Parken im Paradies. Ein Dauerthema. Nicht nur für Anwohner, die sich tagein, tagaus einer Invasion von Autos gegenüber sehen. Dabei wollte die Stadt der Problematik Herr werden und schaffte 2016 den undurchsichtigen Schilderwald und die 20 verschiedenen Parkformen ab – dafür sollte das Anwohnerparken gestärkt und Straßen nach ihrer Funktion unterteilt werden. Die Crux: Auf rund 3900 Bewohnerparkausweise kommen im Paradies nur 2547 Plätze. Umgerechnet ergibt das für drei Autos nur zwei Parkplätze – ohne parkende Besucher. „Es hat sich gefühlt rein gar nichts geändert“, berichtet Klaus Bücheler, der im Schobuliweg wohnt. Er selbst mietet eine Garage rund 200 Meter entfernt von seiner Wohnung an. „Ich hatte früher einen Anwohnerparkschein“, erzählt er, „doch das lohnt sich ja nicht mehr, weil selbst in unserer Straße, in der nur Anwohner parken dürfen, immer Autos ohne Parkschein oder ohne Anwohnerschein stehen.“

"Eine Katastrophe"

Nur ein Steinwurf entfernt vom Schobuliweg steht das Ellenrieder-Gymnasium. 85 Lehrkräfte unterrichten hier 910 Schüler. Ein Großteil wohnt nicht in Konstanz und pendelt täglich mit dem Auto zur Arbeit. Birgit Köhler zum Beispiel. Sie fährt von Litzelstetten ins Paradies. In der Regel parkt sie am Schänzle. Doch wenn sie schwere Taschen mitbringen muss, sucht sie rund um die Schule nach einem Parkplatz. „Eine Katastrophe“, sagt sie nur. „Die Politik der Stadt richtet sich nur nach den Schweizer Einkaufstouristen und nicht nach den Personen, die hier im Paradies zur Arbeit gehen müssen.

“ Nach dem Neubau der Turnhalle 2011 sind 25 Parkplätze für Lehrkräfte weggefallen. "Die Halle wurde größer als geplant", sagt Rathaussprecher Walter Rügert. "Daher mussten wir die Parkplätze als Spielfläche ausweisen." Und so sind morgens Lehrer zu beobachten, wie sie mit ihren Autos um die Schule kreisen auf der Suche nach einer Plätzchen für ihr Gefährt. Und wenn sie eines finden, kramen sie aus der Tasche Kleingeld, um vier Euro für zwei Stunden zu bezahlen. Zwei Stunden später hasten sie wieder zum Automaten, kaufen sich ein neues Ticket und legen es hinter die Frontscheibe. Zwei Stunden später erneut. Das wiederholt sich dann bis zum Schulschluss. "Dieser Zustand ist unerträglich", sagt Schulleiterin Hanna Schönfeld.

Vorschlag der Schule

Sie hat beobachtet, dass sowohl Anlieger als auch Lehrer unterschiedliche Parknotwendigkeiten haben: Im Regelfall sind die Anwohnerparkplätze zu den Schulzeiten zwischen 7.30 und 17.30 Uhr in großer Zahl frei. "Auf diesen Plätzen könnten Lehrkräfte parken, um den am späten Nachmittag heimkehrenden Anwohnern wiederum einen freien Parkplatz zu hinterlassen." Deswegen schlägt die Schule vor, die Bevorzugung von Anwohnern auf die Zeit zwischen 18 und 7.30 Uhr zu beschränken. "Gerne würden wir, natürlich auch gegen Gebühr, Anwohnerparkplätze für die Zeit von 7.30 bis 18 Uhr erwerben." Heute wird eine Abordnung der Ellenrieder Lehrer beim Oberbürgermeister vorstellig.

Hauseigene Parkerlaubnis

Hanna Schönfeld hat unterdessen eine andere Idee umgesetzt: Sie hat eine hauseigene Parkerlaubnis für das Schulgelände entworfen und die Stadt darüber informiert. "Wir haben regelmäßig Besuch vom Ministerium oder dem Regierungspräsidium", erklärt sie. "Und was soll ich sagen? Entschuldigung, Frau Ministerin, sie dürfen hier nicht parken." Die Stadt hat bisher nicht auf diese selbst erteile Sondergenehmigung reagiert. Walter Rügert appelliert mit ernster Stimme an die Lehrer: "Sie können unseren Park and Ride-Platz am Bodenseeforum nutzen."

Von wegen paradiesisch

In den reinen Wohnquartieren dürfen nur Anwohner mit Berechtigungsausweis parken. Laut Stadtverwaltung stehen so 1218 der 2547 Stellplätze Tag und Nacht allein Anwohnern frei. Im Südwesten des Paradieses existieren 323 gemischt genutzte Parkplätze. Sie stehen tagsüber in der Zeit von 9 bis 18 Uhr Besuchern gegen Gebühr und Anwohnern mit Parkkarte frei.