Fassungslosigkeit, Wut, gar Trauer um vier gefällte Kastanien auf der einen Seite. Beharren auf geltendem Baurecht und dringend nötiger Altenpflegeplätze auf der anderen. Die Auseinandersetzung um das künftige Pflegeheim Haus Zoffingen der Caritas-Altenhilfe in der Niederburg geht in eine neue Runde.
Während die Initiative Zukunft Zoffingen in einer Mitteilung den Vorwurf erhebt, der Caritas wie auch der Konstanzer Politik bedeuteten die Werte der Menschen nichts, bleibt Caritas-Geschäftsführer Andreas Hoffmann dabei: "Wir würden heute in der Kommunikation nichts anders machen als in der vorigen Woche."
Um 8.08 Uhr verschickte die Caritas eine Pressemitteilung, gefällt wurde zu diesem Zeitpunkt bereits
Am 15. Januar um 8.08 ging eine Mitteilung mit dem Betreff "Pflegeheim Zoffingen: erste Baumaßnahmen beginnen" an die Medien. Wenige Minuten zuvor hatte ein Unternehmen aus Orsingen damit begonnen, vier Kastanien im einstigen Schulhof zu fällen.
Hoffmann räumt gegenüber dem SÜDKURIER ein: "Wir waren uns bewusst über mögliche Proteste." Diese umging die Caritas mit der ausbleibenden Ankündigung über die bevorstehende Fällung. Dass diese nun rascher stattfand, als von manchen erwartet, begründet Hoffmann mit der Vorgabe, Baumfällungen bis März abzuschließen.
Initiative Zukunft Zoffingen zweifelt an Anstand und Wertschätzung für Menschen
Protest regt sich dennoch. Die Caritas habe gewusst, so schreiben Mitglieder von Zukunft Zoffingen, wie viel die Bäume "zumindest den Anwohnern, aber auch Konstanzern weit darüber hinaus wert waren". Selbst wenn für die Errichtung des Pflegeheims keine Baugenehmigung notwendig sei, wäre es laut der Initiative eine Frage des Anstands und der Wertschätzung gewesen, während eines laufenden Verfahrens keine Fakten zu schaffen.
Der Ausgang eines Widerspruchsverfahrens am Regierungspräsidium Freiburg ist weiterhin offen. Der Streit jedoch hat die Diskussion um Für und Wider eines Pflegeheims am Standort der ehemaligen Mädchenschule verlassen. Die Beteiligten der Initiative fühlen sich laut ihrer Mitteilung "durch das abschätzige Vorgehen der Caritas vor den Kopf gestoßen". Das Verhalten der Stadtverwaltung und einer Mehrheit im Gemeinderat zeige ferner: "Alle reden von Politikverdrossenheit – hier in Konstanz ist man schon weiter – da wird kräftig daran gearbeitet."
Laut Caritas wäre der Pflegesatz durch ein kleineres Gebäude auf 6000 Euro gestiegen
Die Caritas wiederum verweist auf das kollektive Drängen der Krankenkassen, Heimaufsicht und der Stadt am Standort Zoffingen einen größtmöglichen Ersatz für die unumgängliche Schließung des Marienhauses zu schaffen. Andreas Hoffmann sagt: "Ohne den Anbau im Schulhof, wegen dem die vier Kastanien gefällt werden mussten, gäbe es 24 Pflegezimmer und 15 Tagespflegeplätze weniger."
Er rechnet vor: "Der Pflegesatz würde dann bei circa 6000 Euro pro Monat und Bewohner liegen, ansonsten sind es zwischen 3000 und 4000 Euro." Schon deshalb müsse das Projekt in der Niederburg die geplanten 110 stationären und 15 bis 25 Tagespflege-Plätze aufweisen.
"Der Vorwurf, der Caritas ginge es um die Maximierung der Gewinne, ist schlicht falsch. Es geht einzig um einen wirtschaftlichen Betrieb", erklärt Hoffmann.
Nachpflanzung geplant
Die Caritas hat angekündigt, die im Schulhof gefällten Kastanien mit Ersatzbepflanzungen "im neuen, größeren Garten und auf dem gesamten Gelände" auszugleichen. Einen Verlust an Grün werde es also nicht geben, fasst der Wohlfahrtsverband in einem Faktencheck zum neuen Pflegeheim zusammen. Der bislang versiegelte Schulhof werde im Gegenteil grüner, im Ergebnis verliere die Niederburg keine Bäume. Der größere von zwei Gärten des Hauses Zoffingen werde – ausgenommen der Nachtstunden – öffentlich zugänglich sein. Ein zweiter, kleinerer Garten solle als geschützter Raum für Bewohner dienen.