Wer bewirtet künftig die gute Stube der Stadt? Mit dieser Frage muss sich schon sehr bald die Verwaltung und die Kommunalpolitik beschäftigen. Denn Konzil-Wirt Manfred Hölzl hat seinen laufenden Pachtvertrag zwar noch einmal bis Ende 2020 verlängert bekommen. Doch noch in diesem Jahr will die Stadtverwaltung mit einer europaweiten Ausschreibung regeln, wer künftig das Veranstaltungshaus mit dem in Konstanz als Patronentasche bekannten Restaurant betreiben darf. Es geht um mehr als vier Millionen Euro im Jahr Umsatz und eine Pachteinnahme im Bereich von 400 000 Euro.

Der Millionen-Umsatz lockt Begehrlichkeiten

Um ein Haar wäre für den bisherigen Pächter Manfred Hölzl schon Ende Februar und ziemlich Knall auf Fall Schluss gewesen. Entsprechende Informationen des SÜDKURIER bestätigte Thomas Stegmann, der Chef des städtischen Hochbauamts. Zum genauen Verfahren will er nichts sagen, aber verschiedene Quellen bestätigen, dass die Verwaltung im Jahr 2017 überrascht feststellte, dass der Vertrag für das historische Gebäude kurz vor dem Ablauf stand. Das Rechnungsprüfungsamt wollte so schnell wie möglich EU-weit ausschreiben, denn Interessenten für den künftigen Betrieb des Konzils gibt es mehrere. Unter den kursierenden Namen ist auch der eines Stuttgarter Groß-Cateringbetriebs.

Um die Verlängerung musste Hölzl kämpfen

Was dann passierte, fasst Manfred Hölzl auf Anfrage des SÜDKURIER so zusammen: Es gab mehrere Runden. Erst bot die Verwaltung eine Verlängerung nur bis Ende 2018 an, dann bis Ende 2019 und schließlich bis Ende 2020. Darüber, sagt Hölzl, ist er zunächst froh, "denn bei mir kommen jetzt schon Buchungen für Veranstaltungen 2019, und ich hätte ja nicht einmal gewusst, an wen sich die Interessenten wenden sollen". Dass nach dann fast 40 Jahren für ihn und seine Familie Schluss sein könnte, daran mag er gar nicht denken. Aber er sagt mit Blick auf 2020, wenn er 65 Jahre alt wird, auch: "Ob ich mich in ein Ausschreibungsverfahren mit völlig ungewissem Ausgang begebe, weiß ich noch nicht."

Wirt spürt Rückhalt bei Veranstalten und Bürgern

Das Interesse am Betrieb des Konzils kann Hölzl verstehen: "Der Betrieb arbeitet mit Gewinn, und es ist ein weltweit einmaliges Gebäude mit einer weltweit einmaligen Geschichte." Auch große Veranstaltungen gingen dort problemlos über die Bühne, und das Restaurant bietet im Sommer eine ideale Touristen-Lage direkt am Hafen. Zugleich spürt er einen großen Rückhalt bei den Konstanzern: "Unsere traditionelle, badische Küche mit frischen Zutaten aus der Region ist etwas, was es in der Stadt nicht mehr so oft gibt." Ob ein Pächter von auswärts daran festhalten würde, daran zweifelt er.

Und was wird aus den fast 100 Mitarbeitern?

Doch nicht nur die Gäste fragen sich nun, wie es mit dem Konzil weitergeht. An dem Haus hängen Hölzl zufolge fast 100 Arbeitsplätze, zwei Drittel von ihnen in Vollzeit. Tätig sind Hausmeister und Köche, Servicekräfte im Restaurant und Verwaltungs-Mitarbeiter, und fast alle von ihnen sind ganzjährig angestellt. "Wir haben hier viel aufgebaut und gute Arbeitsplätze geschaffen", sagt Manfred Hölzl, der den Betrieb 1982 zusammen mit seinen Eltern übernahm. Wie auch immer es weitergehe: Er hoffe vor allem, dass sein "tolles Team" über 2020 hinaus eine Perspektive habe.

Die Politik kann bei der Vergabe nicht viel mitreden

Was sich die Stadt finanziell und konzeptionell vom künftigen Konzil-Wirt erwartet, steht laut Amtsleiter Thomas Stegmann noch nicht fest. Die Ausschreibungsbedingungen würden demnächst erarbeitet, und genau darauf beschränkt sich auch der Einfluss des Gemeinderats – bei der Frage, wer den Zuschlag erhält, bleibt die Politik außen vor. Manfred Hölzl rechnet damit, dass das Verfahren in diesem Jahr beginnt oder vielleicht sogar schon abgeschlossen wird. An den Abschied vom Konzil denkt er dennoch kaum: "Wir alle haben hier viel zu tun und konzentrieren uns lieber auf das Geschäft und unsere Kunden."

Und warum muss das gleich europaweit laufen?

Die Stadt Konstanz sieht sich verpflichtet, Verträge europaweit auszuschreiben, wenn es mehrere Interessenten an einem Abschluss gibt. Erstes Verfahren war die Vergabe des Weihnachtsmarkts, das viele Kommunalpolitiker als unbefriedigend empfinden – es endete damit, dass die Familie Stracke drei Jahre weitermachen darf. Beim Seenachtfest ging der Zuschlag auch für viele Kenner der Materie überraschend an die Stuttgarter Agentur Full Moon Group. Auch für das Wein- und Oktoberfest wurden bereits EU-weite Ausschreibungen diskutiert.