Die Gemeinden im Hegau rüsten die Feuerwehren in ihren Kernort und vor allen in den Ortsteilen seit geraumer Zeit mächtig auf. Gemeinsame Einsätze, bei Bränden aber auch Unwetter, zeigen die Bedeutung der Abteilungen außerhalb der Kernorte auf. „Sie sind oft näher und daher schneller am Einsatzort, wenn sie in den Ortsteilen ausrücken müssen. Und das klappt in Zusammenarbeit mit der Hilzinger Kernwehr sehr gut“, erklärt Hilzingens Bürgermeister Holger Mayer.

Alleine in Hilzingen wurden in den vergangenen Jahren mehrere Millionen Euro vor allem in die technische Ausstattung und in die Feuerwehrgebäude in den Ortsteilen investiert. „Alle Abteilungen wurden in den letzten Jahren auf einen ordentlichen Stand gebracht“, so der Hilzinger Rathauschef weiter. 2020 hat Hilzingen dafür mehr als 250.000 Euro investiert. 2021 waren es rund 450.000 Euro und 2022 mehr als 1,75 Millionen Euro.

Bürgermeister Holger Mayer und Abteilungskommandant Florian Sauter vor dem neuen Feuerwehrhaus.
Bürgermeister Holger Mayer und Abteilungskommandant Florian Sauter vor dem neuen Feuerwehrhaus. | Bild: Matthias Güntert

Die größten Investitionen stellen dabei der Umbau und die Erweiterung des Gerätehauses in Duchtlingen (470.000 Euro) und den Neubau des Feuerwehrhauses in Schlatt am Randen (1,2 Millionen Euro) dar.

Zudem wurden mehrere Tausend Euro in Fahrzeuge, etwa das neue Hilfeleistung-Gruppenfahrzeug (512.000 Euro), investiert. „Feuerwehr ist eine Pflichtaufgabe, wir als Gemeinde müssen den Kameraden die bestmöglichen Grundvoraussetzungen schaffen, damit sie Leib und Leben im Ernstfall retten können“, betont Mayer. Durch die Investitionen habe sich die Schlagkraft enorm erhöht. Und das sei auch wichtig: Denn die Einsatzzahlen schießen in der Hegau-Gemeinde seit Jahren in die Höhe.

Zahl der Einsätze sonst nicht zu stemmen

Kommandant Jean-Pierre Müller liefert Zahlen: „Wir hatten in den letzten Jahren einen permanenten Anstieg der Einsatzzahlen.“ Aktuell rücke die Feuerwehr in Hilzingen mindestens einmal pro Woche aus. „Wir fahren weit über 50 Einsätze im Jahr“, so Müller weiter. Dafür brauche es einen engen Zusammenhalt der einzelnen Abteilungen. „Ohne unsere Ortsteilwehren würde es nicht gehen, das liegt auch an der Größe von Hilzingen“, betont Müller.

Größere Einsätze, wie etwa das Feuer in der Staufenstraße 2020 hätten gezeigt, wie wertvoll Ortsteilwehren seien. „Wir können solche Einsätze nur gemeinsam bewältigen“, sagt Müller. In Hilzingen gebe es neben der Kernwehr auch die Abteilungen Duchtlingen, Schlatt am Randen, Weiterdingen und Riedheim.

Das neue Feuerwehrhaus in Duchtlingen ist nicht die einzige Neuerung: Für den Hilzinger Ortsteil wurde auch dieses neue Einsatzfahrzeug ...
Das neue Feuerwehrhaus in Duchtlingen ist nicht die einzige Neuerung: Für den Hilzinger Ortsteil wurde auch dieses neue Einsatzfahrzeug besorgt. | Bild: Matthias Güntert

Florian Sauter ist Abteilungskommandant der Feuerwehr in Duchtlingen. Für ihn liegen die Vorteile von funktionierenden Ortswehren auf der Hand: „Wir sind einfach schneller vor Ort und können mit dem ersten Löschangriff beginnen“, sagt Sauter. Danach würden weitere Abteilungen im Rendezvous-System (siehe Info) nachrücken.

Ein weiterer Vorteil: „Die Ortsteilwehren verfügen über bessere Ortskenntnisse“, so Sauter weiter. So habe es seiner Aussage nach Einsätze gegeben, bei denen die Duchtlinger Feuerwehr nach nicht einmal zwei Minuten ausgerückt sei. Vorgegeben seien laut Sauter vier Minuten bis zum Ausrücken, zehn Minuten bis zum Eintreffen der ersten Einsatzkräfte.

In Singen setzt man auf das Wir-Gefühl

Wie wichtig funktionierende Stadtteil Feuerwehren sind, weiß auch der Singener Feuerwehrkommandant Mario Dutzi. „Wir haben das nicht zuletzt beim Großbrand in Bohlingen gesehen“, sagt er. Ohne die dortige Feuerwehr, so ist er sich sicher, wären zwei weitere Gebäude durch das Feuer zerstört worden. Der erste Löschtrupp sei nach fünf bis sechs Minuten vor Ort gewesen. Deshalb lautet sein Fazit: „Die Stadtteilwehren sind so wichtig, dass wir nicht auf sie verzichten können.“

Mario Dutzi, Kommandant der Singener Feuerwehr: „Wir haben die Nachbargebäude beim jüngsten Brand in Bohlingen nur durch die ...
Mario Dutzi, Kommandant der Singener Feuerwehr: „Wir haben die Nachbargebäude beim jüngsten Brand in Bohlingen nur durch die Ortswehren retten können | Bild: Tesche, Sabine

Einerseits könne man vor Ort auch besser neue Mitglieder gewinnen. Andererseits würden die Feuerwehren in den Stadtteilen dafür sorgen, dass die vorgeschriebene Zeit zum Einsatzort eingehalten werden. „Wir könnten dies mit der Kernwehr gar nicht abdecken“, so Dutzi weiter. Die Stadtteilwehren würden zudem die ohnehin schon sehr stark geforderte Kernwehr mit über 400 Einsätzen in diesem Jahr erheblich entlasten. Aber Dutzi ist wichtig zu betonen: „Wir sind in Singen eine Feuerwehr.“

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Um auch weiterhin auf modernstem Stand zu sein, will man in Singen die Feuerwehren in den Stadtteilen weiter stärken. Dutzi nennt hierfür den Neubau des Feuerwehrhauses in Friedingen und das gemeinschaftliche Feuerwehrhaus in Hausen und Schlatt. Beide könnten laut Dutzi – sollte der Gemeinderat sich dafür entscheiden – in den kommenden Jahren gebaut werden. „Mit den Neubauten planen wir, auch das ein oder andere Spezialfahrzeug in den Stadtteilen zu stationieren“, sagt der Kommandant. Etwa eine Art Unimog für steileres Gelände.

In Engen ist die Ortskenntnis ein großes Pfund

Markus Fischer ist Feuerwehrkommandant in Engen und bezeichnet die Abteilungswehren als wichtigen Baustein insbesondere bei großen Kommunen: „Engen hat mit seinen sieben Ortsteilen die flächenmäßig größte Gemarkung im Landkreis Konstanz, welche auch topographisch große Unterschiede innerhalb der Gemarkung aufweist“, sagt er. Zu den Ortsteilen gehören etwa 38 Höfen und Siedlungen, welche zum Teil in größerer Entfernung zum jeweiligen Ortsteil liegen.

Ähnlich wie seine Kollegen sieht er die hohe Ortskenntnis als größten Vorteil, etwa wenn es um Besonderheiten, Lage und Wasserentnahmestellen geht. Auch wenn die Abteilungen zum Teil personell besser aufgestellt sein könnten und teilweise die Tagverfügbarkeit schwierig sei, könnten Erstmaßnahmen bis zum Eintreffen der Kernwehr getroffen werden. „Dies können erste Erkundung, Menschenrettung, Absicherung der Einsatzstelle sein“, so Fischer weiter.

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In Engen seien laut Markus Fischer bauliche Maßnahmen entsprechend einer Prioritätenliste geplant und würden sich schon zum Teil in der Umsetzung befinden. Zuletzt habe die Stadt Engen mehr als 60.000 Euro in einen neuen Löschwassertank in Biesendorf investiert. Laut Fischer sei zudem der Anbau beim Feuerwehrhaus in Stetten/Zimmerholz noch in der Planungsphase.