Fronleichnam ist in Deutschland ein Feiertag, während nur wenige Meter weiter in der Schweiz gearbeitet wird und die Geschäfte geöffnet haben.

In den 1990-er Jahren wurde unser Nachbarland an solchen Tagen regelmäßig überrannt. Kaffee, Nudeln und Tabakwaren wurden tonnenweise in nördlicher Richtung über die Grenze gebracht – meist in frisch vollgetankten Autos. Die Filiale eines Supermarktes nahe des Zolls hatte damals ihre beste Zeit – mit etwa 60 Prozent Kunden aus Deutschland.

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Diese Zeiten sind jedoch Geschichte. Inzwischen sind die Schweizer Preise so hoch und der Frankenkurs so schlecht, dass der Markt längst dichtmachen musste und es sich fast nur noch lohnt, des Benzins wegen über die Grenze zu pendeln.

Doch ist es tatsächlich so, dass die grenznahen Tankstellen an einem solchen Nudelsonntag, wie die deutschen Feiertage einst genannt wurden, vor dem Ansturm aus dem Nachbarland fast zusammenbrechen? Stöhnt an Fronleichnam ganz Kreuzlingen auf, wie manch Konstanzer am Wochenende wegen der Schweizer Einkaufstouristen?

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Wir haben uns bei drei Tankstellen umgehört. Die Mitarbeiter sprechen gerne mit der Presse, bitten aber darum, ihre Namen nicht in der Zeitung zu lesen, da sie sich nicht offiziell öffentlich äußern dürfen.

Avia Tägerwilen

„Etwa die Hälfte unserer Kunden und die Hälfte des Umsatzes kommen aus Deutschland“, heißt es in Tägerwilen. Tendenz steigend. An den Samstagen sei es in der Regel ruhiger, wenn die Schweizer in Konstanz sind. Über die Jahre hätte sich groß nichts verändert, mal kommen mehr Deutsche, dann wieder weniger. Alles hänge von den Preisen im jeweiligen Land ab.

„Wir sind direkt an der Grenze, da wären die Konstanzer ja doof, wenn sie nicht hier tanken würden“, sagt die Mitarbeiterin, während reger Betrieb an den vier Zapfsäulen ihrer Tankstelle herrscht. Sie selbst kaufe so gut wie nie in Konstanz ein, fährt sie fort. „Nur ab und zu in der Drogerie. Ich verdiene mein Geld in der Schweiz, dann lasse ich es auch da liegen.“

Socar Kreuzlingen

An der Kreuzlinger Tankstelle nahe des Zolls freuen sie sich noch immer über viel Kundschaft aus Deutschland, im Moment kämen allerdings etwas weniger Grenzgänger als in vergangenen Jahren. „Teilweise sind sie bis in den Kreisel gestanden“, heißt es. An Fronleichnam sind nicht einmal alle Zapfsäulen besetzt, doch dank des Feiertags sei schon etwas mehr Betrieb als üblich, sagt eine Mitarbeiterin.

Tamoil Kreuzlingen

Ganz besonders viele Deutsche kommen zu dieser Tankstelle nach Kreuzlingen. „An die 90 Prozent der Kunden“ seien aus dem Nachbarland, erklärt der Mitarbeiter, „früher waren es sogar noch mehr, aber im Moment ist der Kurs nicht so günstig.“

Vor einigen Jahren sei der Laden immer brechend voll gewesen „die Autos standen Schlange bis auf die Straße“. Beklagen will sich der Mitarbeiter aber nicht. „Es läuft immer noch gut“, sagt er lächelnd, „auch dank der vielen deutschen Stammkunden.“

Bild 1: Es gibt ihn noch: den Tanktourismus. So viel Betrieb herrscht an einem deutschen Feiertag an Schweizer Tankstellen
Bild: Steller, Jessica

Er selbst gehe auch gerne nach Konstanz zum Einkaufen – allerdings nicht mehr an den Wochenenden. „Da ist mir die Stadt zu voll, auch mit vielen Schweizern aus Bern, Zürich oder St. Gallen“, sagt er. „Ich laufe lieber unter der Woche mit dem Rucksack rüber, es muss ja nicht mit dem Auto sein.“ Einen Ansturm wegen Fronleichnam spürt er nicht. „Heute ist ein ganz normaler Tag, es ist eher weniger los als Anfang der Woche.“