Christoph Hoser hatte gerade erst mit dem Wirtschafts-Studium an der Hochschule HTWG in Konstanz angefangen, da hatte der heute 28-Jährige schon eine Idee für eine Unternehmensgründung. Und diese Idee hatte, entgegen aller Trends, nichts mit Digitalisierung zu tun. Im Gegenteil. „Ich will, dass die Kinder wieder weg von der Playstation oder vom Smartphone kommen und wieder auf den Fußballplatz gehen“, sagt Christoph Hoser. 2015 gründet er das Unternehmen Spielmacher-Events am Ball. Seitdem richtet er überregionale Kinder- und Jugend-Turniere aus – und verdient Geld damit.

Um es vorweg zu nehmen: Hoser ist Bayern-Fan. Und fußballverrückt. Sein Cousin hat dort in der Jugendmannschaft gespielt, Hosers Onkel und seine Tante haben ihn schon als Kind zu den Spielen mitgenommen. „Das war in den 90er Jahren. Lothar Matthäus war der große Star und mein großes Vorbild. Ich selbst spiele Fußball, seit ich fünf Jahre alt bin.“ Warum also nicht den Fußball zum Beruf machen? „Das klingt abgedroschen, war aber eben mein Traum.“ Sicher war er sich nicht, hat viel mit seiner Familie und Freunden über die Idee gesprochen. Als Student in Vorleistung für eine Unternehmensgründung zu treten, ist gewagt. „Aber wer nicht wagt, der nicht gewinnt“, sagt Hoser.

Fußball in der einen, Arbeitsrecht in der anderen Hand: Christoph Hoser kennt sich mit beidem gut aus.
Fußball in der einen, Arbeitsrecht in der anderen Hand: Christoph Hoser kennt sich mit beidem gut aus. | Bild: Aurelia Scherrer

In seiner Heimat Tannhausen bei Augsburg organisiert er zwei Test-Turniere, die gut laufen. Also wagt Hoser den Schritt und gründet eine Unternehmensgesellschaft (UG). Der Vorteil: Die Haftung ist beschränkt auf das Vermögen der UG, das Privatvermögen bleibt unberührt und die Unternehmensgesellschaft kann theoretisch bereits ab einem Euro Stammkapital gegründet werden – auch, wenn es natürlich dennoch bestimmte Kosten gibt bei der Gründung. Rund 400 Euro bezahlt Hoser für den Notar, den Eintrag ins Handelsregister, die Einrichtung eines Bankkontos. „Die müssen auch im Unternehmen drin sein, sonst ist es Insolvenzverschleppung.“ 170 Euro im Jahr Mitgliedsbeitrag müsse er außerdem an die Industrie- und Handelskammer zahlen.

Heute, drei Jahre später, hat Hoser schon einige Turniere in ganz Deutschland erfolgreich ausgerichtet und sein sportliches Netzwerk erweitert – in München, Essen, Leipzig, Braunschweig und natürlich in Konstanz. Aktuell arbeitet er mit dem TV Konstanz für ein Fußball-Camp in den Pfingst- und den Sommerferien zusammen und kümmert sich um alles Organisatorische: Platz, Anmeldeformalitäten, Rückfragen, die Verpflegung vor Ort, die Trainer, Sponsorensuche, Abrechnung. „Der Verein ist dann größtenteils unterstützend da, falls ich Hilfe brauche und gibt es natürlich intern weiter an die Kids.“ Damit greift Hoser auch eine gesellschaftliche Entwicklung auf: Beim Ehrenamt gibt es Grenzen und Dinge, die ein Verein alleine nicht stemmen könnte. „Ehrenamt geht zurück, immer weniger Menschen stellen sich freiwillig zur Verfügung“, sagt Hoser. „Wir Fußballpädagogen überlegen uns Maßnahmen, die zusätzlich zum jährlichen Training passen und runden es somit ab.“

Schon vergangenes Jahr hat Hoser eine Mini-Europameisterschaft in Konstanz organisiert. Die nächsten Turniere in Konstanz sind an ...
Schon vergangenes Jahr hat Hoser eine Mini-Europameisterschaft in Konstanz organisiert. Die nächsten Turniere in Konstanz sind an Pfingsten und in den Sommerferien. Archivbild: Oliver Hanser | Bild: Hanser, Oliver

Die Grundidee sei ganz klar, „die Kinder wieder aktiv für den Sport zu begeistern“. Gerade Fußball bringe einem viel bei: „Scheitern, Teamarbeit, seine Stärken, Schwächen zu erkennen, zu reifen – was ja bei Profifussballern sehr anschaulich wird.“ Ein solches Beispiel trainiert demnächst Konstanzer Fußball-Kids. Bajram Sadrijaj, ein ehemaliger Spieler des Bundesligisten Borussia Dortmund, übernimmt einen Trainerposten bei mindestens einem der beiden Turniere und steht den Kindern für Fragen und Antworten zum Profigeschäft bereit. Sadrijaj hat unter Ex-BVB-Trainer Jürgen Klopp debütiert, Hoser kennt ihn noch aus seiner Heimat Tannhausen. Dort spielte Sadrijaj in der A-Jugend, als er bei einem Spiel entdeckt wurde. Schlagzeilen machte der Fußballer allerdings nicht nur sportliche. Er bekam einen Eintrag ins Guinessbuch der Rekorde, nachdem er 12 Sekunden nach seiner Einwechslung im DFB-Pokal gegen Essen mit einer Roten Karte vom Platz flog. 2011 war Sadrijaj zudem bei einem Autounfall eines illegalen Straßenrennens verwickelt. Sadrijaj prallte gegen zwei Autos und eine Hausfassade. Alle Beteiligten kamen unverletzt davon, es entstand jedoch insgesamt ein Sachschaden von 91 500 Euro.

Ist er da wirklich ein gutes Vorbild für die Kinder? „Ich habe mir darüber natürlich auch Gedanken gemacht und mit ihm darüber gesprochen“, antwortet Hoser. „Er meinte, es sei ein Riesenfehler gewesen damals. Er war in den falschen Kreisen, hatte die falschen Freunde. Das passiert, wenn man zu schnell vom Amateur- in den Profibereich kommt“, erklärt Hoser und ergänzt: „Jeder macht mal Fehler. Aber man muss schauen, wie man das wieder gerade biegt. Er hat das gemacht. Und kann einiges zum Profi-Fußball erzählen.“

Auch, wie es ist, mit Niederlagen umzugehen: Infolge zahlreicher Knieverletzungen und Operationen musste Sadrijaj seine Profi-Karriere mit 24 Jahren aufgeben und ist heute wieder bei seinem Stammverein Thannhausen unter Vertrag.

Wie geht es für Christoph Hoser nach dem Studium weiter? „Die Frage stell ich mir auch gerade. Die Tendenz geht hin zum Master und dann auf jeden Fall nebenbei das Projekt Spielmacher zu vergrößern. Und im Idealfall eine Gruppe Menschen zu vernetzen, die das Projekt so groß machen, dass eine Gruppe von Freunden darin arbeiten kann. Das ist das Ziel beziehungsweise mein Traum.“

 

Die nächsten Camps in Konstanz:

- Pfingstcamp 28 bis 31. Mai 2018 auf dem Schänzle

- Sommercamp 25. bis 28. Juli (Beginn erster Tag: 13.30 Uhr nach der Schule; auf dem Schänzle)

Mehr Informationen gibt es hier: www.spielmacher.club