Wenn Marie heute noch leben würde, würde sie mit Sicherheit lachen. Die Stadt Konstanz hat aus Marie eine Maria gemacht. Eigentlich kein Drama – eigentlich. Wenn nach ihr nicht eine Straße im Stadtteil Paradies benannt worden wäre: die Maria-Ellenrieder-Straße.

Hier stimmt was nicht: Eigentlich müsste die Straße Marie-Ellenrieder-Straße heißen. So lautet der Taufname der Konstanzer Malerin.
Hier stimmt was nicht: Eigentlich müsste die Straße Marie-Ellenrieder-Straße heißen. So lautet der Taufname der Konstanzer Malerin. | Bild: Steinert, Kerstin

Anna Marie Ellenrieder – so ihr Taufname – lebte von 1791 bis 1863 in Konstanz. Sie ist keine Unbekannte. Vielmehr war sie eine der einfluss- und erfolgreichsten Malerinnen ihrer Zeit. Immerhin durfte die damals 22-Jährige als erste Frau an der deutschen Kunstakademie in München studieren. Sie hat es sogar bis zur badischen Hofmalerin geschafft. Zahlreiche Porträts und religiöse Altargemälde bilden ihr künstlerisches Vermächtnis.

Marie Ellenrieder war eine begabte Künstlerin, die viele Gemälde mit religiösem Inhalt gemalt hat, wie zum Beispiel „Die Taufe der ...
Marie Ellenrieder war eine begabte Künstlerin, die viele Gemälde mit religiösem Inhalt gemalt hat, wie zum Beispiel „Die Taufe der Lydia“ (1861). | Bild: Marie Ellenrieder/Wikipedia

Der Fehler ist wohl von im 19. Jahrhundert passiert

Um so verwunderlicher ist es, dass im Vornamen aus einem „e“ ein „a“ wurde. „Es dürfte sich dabei um eine Form von Hyperkorrektur handeln“, vermutet Jürgen Klöckler, Leiter des Stadtarchivs Konstanz. Plötzlich seien in der Presse als auch in biografischen Artikeln gegen Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts immer öfter die Rede von Maria, sagt der Historiker. „Das ging dann so weit, dass auch der Straßennamen plötzlich als Maria-Ellenrieder-Straße vergeben wurde“, ergänzt Klöckler.

Seit 1991 trägt die Maria-Ellenrieder-Straße ihren Namen. Der Stadtverwaltung sei damals durchaus bewusst gewesen, dass beide Namensvarianten auftauchen, sagt Anja Fuchs, Pressesprecherin der Stadt. Warum man sich schließlich für Maria entschied, ist heute ungewiss. Eine Umbenennung der Straße ist laut Stadt nicht geplant.

Auch der Künstler Hans Sauerbruch ist der Namensverwechselung aufgesessen. Er hat die Künstlerin auf einem Sgraffito (einem ...
Auch der Künstler Hans Sauerbruch ist der Namensverwechselung aufgesessen. Er hat die Künstlerin auf einem Sgraffito (einem Kratzputzwandbild) Maria genannt. | Bild: Steinert, Kerstin
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In der ganzen Stadt ist der Fehler zu finden

Der Fehler zieht sich in der Stadt fort. Auch die Gedenktafel am Wohnhaus (Zollernstraße 2) von Marie Ellenrieder ist falsch beschriftet. Die gleiche Ungenauigkeit befindet sich auch auf einem Wandbild von Hans Sauerbruch, der der Künstlerin auf einer Hauswand im Paradies einen Ehrenplatz gab. Um diesen Fehler herumgekommen ist der Maler Ferdinand Wagner, der die Wand des Konstanzer Rathauses bemalt hat. Dort steht unter ihrem Porträt nur „M. Ellenrieder„.

Auch auf einer Gedenktafel am Wohnhaus (Zollernstraße 2) ist von Maria die Rede.
Auch auf einer Gedenktafel am Wohnhaus (Zollernstraße 2) ist von Maria die Rede. | Bild: Steinert, Kerstin

Ist vielleicht die Mutter von Marie Ellenrieder gemeint?

Doch trotz des Straßennamens und des Wandbilds: „Der exakte Name lautet Anna Marie Ellenrieder„, bestätigt Klöckler den Schreibfehler. Könnte vielleicht auch ihre Mutter gemeint sein? Diese hieß nämlich Maria. Nein, eindeutig nicht – sagt zumindest der Archivar.

Ein weiterer Beweis, dass die Malerin Marie mit Vornamen hieß, findet sich auf ihrem Grabstein. Ihre letzte Ruhestätte hat die Konstanzerin auf dem Hauptfriedhof gefunden. Dort steht in großen Buchstaben: Marie Ellenrieder. Vielleicht sitzt Marie jetzt im echten Paradies und schmunzelt über das kleine „a“.

Auf dem Grabstein der Malerin auf dem Konstanzer Hauptfriedhof steht ihr Name richtig: Marie Ellenrieder.
Auf dem Grabstein der Malerin auf dem Konstanzer Hauptfriedhof steht ihr Name richtig: Marie Ellenrieder. | Bild: Steinert, Kerstin