktoren, die einer Weiterführung ihrer Gaststätte entgegenstünden. „Früher mussten wir nur 10,7 Prozent der Einnahmen versteuern, neuerdings müssen wir auch die vollen 19 Prozent Mehrwertsteuer abführen“, erklärt sie. Auch der Mindestlohn steige stetig an, was die Preise in der Besenwirtschaft erheblich steigern würde.

Ein Schritt, den sie ungern gehen möchte: „Die Leute kommen auch zu uns, weil die Preise niedriger sind als in den herkömmlichen Wirtschaften, das ist üblich für eine Besenwirtschaft“, schildert Doris Buhl. Nichtsdestotrotz möchte sie ihre letzte Saison als Gastwirtin nochmals genießen.

Das könnte Sie auch interessieren

Wer noch einmal in den Genuss des hauseigenen Mosts und Weines der Familie Buhl kommen möchte, oder seinen Hunger mit Dünne, Würsten oder einer Schlachtplatte stillen möchte, muss früh dran sein. Denn laut Doris Buhl ist eine frühzeitige Reservierung zwingend erforderlich.

Ihre Gasträume sind von Mittwoch bis Freitag ab 18 Uhr geöffnet. Samstags ab 16 Uhr und an Sonn- und Feiertagen ab 11 Uhr. Weitere Informationen findet man auf der Internetseite www.hofguthomboll.de oder unter der Telefonnummer 07739 236.

Homboll vergeht, doch Zolg besteht

Weit entfernt von einer Schließung ist hingegen die Besenwirtschaft des Weinguts Zolg in Gailingen, wie Winzer Armin Zolg, auf Nachfrage verlauten lässt. „Unsere Besenwirtschaft wird weiterhin bestehen bleiben, dafür ist gesorgt“, erklärt er. Laut ihm seien auch die nächsten Generationen des Weingutes daran interessiert, den Betrieb der Besenwirtschaft aufrechtzuerhalten. Damit verbleibt die Saisonwirtschaft, mit ihrer 30-jährigen Tradition, ab dem kommenden Jahr als einzige im Hegau. Denn in den vergangenen Jahren haben sich bereits mehrere Saisonwirtschaften für immer verabschiedet.

Der Winzer Armin Zolg vom gleichnamigen Hofgut in Gailingen denkt mit seiner Besenwirtschaft noch lange nicht ans Aufgeben. „Die ...
Der Winzer Armin Zolg vom gleichnamigen Hofgut in Gailingen denkt mit seiner Besenwirtschaft noch lange nicht ans Aufgeben. „Die Besenwirtschaft bei uns ist gesichert“, sagt er. | Bild: Elisa Gorontzy

Bis zum 27. Oktober lädt die Besenwirtschaft am Weingut Zolg in Gailingen zum Verweilen ein. Die Öffnungszeiten sind von Donnerstag bis Samstag ab 18 Uhr sowie an Sonn- und Feiertagen ab 16 Uhr. Eine Reservierung im Voraus ist laut Zolg nicht möglich. Weitere Informationen gibt es auf der Internetseite unter www.zolg.de.