Geister, Todesserien und Gottesstrafen, das gibt es doch nicht in Konstanz, könnte manch ein Bürger denken. Aber auch die schönsten Städte bieten die schaurigsten Geschichten.Vier Konstanzer Geschichten zeugen davon, was sich Erklärliches und Unerklärliches vor unserer Haustüre zugetragen haben soll.
Die Spukhäuser der Hussenstraße
Die Hussenstraße in der Altstadt weist gleich zwei angeblich spukende Häuser auf. Hussenstraße 3 wird anscheinend seit 1747 heimgesucht. Man berichtete von Geräuschen und einem Seufzen, dessen Ursprung unerklärlich gewesen sei, so Historikerin Sylvia Grossmann. Den Bewohnern sei so mulmig geworden, dass sie letztendlich Geistliche beauftragt hätten, sich um den Geist zu kümmern. Diese sollen Sand auf dem Boden verteilt haben, in dem sich unbekannte Fußabdrücke abgezeichnet hätten. Der Geist sei nicht ausgetrieben worden, doch mit der Zeit verlebte sein Mythos. Manche Bewohner berichten jedoch auch heute noch von einem unguten Gefühl…
So auch in der Hussenstraße 4, dem Haus direkt gegenüber. In einem Internetforum beschreibt ein Einwohner, wie er und seine Familie sich bei einer Treppe des Hauses schon immer äußerst unwohl gefühlt hätten. Man traute sich kaum noch, die Treppe allein hinunterzugehen, so stark sei das Herzrasen gewesen. Dem Vater erschiene eines Tages im Treppenhaus sogar ein Gesicht, begleitet von lauten Schreien. Letztendlich zog die Familie fort. Lange danach sei die Wohnung leer geblieben, die Fenster zugenagelt.
Der Domherrenspuk
Die Niederburg ist der älteste Stadtteil in Konstanz. In ihr befanden sich früher viele Domherrenhöfe. Im 16. Jahrhundert starb dort in kurzem Zeitraum ein Domherr nach dem anderen auf mysteriöse Weise. Es wurde sich erzählt, dass vor den Häusern der Sterbenden tagelang eine mysteriöse Gestalt saß, deren Schatten immer länger geworden sei. Nachts hätten dann plötzlich Lichter im Münster geleuchtet, es seien zudem komische Geräusche aus dem Innern der Kirche vernommen worden. Noch heute ist unklar, ob es sich bei der Todesserie nur um reinen Zufall handelte.
Das einarmige Kind
Im 15. Jahrhundert soll sich ein Zweikampf zwischen zwei Herren in Konstanz zugetragen haben. Frauen wurde es zu dieser Zeit verboten, einem solchen Duell zuzusehen, doch eine Schwangere aus dem Paradies habe sich dennoch zu den Schaulustigen gesellt. Der Kampf soll blutig ausgegangen sein, ein Mann verlor seinen Arm. Der Mythos besagt, dass, als die Zuschauerin später ihr Kind zur Welt brachte, dem Neugeborenen ein Arm fehlte.
Eine Strafe Gottes
Die Jahre 1816 und 1817 waren ein Albtraum für Konstanz. Die Bewohner hatten mit einem bitterkalten Sommer, einer schlechten Ernte und einer überschwemmten Marktstätte zu kämpfen. Viele verhungerten in diesem Jahr, ganz Europa litt. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts ließen diese Umstände nur eine Vermutung zu: der Allmächtige selbst müsste die Menschheit zur Rechenschaft ziehen wollen.
Heute ist man schlauer. 1815 brach der indonesische Vulkan Tambora aus. Die Folgen zeigten sich weltweit, viel Asche wurde in die Stratosphäre geschleudert, was dazu führte, dass Sonnenstrahlen an den Schwefelteilchen in der Luft bereits reflektiert wurden und so die Erde nie erreichten. Laut Evy-Maria Basts und Heike Thissens „Geheimnisse der Heimat” hatte dies eine zweijährige elende Hungersnot, sowie die größte Überschwemmung, die der Bodensee je gesehen hatte, zur Folge.
Der Schnee, der sich 1816 ansammelte, schmolz im Jahr darauf und war unter anderem für die Überflutung der Marktstätte verantwortlich, wie Sylvia Grossmann erklärte. Noch heute erinnert eine Hochwassermarke an der Hauswand der Marktstätte 16 an jenes Ereignis. Sie befindet sich auf Knöchelhöhe und wird oft übersehen, da meist Blumentöpfe vor ihr stehen.