Jan Riebesehl und Ramona Löffler

Das kleine Korbinian-Brodmann-Museum kann in diesem Jahr auf eine zehnjährige Geschichte zurück blicken. In seinem gegenwärtigen Standort wurde es am 21. November 2009 im Dachgeschoss des Hohenfelser Rathauses offiziell eröffnet. Das Datum wurde gewählt, weil es den 100. Jahrestag des Erscheinens von Brodmanns noch heute gültigen Erstwerk "Vergleichende Lokalisationslehre der Großhirnrinde" markierte.

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Die Eröffnungsfeier war damals die Krönung von viel Arbeit und Engagement: Es gingen zwölf Monate Planung und bauliche Aktivitäten voraus. Der Bürgerverein "Hohenfels hat Zukunft" hatte sich der Thematik nach einer würdigen Umgebung eines neuen Museums für das Wirken Brodmanns angenommen. Neben den Arbeiten von Handwerkern waren auch über 400 Stunden Einsatz von ehrenamtlichen Kräften nötig, um die Räumlichkeiten so zu gestalten, wie sie heute zu sehen sind.

Hirnforscher Korbinian Brodmann in seinem Labor.
Hirnforscher Korbinian Brodmann in seinem Labor. | Bild: Brodmann-Museum

Außerdem hatte der ehemalige Schulleiter Herrmann Strohmaier bereits jahrzehntelange Recherche-Arbeit geleistet. Etwa um 1980 hatte er entdeckt, dass der noch immer weltberühmte Hirnforscher Korbinian Brodmann in seinem Geburtsort fast in Vergessenheit geraten war. Er begann bundesweit nach Brodmann zu forschen und Dokumente und Fakten über das Leben und Wirken von Brodmann zusammen zu tragen.

In der alten Grundschule wurde dann im Jahr 1986 ein Gedenkzimmer eingerichtet. Durch die unermüdliche Arbeit Strohmaiers wurde bald das Gedenkzimmer zu klein – auch da Brodmanns inzwischen verstorbene Tochter Ilse dem Museum persönliche Gegenstände ihres Vaters, Originalzeichnungen, private Fotos und mehr überließ.

Ein Blick ins Brodmann-Museum im Hohenfelser Rathaus. Vorne sind Möbel aus der ehemaligen Schule zu sehen, an der Wand hängt eine ...
Ein Blick ins Brodmann-Museum im Hohenfelser Rathaus. Vorne sind Möbel aus der ehemaligen Schule zu sehen, an der Wand hängt eine Weltkarte, die die Wirlungsstätten von Korbinian Brodmann zeigen. In den Virtrinen hinten stehen Familienfotos. | Bild: Löffler, Ramona

Heute präsentiert sich das Museum als eines, dass die wissenschaftlich wegweisenden Leistungen von Korbinian Brodmann würdigt. Auch sein Lebensweg von der Geburt in Liggersdorf über die Schulzeit bis hin zum Studium und seinen Arbeiten in der Medizin und Forschung ist durch Schautafeln nachzuvollziehen. Der Forschungsbereich Geschichte und Ethik der Medizin am ZfP Südwürtttemberg in Ravensburg-Weissenau hat ein mobiles Museum geschaffen, das Duplikate von vielen Schautafeln und Fotos aus dem Hohenfelser Museum zeigt und damit auf Wanderausstellungen in ganz Deutschland unterwegs ist.

Nach zehn Jahren hat sich das kleine Museum in Hohenfels innerhalb der Fachkreise viel Anerkennung gewonnen und hat sich sehr gut etabliert. "Wir konnte Fachbesucher und medizinische Laienbesucher aus dem In- und Ausland begrüßen", sagt Jochen Goldt, vom Verein "Hohenfels hat Zukunft". Er betreut die Einrichtung und macht unter anderem die Führungen. "Die ausnahmslos sehr positiven Ausführungen im Gästebuch erfüllen uns mit Stolz, ein so schönes Museum führen zu dürfen."

Es gebe auch eine Vielzahl von nationalen und internationalen Publikationen über Brodmann und dem Museum. 2018 war zudem das Brodmann-Gedächtnis-Jahr zum 150. Geburtstag und 100. Todestag von Korbinian Brodmann mit vielen Veranstaltungen. Bei einem Festakt waren hochkarätige Wissenschaftler zu Gast.

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"Es ist toll, dass nach dem überaus erfolgreichen Korbinian-Brodmann-Gedenkjahr 2018, nun auch das Korbinian-Brodmann-Museum ein Jubiläum begehen kann", sagt Bürgermeister Florian Zindeler. "Das Museum ist ein wahres Schmuckstück und würdigt die Lebensleistung eines großen Mannes." Besonders freue er sich, dass es dem Team um Jochen Goldt und Hermann Strohmaier seit der Einweihung gelungen sei, den Museumsbetrieb im Ehrenamt zu führen und dabei den Namen der Gemeinde Hohenfels in die Welt hinaus zu tragen. Er hoffe, dass es noch viele Jahre gelinge. "Für die vielen geleisteten Stunden bedanke ich mich recht herzlich."

Trotz des Erfolgs des Museums mache sich der Verein aber auch über dessen Zukunft Sorgen, so Goldt, "da sich zur Zeit noch kein Nachfolger für die Leitungsposition finden lässt".

Der Forscher, Führungen und die Feierlichkeiten

  • Zur Person: Korbinian Brodmann (1868-1918) war ein Pionier der Hirnforschung und wurde in Liggersdorf geboren. Er war ein uneheliches Kind und erhielt seinen Vornamen deshalb vom Dorfpfarrer nach dem Tagesheiligen. Brodmann machte Abitur und wurde Arzt sowie Forscher. Er starb im Alter von 50 Jahren wenige Monate nach der Geburt seiner Tochter Ilse. Seine Forschungen gelten heute noch als wegweisend.
  • Das Museum im Dachgeschoss des Liggersdorfer Rathauses gliedert sich in die Bereiche Biographie, Forschung und Nachleben. Der Bereich Biographie umfasst Brodmanns Herkunft, Kindheit, Schulzeit, Studium und den Stationen seiner Forschungs- und Lehraktivitäten. Der Besucher wird in eine schwierige Zeit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts geführt. Der Bereich Forschung zeigt Kostbarkeiten aus dem Forscherleben Brodmanns wie beispielsweise Original Feldentwürfe für Gehirnkarten, das Gehirn eines schwarzen Bartaffens und wissenschaftliche Geräte, die Brodmann zum Teil selbst entwickelt hatte. Der Bereich Nachleben widmet sich der Entwicklung der Hirnforschung nach Brodmann und zeigt eine Vielzahl Sonderdrucke namhafter Hirnforscher, meist mit handschriftlicher Widmungen der Autoren.
  • Öffnungszeiten/Führungen: Das Museum im Liggersdorfer Rathaus öffnet auf Anfrage. Für Besuche und Führungen, sowohl Gruppen- wie auch Einzel-Führungen, sind Voranmeldungen bei Jochen Goldt unter der Telefonnummer (0 75 57) 92 91 20 oder per E-Mail an jochen.goldt@t-online.de. Die Abschaffung der starren Öffnungszeiten und die dafür angebotenen individuellen Führungen von Einzelpersonen oder Gruppen habe sich bewährt, sagt Goldt. "So kann wesentlich individueller auf den einzelnen Besucher eingegangen werden."
  • Neue Broschüre: Zum zehnjährigen Bestehen des Korbinian-Brodmann-Museums in Liggersdorf ist eine Begleitbroschüre erschienen, die für Besucher im Museum gegen eine Schutzgebühr erhältlich ist. Sie ist reich bebildert mit Fotos, die auch zum größten Teil auch im Original im Museum sind.
  • Geburtagsjahr: Es sind zum zehnjährigen Bestehen des Korbinian-Brodmann-Museums verschiedene Vorträge und Feierlichkeiten geplant. Ein Festakt soll am 21. November im Rathaus stattfinden. Die genaue Planung läuft noch. Auch das Vortragsprogramm für dieses Jahr steht noch nicht abschließend fest. (löf/rie)

Infos im Internet:
http://www.korbinian-brodmann.de