Es lässt sich ja vortrefflich darüber diskutieren, von wo aus man die beste Sicht auf das Feuerwerk hat. Von der Seestraße? Von der Terrasse des Insel-Hotels? Vom Stadtgarten?

Einfach atemberaubend
Es gibt nicht wenige Menschen die behaupten: Der am meisten beeindruckende Blick auf das himmlische Vergnügen bietet sich auf Augenhöhe mit dem Wasser – nämlich von einem Boot aus. Wenn die Sicht frei ist, spiegelt sich das Feuerwerk direkt vor dem Betrachter auf dem See. Atemberaubend.
Der Kampf um die besten ausgeschriebenen Plätze beginnt bereits am Nachmittag. Aus allen Himmelsrichtungen kommen die Böötle-Fahrer in den Konstanzer Trichter. Wobei: Ein richtiger Kampf findet nicht statt. Die Hobby-Kapitäne sind erstaunlich diszipliniert und achtsam.
„Vorbildlich. Ein ruhiger Einsatzabend“, ruft Andreas Dummel, Chef der Wasserschutzpolizei, dem SÜDKURIER-Reporter schon gegen 20 Uhr zu.
Andreas Dummel sitzt als Einsatzleiter direkt neben der Imperia auf Boot 24, dem großen Schiff der Wasserschutzpolizei. Von hier aus koordiniert er mit Kollegen den Einsatz.

„Ein riesiges Kompliment an alle Bootsfahrer“, sagt er auch am Morgen danach. „Alle haben sich super verhalten. Der Abfluss der rund 3000 Schiffe verlief einwandfrei. Dafür danken wir allen Beteiligten.“
Die Rheinbrücke ist kurzzeitig nicht beleuchtet
Einen kritischen Moment gibt es: Das Licht an der alten Rheinbrücke fiel für kurze Zeit aus, „doch der Veranstalter hat das sofort repariert, bevor Probleme auftreten konnten“.
Gegen drei Uhr nachts fährt ein Segelboot im Überlinger See auf Grund. „Wir konnten es schnell freilegen, also konnte die Besatzung weiter fahren“, so Andreas Dummel. Die Wasserschutzpolizei, dein Freund und Helfer.

Friedliches Nebeneinander der Boote
Gegen 21.30 Uhr sind die ausgewiesenen Ankerplätze nahezu komplett belegt. Rote Bojen markieren die Flächen entlang der Schmugglerbucht sowie der Konstanzer und Kreuzlinger Hafenanlagen.
Mitten im Konstanzer Trichter stehen die mächtigen Kähne, von denen aus das Feuerwerk gezündet wird. Viele Einheimische sind unterwegs auf dem Wasser. Jeder scheint irgendjemanden zu kennen, der ein Boot besitzt oder der jemanden kennt, der mit seinem Schiff am Seenachtfest unterwegs ist.

Tanzende Positionslichter und tanzende Menschen
Die Positionslichter tanzen im leichten Wellengang. Auf den Schiffen zahlreiche Menschen in Feierlaune. Es wird gegrillt und gechillt, gegessen und getrunken – der Alkohol fließt sicht- und hörbar in rauen Mengen.
„Nach unseren Beobachtungen waren die Schiffsführer auch in dieser Hinsicht diszipliniert“, berichtet Andreas Dummel. Rund 30 seiner Kollegen sind auf Streife unterwegs und haben ein Auge auf das Geschehen. Niemand ist nach offizieller Angabe ausfallen geworden.
Nach dem Feuerwerk kommt dann die eigentliche heiße Phase im Konstanzer Trichter. Die meisten der 3000 Boote machen sich auf den Heimweg – die einen mit weniger Eile, die anderen mit mehr. „Kollegen aus Überlingen und Friedrichshafen haben viele dorthin begleitet und geleitet“, erzählt Andreas Dummel. „Auch das hat vorbildlich funktioniert.“
Ein Lichtermeer auf dem See
Der Seerhein ist ein einziges Lichtermeer zwischen 23 und ungefähr 2 Uhr nachts: Die Boote müssen bei Nacht ein weißes Rundumlicht tragen sowie größere Schiffe in Fahrtrichtung mit einem grünen Licht auf Steuerbord (rechts) sowie einem roten auf Backbord (links) ausgestattet sein.
Eine nächtliche Karawane
Wie eine andächtige Karawane machen sich die Menschen auf ihren Booten auf den Heimweg in ihre Heimathäfen. Sollte das tatsächlich das letzte Feuerwerk des Seenachtfestes gewesen sein, so bleibt es haften als eines der schönsten. Und noch schöner wurde es durch die beste Sicht. Auf Augenhöhe mit dem Wasser.