Norbert Schiller hat Münzen in der Hand. Zusammengerechnet drei Euro. Der Mann mit dem Strohhut und der Sonnenbrille steht vor dem Parkautomaten am Stephansplatz in Konstanz. „Moment, ich werfe nur noch die Münzen ein. Mal sehen, wie lange ich hier parken darf“, sagt der Konstanzer, der nur ein paar Meter weiter seinen Golf abgestellt hat.

Schon rattert der Automat und spukt einen Parkschein aus. Bis 12.13 Uhr hat er die Parkerlaubnis für den Stephansplatz. Eine Stunde hat er nun Zeit, um mit seiner Frau in der Stadt einen Espresso zu trinken.

Norbert Schiller hat für 3 Euro einen Parkschein gelöst. Damit kann er eine Stunde sein Auto auf dem St. Stephansplatz parken.
Norbert Schiller hat für 3 Euro einen Parkschein gelöst. Damit kann er eine Stunde sein Auto auf dem St. Stephansplatz parken. | Bild: Steinert, Kerstin

Zwei Euro kostet die erste halbe Stunde Parkzeit. Für jede weitere halbe Stunde wird ein zusätzlicher Euro fällig. Seit Jahresbeginn müssen die Autofahrer in Konstanz tiefer in die Tasche greifen, wenn sie auf einem der innerstädtischen Parkplätze parken wollen.

Wie findet Norbert Schiller die Parkgebühren? Zu hoch oder gerechtfertigt? „Ich muss sie ja zahlen. Sonst komme ich gar nicht aus dem Haus“, sagt er und lacht. Teuer sei es schon. Aber was wolle man machen, fragt er. Aber nicht jeder nimmt es so gelassen wie Schiller, wie ein Bericht des SÜDKURIER zeigt.

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Ein paar Autos weiter legt gerade Sarah Hartmann einen Parkschein hinter die Windschutzscheibe. Wie viel das Parken kostet, hat die Thurgauerin gar nicht geschaut. „Zwei Euro pro halbe Stunde?“, fragt sie verwundert und schaut zu ihrer Freundin Denise Stocker, die den Parkschein gelöst hat. „War das letztes Jahr schon so teuer?“ Beide schütteln den Kopf.

Denise Stocker und Sarah Hartmann aus dem Thurgau parken auf dem Stephansplatz – dann bemerken sie, dass das Parken teurer ...
Denise Stocker und Sarah Hartmann aus dem Thurgau parken auf dem Stephansplatz – dann bemerken sie, dass das Parken teurer geworden ist. | Bild: Steinert, Kerstin

„Naja, überall steigen ja die Preise“, sagt Hartmann. Sie haben ihren Parkschein für zwei Stunden gelöst. Das reiche zum Frühstücken, sagen sie und laufen Richtung Innenstadt.

Über eine Millionen Euro durch Parkgebühren

Im Dezember 2021 hat der Gemeinderat beschlossen, im Rahmen der Mobilitätsstrategie, den Autoverkehr mehr aus der Innenstadt herauszuhalten. Ein Schritt in diese Richtung ist die Erhöhung der Parkgebühren. Zeigt diese Strategie Wirkung? Kommen wirklich weniger Besucher mit dem Auto in die Innenstadt?

Die Antwort der Stadt auf die Frage fällt auf den ersten Blick nicht eindeutig aus. Wie viele Autos zum Beispiel auf dem Stephansplatz pro Tag oder Monat durchschnittlich parken, werde nicht erhoben, heißt es aus der Pressestelle der Stadt. Ob das Verkehrsaufkommen dort weniger geworden, ist so also nicht überprüfbar.

An den Parkscheinautomaten auf dem Stephansplatz kostet die erste halbe Stunde zwei Euro.
An den Parkscheinautomaten auf dem Stephansplatz kostet die erste halbe Stunde zwei Euro. | Bild: Steinert, Kerstin

Aber dafür geben andere Zahlen die Antwort. In diesem Jahr (bis einschließlich 31. Juli) hat die Stadt mit allen innerstädtischen Parkplätzen 887.492 Euro eingenommen. Mit den Parkplätzen Hörnle, Dingelsdorf und Bodenseeforum sind es sogar 1.057.553 Euro. Doch auf diesen Parkplätzen ist die Gebühr nicht so hoch.

Stadt geht von weniger Autos in der Innenstadt aus

Im Jahr 2019, also im Jahr vor der Corona-Pandemie, hat die Stadt im gleichen Zeitraum (Januar bis Juli) durch die Parkplätze 1.003.682 Euro eingenommen. Zieht man hier wieder die rechtsrheinischen Parkplätze ab, bleiben 898.365 Euro übrig.

Aus dem Vergleich der Zahlen von 2019 zu 2022 schließt die Stadt: „Gleiche Erlöse bei höherer Gebühr zeugen von einer geringeren Nutzung und somit weniger Individualverkehr mit dem Pkw. Das kann an mehreren Faktoren liegen, wie beispielsweise Corona-Einschränkungen am Anfang des Jahres, dem 9-Euro-Ticket, zurückhaltendes Konsumverhalten wegen Inflation oder Energiekrise“, schreibt Mandy Krüger, Pressesprecherin der Stadt, auf SÜDKURIER-Nachfrage.

Auf dem St. Stephansplatz in Konstanz sind an einem Donnerstagvormittag noch viele Parkplätze frei.
Auf dem St. Stephansplatz in Konstanz sind an einem Donnerstagvormittag noch viele Parkplätze frei. | Bild: Steinert, Kerstin

Stimmt das? Sind wirklich weniger Autos auf den innerstädtischen Parkplätzen? Ein Blick an einem Donnerstagvormittag in den Sommerferien zeigt: Tatsächlich! Dutzende Parkplätze auf dem Stephansplatz sind frei. Das sei normal in den Sommerferien, sagt Annett Rahmig. Sie muss es wissen. Auf dem Rücken ihres hellblauen Hemds steht Gemeindevollzugsdienst (GVD). Im Volksmund nennt man sie Politesse.

„Es ist ein normaler Tag“, sagt sie. Ein paar Parksünder hat sie schon erwischt, aber mehr Arbeit als gewöhnlich hat sie nicht. Eine Zunahme von Verstößen gebe es indes auch nicht, wie es aus dem GVD heißt. Seit der Anhebung der Gebühren zum Beginn des Jahres seien sogar weniger Verstöße festgestellt worden. Laut dem Ordnungsdienst sind 2022 (bis Juni) im Stadtgebiet 26.552 Verstöße festgestellt worden. Im gleichen Zeitraum 2021 waren es 33.918 Verstöße.

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