Für Jan Blessing sind schlecht-Wetter-Tage die besseren. Deshalb ist er auch immer genau informiert, wie das Wetter werden soll. Jan Blessing, 25, ist Fachangestellter für Bäderbetriebe und Betriebsleiter am Hörnle-Freibad. „Sehr gutes Wetter bedeutet für uns Stress. Deshalb sind mir die bewölkten Tage lieber“, sagt er. Blessing gehört er zu einer immer kleiner werdenden Berufsgruppe: Deutschlandweit besteht inzwischen großer Mangel an Bademeistern. In manchen Städten sind Bäder geschlossen worden, weil es nicht ausreichend Aufsichtspersonen gab.

Vier Kollegen sorgen für die Sicherheit am Hörnle

Bei der Konstanzer Bädergesellschaft (BGK), einem Tochterunternehmen der Stadtwerke, ist das Problem noch nicht akut. Die Stellen der BGK sind derzeit alle besetzt, wie Christopher Pape, Pressesprecher bei den Stadtwerken, erläutert. Am Strandbad Hörnle arbeitet Jan Blessing gemeinsam mit einem Kollegen, der als Rettungsschwimmer ausgebildet ist, zusätzlich helfen zwei 450-Euro-Kräfte aus. Am Wochenende werden sie durch ehrenamtliche Kräfte der DLRG unterstützt. Die Besetzung in den Strandbädern Wallhausen, Dingelsdorf und Litzelstetten fällt dünner aus: dort ist je ein Fachangestellter für Bäderbetriebe oder ein Rettungsschwimmer eingesetzt.

Unabhängigkeit und Freiheit

Jan Blessing liebt seinen Job, für ihn bedeutet er Gestaltungsfreiheit und Unabhängigkeit. Der 25-Jährige hält sich den ganzen Tag draußen auf und trägt viel Verantwortung. Seine Aufgabe ist es, die Übersicht über das Geschehen im Bad zu behalten und dafür zu sorgen, dass der Betrieb funktioniert: das reicht vom Leeren der Mülleimer bis zum Wegräumen von umgestürzten Bäumen nach einem Gewitter.

Eine Ausbildung reicht nicht aus

Neben seiner Ausbildung als Fachangestellter hat Blessing eine handwerkliche Ausbildung. Er ist Bootsbauer, sein Kollege ist Elektriker. Das hilft, wenn es darum geht, Reparaturen zu erledigen. Für die Stadtwerke ist die handwerkliche Grundausbildung eine Voraussetzung bei der Einstellung.

Die Baderegeln setzt Jan Blessing streng durch

Neben seinen Leitungsfunktionen muss Jan Blessing aber auch oft sehr konkret eingreifen: zum Beispiel, wenn eine Gruppe Jugendlicher mit einem Kasten Bier das Strandbad besuchen will. Dann erläutert Jan Blessing mit Nachdruck die Regeln im Hörnlebad. Oder, wenn eine Mutter ihr Kind verloren hat. Das komme häufig vor, sagt Blessing, und in dem Moment binde es viele Kapazitäten. Das Kind müsse rasch gefunden werden, schon allein, um es vor dem Ertrinken zu schützen.

Eltern haben die Pflicht, ihre Kinder im Blick zu behalten

Wenn das Kind gefunden ist, geht Blessing streng mit den Eltern um. In aller Regel handele es sich um eine Vernachlässigung der Aufsichtspflicht. Die Eltern seien durch ihr Handy oder Buch abgelenkt. Das möge im Garten in Ordnung sein, am See kann es lebensgefährlich werden.

Wenn‘s schnell gehen muss: Dieses Boot steht Jan Blessing und seinen Kollegen zur Verfügung, um Badende notfalls zu retten. Auch ...
Wenn‘s schnell gehen muss: Dieses Boot steht Jan Blessing und seinen Kollegen zur Verfügung, um Badende notfalls zu retten. Auch die DLRG hat hier Boote deponiert. | Bild: Wagner, Claudia

Durchsetzen muss sich der Bademeister oft

In diesen Situationen braucht der 25-Jährige alle soziale Kompetenz, die ihm eigen ist. Deutlich weniger einsichtig als Jugendliche, die es gewohnt seien, zurechtgewiesen zu werden, seien Personen im mittleren Alter, sagt er. Sich gegen sie durchzusetzen, wenn sie eine Baderegel nicht einsähen, könne schwierig werden. Darin sieht Blessing auch einen Grund, der viele vor dem Beruf zurückschrecken lasse. „Man muss bereit sein, hinzustehen und eine Meinung zu vertreten, mit der man alleine ist“, erläutert er.

Im Sommer viel Arbeit, im Winter frei

Wer ein konventionelles Arbeitsverhältnis sucht, ist ebenso an der falschen Stelle. Der Bademeister arbeitet im Saisonbetrieb. Konkret sieht das bei der BGK so aus, dass während des Sommerbetriebs viele Überstunden anfallen. Eine 50- bis 60-Stunden-Woche sei normal, so Blessing. In den Wintermonaten kann er die Überstunden abbauen und Urlaub machen. Für Jan Blessing passt dieser Rhythmus gut, zumal er den Ehrgeiz habe, dass er und Kollegen auch im Sommer mal eine Woche Urlaub nehmen können. Wer allerdings Wert auf regelmäßige Erholungszeiten legt, wird eher Schwierigkeiten haben.

Wie es um die Zukunft des Berufs bestellt ist

Blessing sieht allerdings die Probleme, die mit dem Fachkräftemangel verbunden sind. Er glaubt, dass die Technisierung das Berufsbild stark verändern wird. Schon jetzt hat das DLRG die Rettung per Drohne getestet, solche Verfahren werden ausgebaut werden, glaubt Blessing. „Die Überwachungssysteme für Becken werden erweitert werden, zur Aufsicht werden irgendwann ungelernte Kräfte mit einer Rettungsschwimm-Ausbildung eingesetzt werden“, ist er überzeugt. Der Fachangestellte für Bäderbetriebe werde voraussichtlich stärker mit Verwaltungsaufgaben beschäftigt sein.