„Das ist echt mies und hinterhältig. Wer macht so etwas?“ Carolin Schammer ist entsetzt über das, was sich nun zum wiederholten Mal am Ellenrieder Gymnasium abspielte – auch weil ihr Sohn vor einem halben Jahr bereits ein Opfer war: Unbekannte manipulieren während der Schulzeit zwischen 7.45 und 13 Uhr Fahrräder der Schüler – sie stecken Nägel in den Schlauch, verstellen die Bremsen, öffnen die Ventile oder lösen den Schnellverschluss der Räder – was im schlimmsten Fall zu schweren Unfällen führen kann.

„Ich hoffe, dass die Polizei den oder die Übeltäter findet und dass das nicht mehr passiert“, so Carolin Schammer. „Damit ist wirklich nicht zu spaßen.“ Eine weitere Mutter hat nun Anzeige bei der Polizei erstattet – am 13. und am 26. September bemerkte ihre elfjährige Tochter die Manipulation, als sie daheim ihren Drahtesel anhob und dadurch das Rad abfiel. Der Schnellspannverschluss am Hinterrad war gelöst, so dass das Rad nicht mehr fest geschraubt war, sondern jederzeit aus der Fassung hätte geraten konnte.
Rat an die Kinder: Bitte vor der Fahrt das Rad kontrollieren
„Man kann sich vorstellen, was da passieren kann, wenn sich das Rad während der Heimfahrt löst und das Kind verunfallt“, sagt Herbert Storz von der Pressestelle der Polizei Konstanz. „Wir können den Kindern nur den Ratschlag geben, die Räder vor der Losfahrt unbedingt zu kontrollieren. Einfach kurz anheben und schauen, ob sich ein Rad ablöst. So nervig das auch sein mag. Aber offenbar muss das sein.“
„Unnötig und bescheuert“
Louis Dessaux, Sohn von Carolin Schammer, war im vergangenen Schuljahr Ziel solcher Radmanipulationen. „Mein Schlauch wurde zerstochen und die Ventile aufgedreht. Ich dachte erst, dass sei ein Einzelfall – aber ich kenne viele Mitschüler, denen das auch passiert ist. Das ist absolut unnötig und bescheuert. Was soll das überhaupt? Das bringt doch niemandem etwas“, sagt er. Jeden Tag fährt der 14-Jährige von Wollmatingen ins Ellenrieder Gymnasium, stellt sein Fahrrad ordnungsgemäß im Innenhof ab – wo die strafbaren Manipulationen schon im vergangenen Jahr stattfanden und nun wieder zu beobachten sind.
Schüler wurden zu Beginn des Schuljahres gewarnt
„Das ist der Schulleitung bekannt“, sagt der stellvertretende Schulleiter Timo Eichenlaub. Aus diesem Grund wurden die Schüler zu Beginn der Schulzeit von ihren Klassenlehrern informiert und sensibilisiert. Und trotzdem kam es erneut zu Manipulationen an den Fahrrädern – glücklicherweise bisher ohne Unfall.
„Im Landkreis Ravensburg“, so berichtet Polizeisprecher Herbert Storz, „ist ein Junge schwer gestürzt, weil das geöffnete Rad abgefallen ist, als er über einen Randstein gefahren ist.“ Aus einer Ordnungswidrigkeit wie dem Zerschneiden eines Schlauchs wird schnell eine Straftat, wenn daraus ein gefährlicher Eingriff in den Straßenverkehr abgeleitet oder nach einem Unfall eine Anklage wegen fahrlässiger oder vorsätzlicher Körperverletzung erhoben wird.
Gefängnisstrafe droht
Ein Dummer-Jungen-Streich ist das vorsätzliche Manipulieren eines Fahrrades nicht mehr – es droht sogar eine Gefängnisstrafe. Die Polizei ermittelt in alle Richtungen. Derzeit ist nicht bekannt, ob die Urheber Mitschüler waren oder Personen von außerhalb der Schule. Die Schüler sind auf jeden Fall aufgerufen, erhöhte Vorsicht walten zu lassen.