Die Flüssigkeit ist farblos, hat einen charakteristischen Geruch – und sie ist gefährlich. So gefährlich, dass schon kleine Reste an der Kleidung einer Person einen Menschen in seiner Umgebung ins Krankenhaus bringen können. Cyclohexen heißt die Verbindung, die am Samstag den Großeinsatz der Feuerwehr in der Spanierstraße ausgelöst hatte. Das teilte Polizei-Sprecher Bernd Schmidt am Montag auf Anfrage dem SÜDKURIER mit. Laut dem Datenblatt eines Herstellers wird Cyclohexen vor allem als Lösungsmittel in der Laborchemie verwendet, es ist ein Hilfsstoff zum Beispiel in der Arzneimittelherstellung oder wird in Klebstoffen verwendet. Es handelt sich um einen Kohlenwasserstoff mit der Summenformel C6H10.
Die Polizei konnte den verletzten Studenten zunächst nicht umfassend befragen
Warum der 24-Jährige, ein deutscher Staatsbürger, das Mittel bei sich zu Hause lagerte und wie er an die Substanz kam, war auch zwei Tage nach dem Zwischenfall noch unklar. Schmidt sagte, genau dies seien auch die Fragen der Ermittler. Während es zunächst nicht möglich gewesen sei, den verletzten Studenten umfassend zu befragen, würden jetzt Nachforschungen an der Universität aufgenommen, wo er eingeschrieben ist. Parallel wurden mit einem Kurier Proben aus seiner Wohnung an die Feuerwehr Mannheim geschickt, die für ganz Baden-Württemberg auf Gefahrstoffe spezialisiert ist. Vom Ergebnis hänge ab, wann die Wohnung wieder freigegeben werde.
Auf einen besonders brisanten Hintergrund deutet vorerst nichts hin, so die Polizei
Für die Kriminalpolizei steht eine weitere Frage im Raum: Was wollte der Student mit dem Cyclohexen machen? Obwohl der Stoff nicht nur hoch gesundheitsschädlich, sondern auch explosiv ist, deute bisher nichts darauf hin, dass er möglicherweise einen Sprengkörper bauen wollte. Zu klären ist laut Polizei aber, ob der junge Mann das Cyclohexen legal besessen hat. Das Strafgesetzbuch hat für solche Fälle mehrere einschlägige Bestimmungen. Paragraph 328 regelt den unerlaubtem Umgang mit radioaktiven Stoffen und anderen gefährlichen Stoffen und Gütern. Ermittelt wird laut Polizei aber auch auf Grundlage von Paragraph 330a (schwere Gefährdung durch Freisetzen von Giften). Dort heißt es: "Wer Stoffe, die Gifte enthalten oder hervorbringen können, verbreitet oder freisetzt und dadurch die Gefahr des Todes oder einer schweren Gesundheitsschädigung eines anderen Menschen oder die Gefahr einer Gesundheitsschädigung einer großen Zahl von Menschen verursacht, wird mit Freiheitsstrafe von einem Jahr bis zu zehn Jahren bestraft."
Der junge Mann muss sich womöglich auch wegen Körperverletzung verantworten
Unklar war zunächst, ob sich der junge Mann möglicherweise auch noch wegen Körperverletzung zu verantworten hat. Immerhin wurde ein Mitarbeiter des Rettungsdienstes wegen Dämpfen aus der Kleidung des 24-Jährigen ebenfalls verletzt. Auch hier müssen laut Polizei die Ermittlungen erst noch zeigen, ob der Tatverdächtige vorsätzlich oder fahrlässig gehandelt habe.