Ein Spaziergang an der frischen Luft, überall ist es weiß und der Schnee knirscht unter den Winterstiefeln. Das klingt für viele Menschen nach einem wunderbaren Nachmittag. „Wenn man da als Erster durch den unberührten Waldweg durchstapft, wenn noch keine Spur vorhanden ist, dann ist das schon toll“, sagt auch Werner Hornstein, Revierförster aus dem Hegau. Aber er weiß auch, welche Gefahren der zauberhaft verschneite Wald mit sich bringt. Und die haben es in sich.
Umgestürzte Bäume, gesperrte Straßen oder herabfallende Äste. Auf diese und noch mehr Risiken müsse sich Spaziergänger oder Autofahrer bei einem Ausflug in den Wald einstellen, sagt Werner Hornstein. Und dies kann mitunter Lebensgefahr bedeuten. Das wissen auch die Städte. In einer Pressemitteilung der Stadt Engen wird aufgrund der starken Schneefälle der vergangenen Tage davor gewarnt, sich in Wäldern, Park- und Grünanlagen und unter Bäumen aufzuhalten. Es seien bereits zahlreiche Bäume unter der Last des nassen und schweren Schnees zusammengebrochen.
Dazu ergänzte der Revierförster, der für die Wälder der Gemeinden Aach, Mühlhausen-Ehingen, Hilzingen, Volkertshausen und Hohenfels zuständig ist: „Es macht jetzt keinen Sinn, den ganzen Wald zu sperren, da sich sowieso niemand daran hält und überwachen kann es auch niemand. Es ist einfach der gesunde Menschenverstand, der den Leuten eigentlich sagen müsste, dass man bei dem Wetter auf den Schneewaldspaziergang verzichten sollte.“
Aufgrund des Wetters sei der Schnee am Wochenende sachte und senkrecht von oben herunter gefallen, was dazu führte, dass jede Flocke schön auf den Bäumen liegen geblieben sei, beschreibt Hornstein. Das führte dazu, dass die Bäume den Schnee besonders gut gehalten haben, erklärt er weiter.
Die Einsätze der vergangenen Tage
In der Nacht von Sonntag auf Montag seien es unter minus zehn Grad gewesen, was die Bäume teilweise hat gefrieren lassen, sagt Hornstein über die Temperaturen. Unter den großen Lasten des Niederschlags reiche dann ein kleiner Knacks und die Äste kommen wie ein Geschoss herunter, führt der Revierförster aus. „Wenn man darunter steht, auch als Fußgänger, dann kommst du fast nicht mehr weg.“
Laut Hornstein liege es aber nicht nur am Niederschlag, dass die Bäume stürzen, sondern auch der Standort sei entscheidend. „Wenn die Bäume am Waldrand stehen, dann sind sie einseitig beastet und dann diese Gewichtsverlagerung. So verlieren sie den Halt und dann stürzen die ganzen Buchen um.“
Bereits am Samstag hätten die Einsatzkräfte versucht, „einzelne Bäume mit einem Zehn-Meter-Greifer abzuschütteln, aber das hat nicht funktioniert“, erzählt der Einsatzleiter. Die Feuerwehr habe immer wieder umgestürzte Bäume aufgearbeitet, damit die Straße zwischen Aach und Eigeltingen nach Sperrungen wieder befahren werden könne Sobald sie fertig waren, sei aber wieder etwas Neues umgestürzt, erzählt der Revierförster. Daher sei die Straße zeitweise gesperrt gewesen.
Dabei sei der Schnee allgemein besser als der Regen, „weil der sickert, wenn er taut, ganz langsam in den Boden ein. Da gibt es keine Oberflächenabflüsse.“ Außerdem habe Schnee auch schöne Seiten: ‚Ich genieße auch ein Winterwonderland, einen verschneiten zauberhaften Wald. Aber wenn es halt lebensgefährlich wird, dann ist man schon irgendwie angespannt“, so Hornstein.
Bevor die Förster in so einen Winter starten, müssen Vorbereitungen getroffen werden – auch wenn es keine speziellen für den Schnee gibt. „Wir machen an allen öffentlichen Straßen und auch entlang von Wohnbebauungen, wo erhöhte Verkehrssicherungspflicht vorherrscht, zweimal im Jahr eine Sicherheitskontrolle“, erklärt Hornstein. Hierbei werden faule oder schräge Bäume beseitigt, sagt der Förster. Die Buchen seien aber zwischen 130 und 160 Jahre alt, die haben schon „viele Winter überstanden“.
Was passiert nach einem Alarm?
Wie ein Einsatz abläuft, beschreibt Werner Hornstein am Telefon auch. Bei Straßen würde über die Leitstelle die Feuerwehr benachrichtigt, die sei aber nur moderat ausgestattet für solche Fälle. Falls etwas Größeres anstehe, würden die Forstarbeiter gerufen.
„Das sind entweder kommunale Forstbetriebe, die eigene Forstwirte angestellt haben, oder in meinem Fall sind es Unternehmer, die alle eine Ausbildung und langjährige Erfahrung haben.“ Seinen eigenen Posten beschreibt er folgendermaßen: „Ich bin der Einsatzleiter, der den Rahmen gestaltet, organisiert und die Kontakte knüpft.“
Sobald die Forstwirte am Einsatzort seien, müssten sie zuerst eine Straßensperre errichten. Sobald man gefahrlos arbeiten könne, würden Forstarbeiter die Bäume entfernen, erklärt der Koordinator weiter. Dann kämen die großen Maschinen dazu, um die Tonnen-schweren Stämme zu entfernen. Für den Einsatzleiter steht vor allem eines im Vordergrund: „Wichtig ist, dass den Unternehmern, die das machen, nichts passiert. Da geht es ja auch um Gesundheit.“
Nun müssen zuerst die öffentlichen Straßen befahrbar gemacht werden und danach sollen die Waldwege folgen, erzählt Hornstein. „Aber wie lange das jetzt geht, kann ich nicht sagen.“
Tipp: Lieber durchs Feld spazieren
Zum Abschluss des Gespräches hat Werner Hornstein noch Tipps, um es sowohl den Einsatzkräften, als auch den Spaziergängern leichter zu machen: „Einfach warten, bis die Schneelast von den Bäumen unten ist, und dann kann man spazieren gehen. Die ganzen Waldwege sind ja auch mit zugestürzten Bäumen blockiert, so macht das ja vielleicht auch keinen Spaß.“ Wenn die Menschen einen Schneespaziergang machen wollen, dann sollen sie durchs Feld laufen und nicht durch den Wald.
Einen Appell hatte er für seine Mitbürger auch noch. Die Einsatzkräfte sollten nicht verrückt gemacht werden. Wenn eine Straße gesperrt ist, dann würden trotzdem noch zahlreiche Autos versuchen, die Sperrung zu umfahren, berichtet der Revierförster.
Manche Menschen machen es den Helfern schwer
Einige Menschen würden dann bis zu den umgestürzten Bäumen fahren, sich darüber aufregen und die Notrufnummer 112 wählen, ergänzt Hornstein. Diese Meldungen gelangen dann über die Leistelle wieder in die Alarmschleife – und genau das mache die Einsatzkräfte regelrecht verrückt, sagt der Einsatzleiter. Teilweise gibt es sogar private Leute, die mit einem großen Traktor die Bäume wegschieben wollen, ergänzte er.
Wie lange die Straßen noch gesperrt sein werden, das kann auch der Revierförster nicht einschätzen: „Das ist ein Fall von höherer Gewalt. So wie Erdbeben, Überschwemmung oder Waldbrand. Man muss es einfach zur Kenntnis nehmen, dass es jetzt so passiert ist, und versuchen, in aller Ruhe das Problem zu lösen. Irgendwann wird es sich wieder normalisieren.“