Julia Leiber

Am Sonntag oder Feiertag zum Tanken mal schnell in die Schweiz fahren: Tanktourismus war für viele in unserer Grenzregion eine beliebte Freizeitbeschäftigung. Doch die Zeiten, in denen man für einen Liter Super-Benzin 25 Cent weniger zahlt, scheinen vorbei zu sein. Lohnt sich daher die Fahrt in die Schweiz überhaupt noch?

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Der ADAC vergleicht die Benzinpreise in Europa. Durchschnittlich kostet Benzin im Januar in Deutschland 1,45 Euro pro Liter, in der Schweiz 1,50 Euro. Deren Daten basieren auf einer Erhebung des Schweizer Automobilclubs TCS.

Ein Grund für den geringen Treibstoff-Preisunterschied ist der Wechselkurs von Euro und Franken. Im Moment sei der Euro schwach, sagt Erich Schwizer vom Automobilclub Touring Club Schweiz. „Wenn der Euro wieder an Wert gewänne, und somit der Schweizer Franken für Deutsche günstiger würde, wäre auch das Tanken in der Schweiz wieder attraktiver.“

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Sinkender Rohölpreis in der Schweiz

Als weitere Ursache für die günstigeren Benzinpreise nennt Schwizer den Rohölpreis, der gesunken ist. „Im Laufe dieser Woche sinken die Treibstoffpreise in der Schweiz um drei Rappen pro Liter“, erläutert Schwizer. Das sind umgerechnet 2,8 Cent. „Somit können die Raffinerien den Rohstoff günstiger einkaufen“, sagt der Spritpreis-Experte.

Er gehe davon aus, dass dadurch auch die Produktpreise für Benzin und Diesel an den Spotmärkten gesunken seien. Unter einem Spotmarkt werden Handelsplätze für Rohöl und Mineralölprodukte verstanden. Dies hat einen Einfluss auf die Spritpreisbildung in der Schweiz, wie Daniel Schindler, Leiter Kommunikation Avenergy Suisse, bestätigt. Der schweizerische Verband vertritt die Interessen von Importeuren flüssiger Brenn- und Treibstoffe.

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Mineralölsteuer spielt große Rolle bei der Spritpreisbildung

Jedoch wird der Benzinpreis nur zum Teil vom Rohölpreis bestimmt. Entscheidender sind in der Schweiz Mineralölsteuer, Mineralölsteuerzuschlag und Importabgaben. „Die staatlichen Abgaben machen mehr als die Hälfte des Benzinpreises aus. Hinzu kommen Vertriebs-, Beschaffungs- und Frachtkosten“, erklärt Schindler.

Allerdings räumt Schindler ein, dass sich die Benzin- und Dieselpreise in der Schweiz insgesamt auf verhältnismäßig konstantem Niveau bewegen. Preisschwankungen an den Terminmärkten von bis zu 4,4 Prozent pro Tag seien nicht außergewöhnlich.

Schindler erläutert: „Die Treibstoffpreise in der Schweiz und in Deutschland sind und waren immer unterschiedlich. Die Preise unterscheiden sich auch in der Schweiz von Region zu Region und von Anbieter zu Anbieter, was ein Indiz für einen gesunden Wettbewerb ist.“

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Diesel in der Schweiz deutlich teurer

Im Gegensatz zu Benzin sind die Preisunterschiede beim Diesel weiterhin groß. Diesel ist in der Schweiz auffallend teuer. Das liegt an der Höhe der Mineralölsteuer. Diese beträgt 75,87 Rappen. Das sind umgerechnet 70,83 Cent.

Diesel kostete gestern an dieser Kreuzlinger Tankstelle 1,55 Euro pro Liter, in Konstanz zwischen 1,31 und 1,34 Euro. Wegen der höheren ...
Diesel kostete gestern an dieser Kreuzlinger Tankstelle 1,55 Euro pro Liter, in Konstanz zwischen 1,31 und 1,34 Euro. Wegen der höheren Besteuerung des Diesels in der Schweiz kommt der große Preisunterschied zustande. | Bild: Oliver Hanser

„Ein Mehrpreis von etwa 4 Rappen beim Diesel, gegenüber Bleifrei 95, ist in der Schweiz auf die Besteuerung zurückzuführen. Benzin wird mit etwa 86 Rappen pro Liter besteuert – Diesel mit fast 90 Rappen pro Liter“, erklärt Mobilitätsexperte Erich Schwizer von der Mobilitätsberatung beim Touring Club Schweiz.

In Deutschland beträgt die Energiesteuer bei Diesel 47,04 Cent je Liter. Das sind im Vergleich zur Schweiz 23,79 Cent Unterschied.

Diesel wird in der Schweiz höher besteuert

Schwizer bestätigt: „In vielen anderen Ländern wie Deutschland, Österreich und Italien wird Diesel weniger stark besteuert als Benzin und ist deshalb günstiger.“ Somit erklärt sich der Preisunterschied für Super-Benzin und Diesel an den Tankstellen in Deutschland und der Schweiz weitgehend durch die Besteuerung.